NYRAN steht für «Adult oriented rock» (AOR) mit einer Prise «industrial rock». Remo Daguati und Pascal von Guten verraten im Interview, weshalb Corona Fluch und Segen zugleich war.
Wie und wann habt ihr zueinandergefunden?
Remo Daguati: Unser erstes Zusammenkommen war wohl irgendwann in den 90er-Jahren. Wir spielten zuerst Progressiv-Metal, später wurde daraus immer mehr Rockmusik mit Pop-Elementen. Am Silvester 2020/2021 schlossen wir nach Mitternacht eine Wette ab, dass ich in drei Monaten singen lerne und wir neu zu zweit durchstarten. Im Juni stand ein neues Album. Als Genre passt «Adult oriented rock» (AOR) mit einer Prise «industrial rock».
Pascal von Gunten: In den 90er-Jahren gründeten wir die Band Jeffrey’s Choice und durften mit den unterschiedlichsten Mitmusikern auf der Bühne stehen. Nach unserem Ausstieg anfangs der 2000er-Jahre machte die Band noch einige Jahre ohne uns weiter und löste sich dann bis zur Reunion im Jahr 2012 auf. Nach der Reunion sorgte Corona für das endgültige Aus der Band und gleichzeitig für die Geburt von NYRAN.
Welche Musikrichtung favorisiert ihr?
Pascal von Gunten: Sicherlich teile ich mit Remo die Vorliebe für Dream Theater. Ich habe sie sicher schon dreimal live gesehen. Ansonsten höre ich Querbeet: Von Phil Collins zu 30 Seconds to Mars und von den Toten Hosen bis zu Toto und den Foo Fighters ist da alles vertreten.
Remo Daguati: Ich mag alles ausser Schlager. Angetan hatte es mir schon immer Progressiv-Metal à la Fates Warning oder Dream Theater. Das berührendste Konzert erlebte ich mit Singer-Songwriter Luka Bloom im Jazz Café London. Eine mega Stimmung war bei Parov Stelar auf der Sternenbühne. Unvergessen bleibt mir Lemmy von Motörhead in Jonschwil.
Welche Songs/Album habt ihr hervorgebracht?
Unser erstes Projekt war die EP «Red Dice». Mit Jeffrey's Choice folgten die EP «Bad Girl» und das Album «Sanctuary». Nun haben wir mit NYRAN in den Powerplay Studios in Maur die EP «No Rest For The Monks» aufgenommen. Letztere gibt es auf allen gängigen Streaming-Plattformen.
Was zeichnet eure Band aus?
Pascal von Gunten: Mindestens genau so wichtig, wie das Musikalische, ist das Persönliche. Du kannst nur tolle Musik produzieren, wenn auch die Beziehung zu den Mitmusikern stimmt. Meinungsverschiedenheiten sind wichtig und völlig o.k. Sie sollten sich aber hauptsächlich um das musikalische Schaffen und nicht die persönlichen Egos drehen. Wir leben diese Einstellung und fahren gut damit.
Remo Daguati: Es kommt nicht drauf an, ob wir eigene Stücke oder Covers spielen – Menschen aller Altersgruppen gehen in unseren Songs auf, tanzen und geniessen den Sound. Dass wir beim ersten Konzert auf dem Vadianplatz St.Gallen mehrere hundert Franken Kollekte erhielten und viele Leute sich das ganze Konzert von Anfang bis Ende angehört hatten, war enorm befriedigend.
Habt ihr vielleicht ein Motto?
Remo Daguati: Nein, ein Motto haben wir keines. Mit unseren Texten lassen wir Gefühle und Emotionen anklingen, wir bieten die Tasten. Unsere Lyrics können sehr düster sein, Wut und Hoffnungslosigkeit thematisieren, auch geht es um die grosse Liebe, Verletztheit oder einfach Freude. Die Welt dürfen gerne andere verändern, wir prägen sie, weil wir es nicht tun.
Pascal von Gunten: Ein Motto haben wir in der Tat nicht. Aber vielleicht einen Grundsatz: «Wenn es eines Tages keinen Spass mehr macht, hören wir einfach auf.» Wenn du so viel Zeit in ein Hobby investierst, muss es Spass machen. Wem die Leidenschaft zum Musizieren fehlt, soll sich eine neue Beschäftigung suchen.
Gibt es Merkmale, die euch besonders machen?
Remo Daguati: Ich habe mit 45 mit dem Singen angefangen, nachdem ich seit über 30 Jahren Musik mache. Ich könnte mir in den Hintern beissen, dass ich nicht früher damit angefangen habe.
Pascal von Gunten: Nun, ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich besonders ist. Aber um abzuschalten, ziehe ich mich mehrmals im Jahr in die Wohnung im Tessin zurück. Ich liebe es, dort auf der Veranda zu sitzen und bei einer Zigarre und einem schönen Glas Rotwein auf den Lago Maggiore zu blicken.
Was wollt ihr mit eurer Musik erreichen? Was ist euch wichtig?
Remo Daguati: Meine Motivation ist es, dass wir Menschen mit unserer Musik erreichen, auch wenn sie uns zum ersten Mal hören. Die Songs sollen eingängig sein, aber nicht simpel, im Refrain muss es zur Sache gehen.
Pascal von Gunten: Ja, das unterschreibe ich so. Und wenn uns dies generationenübergreifend gelingt, ist es umso schöner.
Welche Highlights konntet ihr bereits verbuchen?
Remo Daguati: Da es NYRAN erst seit letztem Sommer gibt, muss ich in der Vergangenheit kramen. Mein Highlight war ein Konzert in Cochin (Südindien) auf Tour mit dem ehemaligen Frontmann von Shakra, John Prakesh. Die Halle bebte, es gab Ausschreitungen von Jugendlichen vor dem Konzert, das ganze Stadion wurde von Polizisten abgeriegelt, drinnen rockten wir die Bühne. Einmalig, exzessiv, die Luft war geladen mit Emotionen. Als Vorgruppe von Patent Ochsner oder Seven aufzutreten, war damals auch ganz toll.
Pascal von Gunten: NYRAN ist tatsächlich noch etwas jung für grosse Highlights. Aber ich habe seit über 25 Jahren noch eine zweite Band; die Horny Roosters. Mit ihnen spielte ich schon öfters international: Deutschland, Österreich, Irland, Ungarn, Spanien, Italien, St. Tropez usw. Dabei ist faszinierend, wie die verschiedenen Kulturen unterschiedlich auf Musik reagieren. In Irland ist das Geschrei derart laut, dass man sich selbst am Schlagzeug nicht mehr hört. In Spanien sind sehr viel Tanz und Bewegung mit im Spiel.
Gibt es ein Ziel, was ihr unbedingt erreichen wollt?
Beim Open Air St.Gallen einmal aufzutreten, ist sicher der Traum von allen St.Galler Bands. Bis dahin spielen wir an kleinen Festivals, in Clubs und auch bei privaten Veranstaltungen. Erste Sommerfestivals haben uns bei erster Gelegenheit direkt gebucht.
Die Band NYRAN besteht aus Remo Daguati (Sänger, Gitarrist, Programmierung, St.Gallen) und Pascal von Gunten (Drums, Bass, Backings, Wittenbach).
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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