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Der Musiker Marco Gassner im Porträt

«Ich folge meinem Herzen»

Der Höhenflug der Mundartrockband Megawatt ist kaum zu stoppen. Ihr ist nach dem TV-Auftritt bei «SRF bi de Lüt» unter  anderem der direkte Sprung auf Platz 10 der Schweizer Hitparade gelungen. An der Gitarre ist der Triesenberger Marco Gassner.

Christian Imhof am 15. März 2020

Nach dem Erfolg in der Hitparade darf die Band zusätzlich noch mit Gotthard auf Tour und sammelt neue Fans wie andere Briefmarken. Mit von der Partie bei Megawatt ist auch der Triesenberger Gitarrist Marco Gassner, mit dem wir über seine bisherige Karriere, das Leben als Rockstar und die Zukunft von Megawatt gesprochen haben.

Seine erste Berührung mit der Musik, bleibt für Marco Gassner unvergesslich: «In der Primarschule hatte ich eine sehr engagierte Musiklehrerin, welche es verstand ihre Leidenschaft und Freude für die Musik auf uns zu übertragen. Wir haben richtig coole Songs gesungen, und schon damals habe ich gemerkt, dass irgendwas Wunderbares mit mir passiert, wenn ich musiziere.»

Erstmals auch ausserhalb vom Fürstentum wahrgenommen wurde Gassner als Gitarrist der Liechtensteiner Rockband «Black Sonic Prophets», die später ihren Namen auf «Black Sonic» kürzte. Die Band, die zwischen 2003 und 2012 bestand, schaffte es sehr weit, und doch blieb ihnen der richtig grosse Durchbruch verwehrt. Trotzdem schaut der inzwischen 43-Jährige nicht verbittert zurück, er erinnert sich gerne an die Zeit mit dem Quartett, denn es gab doch einige Erlebnisse, die ihn heute noch mit Stolz erfüllen. «Black Sonic war die Geschichte von vier Freunden vom Lande, welche sich durch harte Arbeit aus dem Nichts heraus sehr viel erarbeitet haben. Wir haben zusammen die Rock’n’Roll-Schule absolviert und erlebten Touren und Festivals in verschiedenen Ländern, Album Releases mit sehr guten Kritiken in den grossen Magazinen, Radio- und TV, sowie verschiedenste Preise und vieles mehr. Jedoch fehlten uns ab einem bestimmten Punkt vielleicht die richtigen Partner und wir machten auch entscheidende Anfängerfehler in wichtigen Businessfragen. Schlussendlich gingen uns sowohl das Geld als auch die Energie aus, um auf diesem Level weitermachen zu können.»

Zusätzliche musikalische Sprache erlernt

Andere Musiker fallen nach der Auflösung der eigenen Band oft in ein grosses Loch, doch dies war bei Marco Gassner definitiv nicht der Fall, auf die Frage hin, ob er nach dem Aus von «Black Sonic» den Traum vom Musikerleben nicht schon fast ein wenig aufgegeben hatte, antwortet er: «Für das hatte ich gar keine Zeit, denn ich habe zu dieser Zeit mit dem Musikpädagogik Studium begonnen und zudem einen Anruf von Michael Sele bekommen.»

Der Frontmann von «The Beauty of Gemina» sei nicht der Einzige gewesen, der mit den Fingerfertigkeiten von Gassner geliebäugelt habe. Es habe spannende Anfragen von recht renommierten Bands aus dem Rock/Metal-Genre gegeben, doch er hatte Lust auf eine neue Herausforderung. «Ich wollte mich musikalisch weiterentwickeln, und das war bei «The Beauty of Gemina» sehr gut möglich. Auf der Gitarre habe ich quasi nochmals eine zusätzliche Sprache erlernt.»

2012 bis 2015 war Marco Gassner nicht nur Mitglied der Liechtensteinischen Kultband, sondern erhielt auch ein Müsterchen davon, wie es ist Rockstar zu sein. «Die Gemina-Jahre waren vergleichbar mit einer Fahrt mit 200 Stundenkilometern auf einer deutschen Autobahn. Festivals und Touren in verschiedensten Ländern, Album Releases etc. Nebst dem Studium, 25 Schülern und Abendkurs-Leitungen für die Erwachsenenbildung war das aber auch eine riesige Herausforderung. Ich habe zusammen mit 'The Beauty of Gemina' viele tolle Dinge erlebt, und es war eine sehr intensive und lehrreiche Zeit.», sagt Gassner heute, wenn er dankbar zurückblickt auf die drei wohl intensivsten Jahre seines Lebens.

Von der grossen Bühne zurück zum Songwriting

Nach der Zeit bei «The Beauty of Gemina» wurde es ein wenig ruhiger um den naturverbundenen Gitarristen, der in seiner Freizeit gerne viel Zeit draussen an der frischen Luft verbringt. Marco Gassner beschreibt diese «Zwischenzeit» so: «Ich wollte mich wieder vermehrt dem kreativen Teil, sprich dem kreativen Songwriting widmen und hatte auch schon viele, sehr coole Ideen aufgenommen. Mehrere Schicksalsschläge in meinem direkten Umfeld haben dann meine Pläne durchkreuzt, und ich habe mich dann erstmal mit anderen Fragen des Lebens, abseits der Rockband-Welt beschäftigt und viele Dinge neu einsortieren müssen.»

Als er sich danach wieder bereit fühlte Musik zu machen und eine neue Band zusammenstellen wollte, kam im perfekt passenden Moment eine Anfrage vom Bluebones- und May Day-Sänger Thomas Graf. Mit den Worten, «Hey was tuasch so? I hätti do glaub no was recht Spannends…» begann die Geschichte mit Megawatt.

Zurück auf der Überholspur

«Ich hatte schon beim ersten Meeting mit Thomas ein extrem gutes Bauchgefühl und wusste, das funktioniert für mich», erzählt Marco Gassner. Aus diesem Grund war er auch sofort Feuer und Flamme für das Projekt, welches beim Hitproduzenten Georg Schlunegger von Hitmill in Zürich produziert wurde.

Obwohl er eine gewisse Vorahnung hatte, war der plötzliche Erfolg, sowie der enorme Zuspruch irgendwie doch sehr überraschend für die Jungs. «Es ist wirklich crazy, was grad abläuft, und das war ja erst der Anfang! Ab Mai starten wir dann live, und die Anfragen für Konzerte sind enorm! Wir sind mittlerweile schon bis weit in den Herbst hinein und sogar für übernächsten Sommer gebucht, und täglich kommen neue Konzerte und Festivals herein.»

Megawatt hat mit ihren Texten direkt aus dem Leben und echter, kerniger, von Hand gemachter Rockmusik einen Nerv getroffen, was man auch an den vielen positiven Feedbacks sieht, welches die Band aus der ganzen Schweiz, sowie aus dem Fürstentum empfangen darf.

Ein Kreis, der sich schliesst

Marco Gassner ist unglaublich dankbar für den Erfolg, den er aktuell mit Megawatt erleben und geniessen darf. «Ich denke, es schliesst sich momentan ein Kreis, denn wie gesagt, habe ich mir während nun mehr als 25 Jahren sehr vieles erarbeitet. Nichts wurde mir einfach geschenkt und jetzt kommt quasi der Lohn für alles zurück. Wir alle sind mittlerweile schon so lange in diesem Business, dass keine Gefahr besteht, dass wir persönlich abheben! Es fühlt sich eher an wie eine natürliche Entwicklung, gepaart mit einer grossen Portion Glück.»

Die Konstellation von Megawatt ist für ihn auch ein bisschen wie eine Familie. Die Magie mit seinen Kollegen Thomas Graf, Marius Matt, Damian Caluzi und Dario Michielini sei schwierig in Worte zu fassen. «Wir alle haben ja musikalisch schon sehr vieles erlebt in der Vergangenheit, aber in dieser Konstellation fühlt es sich an, als wären wir wieder Teenager, welche einfach nur Spass haben zusammen Musik zu machen und live auftreten zu dürfen. Natürlich findet dies mittlerweile auf einem sehr professionellen Level statt, aber das Feeling in der Band ist schon ausserordentlich! Wir freuen uns jetzt extrem darauf, diese positiven Vibes dann live herauszupushen und ich denke, an den Konzerten wird ganz ordentlich die Post abgehen!» Es werde bandintern gut aufeinander geschaut und viel darüber gesprochen, dass die Herausforderung Beruf, Familie und Band unter einen Hut zu bringen gemeinsam gemeistert werden könne.

Liechtenstein feiert seine Helden

Bisher wurde die Liechtensteiner Musikszene nach aussen vor allem von «The Beauty of Gemina», «Al Walser» oder dem Triesenberger Moritz Schädler, welcher bei «Crimer» in der Band spielt, repräsentiert. Neu zum illustren Kreis dazu gestossen sind dank Marco Gassner und Marius Matt nun auch Megawatt.

Die Reaktionen aus dem eigenen Land seien extrem schön, sagt der Gitarrist. «Wir alle haben so viele schöne Zuschriften erhalten von Menschen, welche berührt sind von der den Texten und sogar Halt oder neuen Mut finden durch unsere Musik. Ist das nicht das schönstmögliche Kompliment, welches man erhalten kann als Musiker?»

Doch auch einzelne neidische Geister wurden durch den Erfolg von Megawatt wieder hervorgerufen. «Natürlich gibt es auch die Neider, welche uns jetzt als Schlagerfuzzis bezeichnen und die Band ins Lächerliche ziehen möchten, aber das bin ich mir ja gewohnt und schon den Wechsel zu «The Beauty of Gemina» haben einige nicht verstanden. Ich bin aber nicht auf der Welt um allen zu gefallen, sondern folge jeweils meinem Herzen und bin sehr dankbar dafür, dass ich ein Teil dieser wunderbaren Geschichte sein kann.»

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Autor/in
Christian Imhof

Christian Imhof ist freier Journalist, Musiker und Gründer des Kulturmagazins Qultur.

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