Weil wegen den Massnahmen bezüglich des Corona-Virus die Hundeschule nicht mehr wie üblich stattfinden konnte, hat die Hundetrainerin Sandra Guggisberg kurzerhand auf Online-Training umgestellt. Trotz anfänglicher Skepsis scheint die Idee erfolgreich zu sein.
Frau Guggisberg, wie haben Sie das Online-Training geplant und aufgebaut?
Nach der Nachricht des Lockdowns habe ich mir überlegt, wie ich trotz allem meine Hund-Mensch-Teams unterstützen und in Kontakt bleiben kann ohne 1000 Mails und WhatsApps zu beantworten. Ich wollte ihnen nicht einfach Videos senden, sondern sie in den Trainingsschritten anleiten. Da kam ich auf die Idee, dies per Skype oder anderen Anbietern zu machen. Denn in einem Training braucht es oft ganz viele kleine Schritte, welche dann erst zum Zielverhalten führen. In diesen kleinen Schritten ist es aber wichtig keine Fehler zu machen, sonst hat das auf die ganze Verhaltenskette riesige Auswirkungen.
Ich habe also mein Offline-Trainingskonzept angeschaut und die Übungen so abgewandelt, das die einzelnen Schritte auch im Wohnzimmer trainierbar sind. Da keine Zeit war um Videos zu drehen und diese noch zu schneiden, mache ich jeweils die Übungen mit einem meiner Hunde vor, so dass alle sehen können auf was sie zu achten haben und nicht nur den theoretischen Input erhalten. Zurzeit erarbeite ich neben den ganzen Onlinetrainings gerade Videos, welche ich zusätzlich zum Live Input den Kunden zur Verfügung stellen kann.
War das schwer?
Ja und Nein. Für mich war die grösste Schwierigkeit, meine eigene Skepsis zu überwinden. Und Utensilien fürs Training zu finden, die jeder im Haushalt hat. Denn als Hundeschule habe ich natürlich viele Pylonen und anderes Material, welches ich für den Unterricht brauche. Da ist Kreativität gefragt. Meine Teams bekommen jeweils 1-2 Tage vor dem Online Termin ein Mail, in der drinsteht, welche Utensilien sie bereit halten dürfen. Für Pylonen z.B Pet Flaschen usw.
Wie sehen denn die Lektionen aus?
Die Lektionen sind unterschiedlich aufgebaut. Bei den Welpen gibt es die ersten ca. 20 Minuten eine Power Point Präsentation mit vielen theoretischen Inputs, danach zeige ich die Übungen vor und lasse diese dann bei den Teams nachmachen. Bei den Onlinehelden und den Auslastungsgruppen erkläre ich theoretisch, um was es geht und frage nach ob ich es vorzeigen soll. Meistens verstehen diese Teams den Ablauf und können direkt üben. Ich schalte jeweils alle stumm und gehe virtuell von Team zu Team und beobachte genau was sie machen. Dafür schalte ich das jeweilige Team auf laut und leite es gegebenenfalls an.
Was sind die Schwierigkeiten im Vergleich zum Real-Life?
Je nachdem ist eigentlich die einzige Schwierigkeit der Internetempfang. Oder wenn es um Distanztraining geht. Ansonsten können die Teams frei wählen ob sie im Garten, im Wohnzimer, in der Garage usw. trainieren möchten. Ab und an wäre eine Hilfsperson hilfreich, z.B. wenn junge Hunde noch nicht warten können, der Besitzer aber etwas auslegen sollte. Das kriegen wir aber mit Management (anbinden) relativ gut hin. Im Real-Life Training kann ich da selber mal kurz den Hund halten.
Was sind die Vorteile vom Online-Training?
Wir können an Themen trainieren, welche vorher gar nicht möglich waren. Da die meisten Hunde wissen, wenn der Hundetrainer anwesend ist, passiert was Cooles oder Spannendes. So heisst es oft in den Real-Life Gruppenstunden: «Aber Zuhause ist mein Hund ganz anders.» Das alles können wir jetzt mit dem Online-Training abfangen.
Wollen Sie das auch nach der Krise weiterführen?
Ja! Ich vermisse meine Teams in live und freue mich riesig, wenn wir wieder zusammen im Alltag trainieren dürfen! Aber ich werde einen Teil des Angebotes online beibehalten. 1. Kann ich so Teams trainieren, welche z.B. Schicht arbeiten, Menschen welche schlechte Erfahrungen mit Gruppenstunden hatten, können sich so einen ersten Eindruck machen, ich kann Teams betreuen welche nicht mobil sind und solche die von weiter weg kommen. So habe ich zum Beispiel auch fast in jedem Kurs ein Team aus der Region Maienfeld und als Bernerin jetzt auch wieder Kunden von meinem Heimatdorf, obwohl ich im Toggenburg lebe.
Shania Koller (*2002) ist Schülerin an der Fachmittelschule an der Kantonsschule Trogen und absolviert ein Praktikum bei «Die Ostschweiz». Sie wohnt in Gonten.
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