logo

«Bühne frei»

«Ich könnte mir in den Hintern beissen, dass ich nicht früher damit angefangen habe»

NYRAN steht für «Adult oriented rock» (AOR) mit einer Prise «industrial rock». Remo Daguati und Pascal von Guten verraten im Interview, weshalb Corona Fluch und Segen zugleich war.

Manuela Bruhin am 28. Mai 2022

Wie und wann habt ihr zueinandergefunden?

Remo Daguati: Unser erstes Zusammenkommen war wohl irgendwann in den 90er-Jahren. Wir spielten zuerst Progressiv-Metal, später wurde daraus immer mehr Rockmusik mit Pop-Elementen. Am Silvester 2020/2021 schlossen wir nach Mitternacht eine Wette ab, dass ich in drei Monaten singen lerne und wir neu zu zweit durchstarten. Im Juni stand ein neues Album. Als Genre passt «Adult oriented rock» (AOR) mit einer Prise «industrial rock».

Pascal von Gunten: In den 90er-Jahren gründeten wir die Band Jeffrey’s Choice und durften mit den unterschiedlichsten Mitmusikern auf der Bühne stehen. Nach unserem Ausstieg anfangs der 2000er-Jahre machte die Band noch einige Jahre ohne uns weiter und löste sich dann bis zur Reunion im Jahr 2012 auf. Nach der Reunion sorgte Corona für das endgültige Aus der Band und gleichzeitig für die Geburt von NYRAN.

Welche Musikrichtung favorisiert ihr?

Pascal von Gunten: Sicherlich teile ich mit Remo die Vorliebe für Dream Theater. Ich habe sie sicher schon dreimal live gesehen. Ansonsten höre ich Querbeet: Von Phil Collins zu 30 Seconds to Mars und von den Toten Hosen bis zu Toto und den Foo Fighters ist da alles vertreten.

Remo Daguati: Ich mag alles ausser Schlager. Angetan hatte es mir schon immer Progressiv-Metal à la Fates Warning oder Dream Theater. Das berührendste Konzert erlebte ich mit Singer-Songwriter Luka Bloom im Jazz Café London. Eine mega Stimmung war bei Parov Stelar auf der Sternenbühne. Unvergessen bleibt mir Lemmy von Motörhead in Jonschwil.

Welche Songs/Album habt ihr hervorgebracht?

Unser erstes Projekt war die EP «Red Dice». Mit Jeffrey's Choice folgten die EP «Bad Girl» und das Album «Sanctuary». Nun haben wir mit NYRAN in den Powerplay Studios in Maur die EP «No Rest For The Monks» aufgenommen. Letztere gibt es auf allen gängigen Streaming-Plattformen.

Was zeichnet eure Band aus?

Pascal von Gunten: Mindestens genau so wichtig, wie das Musikalische, ist das Persönliche. Du kannst nur tolle Musik produzieren, wenn auch die Beziehung zu den Mitmusikern stimmt. Meinungsverschiedenheiten sind wichtig und völlig o.k. Sie sollten sich aber hauptsächlich um das musikalische Schaffen und nicht die persönlichen Egos drehen. Wir leben diese Einstellung und fahren gut damit.

Remo Daguati: Es kommt nicht drauf an, ob wir eigene Stücke oder Covers spielen – Menschen aller Altersgruppen gehen in unseren Songs auf, tanzen und geniessen den Sound. Dass wir beim ersten Konzert auf dem Vadianplatz St.Gallen mehrere hundert Franken Kollekte erhielten und viele Leute sich das ganze Konzert von Anfang bis Ende angehört hatten, war enorm befriedigend.

Habt ihr vielleicht ein Motto?

Remo Daguati: Nein, ein Motto haben wir keines. Mit unseren Texten lassen wir Gefühle und Emotionen anklingen, wir bieten die Tasten. Unsere Lyrics können sehr düster sein, Wut und Hoffnungslosigkeit thematisieren, auch geht es um die grosse Liebe, Verletztheit oder einfach Freude. Die Welt dürfen gerne andere verändern, wir prägen sie, weil wir es nicht tun.

Pascal von Gunten: Ein Motto haben wir in der Tat nicht. Aber vielleicht einen Grundsatz: «Wenn es eines Tages keinen Spass mehr macht, hören wir einfach auf.» Wenn du so viel Zeit in ein Hobby investierst, muss es Spass machen. Wem die Leidenschaft zum Musizieren fehlt, soll sich eine neue Beschäftigung suchen.

Gibt es Merkmale, die euch besonders machen?

Remo Daguati: Ich habe mit 45 mit dem Singen angefangen, nachdem ich seit über 30 Jahren Musik mache. Ich könnte mir in den Hintern beissen, dass ich nicht früher damit angefangen habe.

Pascal von Gunten: Nun, ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich besonders ist. Aber um abzuschalten, ziehe ich mich mehrmals im Jahr in die Wohnung im Tessin zurück. Ich liebe es, dort auf der Veranda zu sitzen und bei einer Zigarre und einem schönen Glas Rotwein auf den Lago Maggiore zu blicken.

Was wollt ihr mit eurer Musik erreichen? Was ist euch wichtig?

Remo Daguati: Meine Motivation ist es, dass wir Menschen mit unserer Musik erreichen, auch wenn sie uns zum ersten Mal hören. Die Songs sollen eingängig sein, aber nicht simpel, im Refrain muss es zur Sache gehen.

Pascal von Gunten: Ja, das unterschreibe ich so. Und wenn uns dies generationenübergreifend gelingt, ist es umso schöner.

Welche Highlights konntet ihr bereits verbuchen?

Remo Daguati: Da es NYRAN erst seit letztem Sommer gibt, muss ich in der Vergangenheit kramen. Mein Highlight war ein Konzert in Cochin (Südindien) auf Tour mit dem ehemaligen Frontmann von Shakra, John Prakesh. Die Halle bebte, es gab Ausschreitungen von Jugendlichen vor dem Konzert, das ganze Stadion wurde von Polizisten abgeriegelt, drinnen rockten wir die Bühne. Einmalig, exzessiv, die Luft war geladen mit Emotionen. Als Vorgruppe von Patent Ochsner oder Seven aufzutreten, war damals auch ganz toll.

Pascal von Gunten: NYRAN ist tatsächlich noch etwas jung für grosse Highlights. Aber ich habe seit über 25 Jahren noch eine zweite Band; die Horny Roosters. Mit ihnen spielte ich schon öfters international: Deutschland, Österreich, Irland, Ungarn, Spanien, Italien, St. Tropez usw. Dabei ist faszinierend, wie die verschiedenen Kulturen unterschiedlich auf Musik reagieren. In Irland ist das Geschrei derart laut, dass man sich selbst am Schlagzeug nicht mehr hört. In Spanien sind sehr viel Tanz und Bewegung mit im Spiel.

Gibt es ein Ziel, was ihr unbedingt erreichen wollt?

Beim Open Air St.Gallen einmal aufzutreten, ist sicher der Traum von allen St.Galler Bands. Bis dahin spielen wir an kleinen Festivals, in Clubs und auch bei privaten Veranstaltungen. Erste Sommerfestivals haben uns bei erster Gelegenheit direkt gebucht.

Die Band NYRAN besteht aus Remo Daguati (Sänger, Gitarrist, Programmierung, St.Gallen) und Pascal von Gunten (Drums, Bass, Backings, Wittenbach).

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.