Ein turbulentes und nicht immer einfaches Jahr liegt hinter uns. «Die Ostschweiz» fragt bei prominenten Persönlichkeiten nach ihrem 2021. Heute bei der Autorin Bettina Kälin Bellmont
Sie hat geheiratet und sich ansonsten ziemlich zurück genommen im Jahr 2021. Bettina Kälin-Bellmont. Hier der Jahresrückblick der 31-jährigen Autorin aus Oberuzwil.
Ganz grundsätzlich: Unter welchen Stichworten würden Sie das Jahr 2021 für sich verbuchen?
Die Stichworte wären Achterbahnfahrt, in der Schwebe. Es war ein Auf und Ab – und es liess sich nicht viel im Voraus planen.
Gab es für Sie einen besonderen Meilenstein, etwas das Sie besonders geprägt oder verändert hat?
Der schönste Moment in diesem Jahr war unsere Hochzeit. Obwohl wir in diesem Jahr nur standesamtlich gefeiert haben und das grosse Fest noch nachholen werden, war es ein wunderschönes Erlebnis, im engsten Familienkreis und vor allem mit meinem wundervollen, herzensguten Mann einen so wichtigen Schritt im Leben zu gehen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass es ihn gibt und er mich auf unserem Lebensweg begleitet.
Welchen Tag würden Sie am liebsten komplett streichen?
Den Ferientag, an dem ich krank wurde und nur im Bett lag, den würde ich gerne streichen. Das war gleich doppelt fies.
Gibt es etwas, wofür Sie sich gerne entschuldigen würden?
Ich war – oder bin – ziemlich abwesend und schlecht erreichbar. Denn 2021 habe ich mich so gut wie aus allem herausgenommen und mir sehr viel Zeit für mich selbst gegönnt. Ich brauchte schlicht eine Pause. Aber es tut mir vor allem für meine Freunde leid, bei denen ich mich schon viel zu lange nicht richtig gemeldet habe. Auch meine Leserinnen und Leser müssen glauben, dass es nicht mehr gibt. Ich bin noch da – nur im Energiesparmodus.
Und auf was sind Sie besonders stolz?
Dass ich trotz besagtem Energiesparmodus weitergekommen bin und kleine Projekte abschliessen konnte. Es waren nicht die grossen Highlights oder Megaprojekte. Aber es waren Schrittchen vorwärts. Und natürlich das deutliche JA zur Ehe für alle. Danke Schweiz! Ihr habt mir den Glauben an die Menschheit zurückgegeben.
Was hat Sie traurig gemacht?
Haben Sie die SRF-Doku zum Zuger Attentat gesehen? Falls ja, wissen Sie wann ich wie ein Schlosshund geweint habe. Falls nicht: Schauen Sie es sich an!
Und was so richtig wütend?
Dass man bei einem Femizid immer noch von einer Beziehungstat spricht. Das ist Victim Blaming in seiner Reinstform und verursacht bei mir einen Kloss im Hals – und das obwohl es bei mir sehr viel braucht, bis ich wütend werde.
Haben Sie sich konkrete Ziele für 2022 gesetzt?
Inoffiziell: eine ganze Liste. Offiziell: kein einziges. Kein Ziel, aber ein wichtiger Programmpunkt steht schon fest. 2022 werde ich, wenn alles klappt, ein neues Fantasy-Schreibgruppenprojekt mit dem Jungen Literaturlabor in Zürich und zwei renommierten Schweizer Fantasyautoren starten können. Ich bin schon mega aufgeregt und freue mich sehr auf die Herausforderung.
Was sollte im nächsten Jahr allgemein besser werden?
Wir wünschen uns wohl alle dasselbe. Ich hoffe, dass wir die Pandemie im nächsten Jahr hinter uns lassen können und dann auch den gesellschaftlichen Graben überwinden, um wieder miteinander zu reden. Egal, was vorher war.
Und was darf so bleiben, wie es ist?
Die Innovationskraft, die Hilfsbereitschaft, die Neugier auf Neues. Das darf gern auch im nächsten Jahr bleiben.
Wem würden Sie 2022 gerne begegnen?
Trevor Noah. Der südafrikanische Moderator und Kabarettist haut mich mit seiner Mischung aus Scharfsinn, Tiefgang und Humor immer wieder um.
2021 war «Wetten, dass…?» der nostalgische Höhepunkt. Was sollte nächstes Jahr wieder auf der Bildfläche erscheinen?
Oh bitte, können wir die Schweizer Freitag-Sitcoms wieder einführen? Ein bisschen herzhaft lachen mit der ganzen Familie auf dem Sofa, das könnten wir 2022 doch bestimmt gut gebrauchen.
Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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