«Andere Mütter haben auch schöne Söhne.» oder «Es schwimmen viele Fische im Meer.» Mit diesen Sätzen im Ohr meldete sich unsere Redaktorin Nadine Linder, passend zum Valentinstag, bei verschiedenen Dating-Apps an. Ein Erfahrungs- oder Katastrophenbericht.
Dating-Apps. Die Auswahl ist inzwischen riesig, die Auswahl an potenziellen Katastrophen übrigens leider auch. So das Fazit unserer Redaktorin Nadine Linder, die nach nur ein paar Tagen auf Tinder und Co. zum Schluss gekommen ist, dass das Leben als Single, und vielleicht irgendwann alleine zu sterben, gar nicht so schlimm ist.
Das Prinzip ist bei fast jeder Dating-App das Gleiche. Daumen hoch oder runter, ein Wisch nach links oder rechts, ein «Du gefällst mir» oder ein «Nein, danke!». Erst wenn beide einander gut finden, kommt es zu einem sogenannten «Match» und das Gegenüber kann angeschrieben werden. Nur, soweit kommt es in den meisten Fällen für mich schon gar nicht. Schon alleine auf Grund der Fotos. Und es geht nicht nur darum, dass es nun mal attraktivere und weniger hübsche Männer gibt. Bei manchen denke ich mir immer nur, «was bitte hast Du Dir dabei gedacht?»
Da gibt es Typen, die stellen Gruppenfotos auf Tinder und ich darf dann wohl erraten, welcher der fünf Männer nun Thomas ist. Weiter gibt es sehr viele unscharfe Aufnahmen und ich meine damit nicht unscharf wie unsexy, sondern ganz einfach bis zur Unkenntlichkeit verschwommene Fotos. Ich weiss auch nicht, welche Frau einen Match möchte mit dem besten Stück eines Mannes!
Ebenfalls sind mir Antlitze in Unterhosen, oder beim Trainieren im Fitnesscenter, mit dem zur Schaustellen von Muskelmasse ein Rätsel. Daneben gibt es tatsächlich auch Exemplare der männlichen Evolution, die stellen selbst auf Tinder Fotos mit ihrem Nachwuchs, was für mich ein absolutes No-Go ist.
Oder sechs Bilder des Haustiers, aber keines von sich selbst, ist meiner Meinung nach auch nicht ideal bei der Suche nach dem ewigen Glück. Ich suche ja nach einem Mann und nicht nach seinem Hund, Meerschweinchen oder anderen Vierbeinern. Manche Männer sehen auf ihren Fotos so düster aus, dass sie mich eher an einen Triebtäter erinnern und ich ihnen nicht mal online begegnen möchte.
Bei Tinder gibt es die Möglichkeit gewisse Dinge einzuschränken. Wie zum Beispiel das Alter oder die sogenannte Umkreissuche. Da ich nicht unbedingt eine Fernbeziehung führen möchte, habe ich zuerst 30 Kilometer ausgewählt. Nach der Durchsicht verschiedenster Fotos, musste ich die Kilometer mangels erträglicher Angebote allerdings immer mehr erweitern. Nicht mehr lange und ich lande in Honolulu oder Südafrika.
Für mich persönlich sollte es neben dem Alter und dem Standort noch weitere Kriterien geben, die ich einstellen könnte. Dinge wie Ehrlichkeit, Humor und vor allem Intelligenz.
Kommt es zu einem Match, steht die nächste Hürde an. Der erste Austausch von Nachrichten. Und auch hier langweilen mich 90 Prozent der Männer sehr schnell, weil nicht viel mehr kommt als «Hallo, wie geht’s?» oder andere senden direkt einmal einen ziemlich abgedroschenen «Liebesspruch». Gähn.
Es gibt auch die Typen, die in den ersten Sätzen gleich klarstellen, dass einem baldigen Treffen hoffentlich nichts im Wege steht und sie an längerem schriftlichem Austausch null interessiert sind. Andere beklagen sich gerne über ihre letzte Beziehung und brauchen Tinder zur Vergangenheitsbewältigung oder um ihre Ex schlecht zu reden. Wieder andere lassen klar durchblicken, dass sie die Tatsache, dass ich Mutter zweier Kinder bin, ziemlich unsexy finden und fragen dann, ob ich diese denn oft bei mir hätte. Nur noch schlimmer sind die Männer, die mich nach wenigen Nachrichten direkt nach meinen sexuellen Vorlieben fragen. Also, noch bevor sie in Kenntnis über meine Hobbys oder meinen Beruf sind. Wird anscheinend bei manchen Exemplaren, bei denen der Unterkörper das Sagen hat, völlig überbewertet.
So werden also meine Matchs nach und nach wieder weniger. «Best ofs» werden per Screenshots selbstverständlich mit meinen Freundinnen geteilt. Sie sollen sich ja mit mir amüsieren dürfen.
Am Schluss einiger Tage auf Tinder bleiben genau zwei Männer übrig für ein potenzielles Treffen. Leider wurde einer davon noch vor dem Treffen so aufdringlich mit Anrufen, Nachrichten und der Forderung, dass wir uns beide per sofort bei Tinder abmelden, weil wir uns ja jetzt gefunden hätten, dass dieses Treffen niemals stattgefunden hat. Auf meine Erklärung hin, dass mir dies zu aufdringlich sei und zu schnell gehe, wurde ich blockiert. Vielen Dank, liebes Bauchgefühl!
So bleibt nun also ein Mann von (von gefühlten hundert), der tatsächlich spannend ist. Humorvoll, smart, intelligent, nicht aufdringlich verzweifelt.
Einem Bier am Wochenende sollte also diesmal nichts im Wege stehen.
Fortsetzung folgt…
Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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