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Tanztheater Rigolo wieder auf Tournee

«Ich tanze die Schrittabfolgen im Schlaf»

Dank grossem Publikumserfolg geht das Bühenstück «Sospiri» des Wattwiler Tanztheaters Rigolo wieder auf Tour. Nach nicht einfachen zwei Jahren mit Corona ist die Vorfreude auf die Vorführungen riesig.

Nadine Linder am 19. März 2022

Mit «Sospiri» stellte Marula Eugster des Tanztheaters Rigolo ihr erstes eigenes Bühnenprogramm auf die Beine. In Steckborn, Rapperswil, St.Gallen, Winterthur und Mels finden in dieser Saison die nächsten Aufführungen statt. Ein Segen nach zwei harten Jahren mit Corona, wie die Künstlerin unserer Kulturredaktorin Nadine Linder erzählt.

Marula Eugster, wie würden Sie jemanden Ihr Kunst- und Tanzprogramm «Sospiri» beschreiben, der noch nie davon gehört hat?

Sospiri – der Seufzer – sind 13 Szenen getanzt, gespielt, artistisch performt, dargestellt mit einer weissen Feder und 13 Palmblattrispen. Das Stück erzählt Episoden aus dem Leben. Drei junge Frauen suchen nach ihrem Platz auf dieser Welt, nach ihrer Bestimmung. Sie durchleben Erfahrungen von kindlich verspielt bis bedrohlich kraftvoll. Sie zeigen, wie sich Gleichgewicht überall wieder findet und wie nah Leichtigkeit und Schwere liegen können. Im dreizehnten und letzten Akt kommen schliesslich Feder und alle in den Szenen gesammelten Palmblattrispen zum Gesamteinsatz. Es entsteht ein sechs Meter grosses Mobile, die weltberühmte Sanddornbalance.

Wie lange und wie oft wird für ein neues Bühnenprogramm trainiert?

Der Entstehungsprozess bis Sospiri bühnenreif war, dauerte knapp zwei Jahre. Heute nach etwa 60 Shows trainieren wir etwas weniger, die Bewegungen sind fest im Körper verankert manchmal träume ich sogar von den Schrittabfolgen.

Sie sind quasi in das Tanztheater hineingeboren worden, war für Sie schon immer klar, dass Sie in die Fussstapfen Ihrer Eltern treten möchten?

Ja ich bin mit Kunst, Artistik und Tanz gross geworden. Als Teenager gab es eine Phase, in der ich einen «normalen» Beruf erlernen wollte. Heute bin ich unheimlich froh, habe ich den künstlerischen Weg eingeschlagen. Es macht mir Freude, mich voll und ganz der Kunst zu widmen, auch wenn es nicht immer ein Schoggischlecken ist.

Wann standen Sie das erste Mal auf der Bühne?

Ich war zehn Jahre alt und hatte eine kleine Rolle in einer Produktion meiner Eltern. Nebst grosser Nervosität habe ich auch gespürt, dass ich das Publikum mit meiner Kunst verzaubern kann. Ein verzaubertes Publikum ist für mich auch heute noch das schönste Geschenk.

Mit der «Sanddornbalance» wurden sie weltberühmt. Welchen Erfolg brachte Ihnen dies?

Nun weltberühmt würde ich nicht gerade sagen. Aber durch den grossen Erfolg bei der Sendung «Italy Got Talent» und «La France a un incroyable talent» (auf Facebook 97 Mio. Views) habe ich doch eine grössere Reichweite erlangt. Es öffnen sich nun ganz neue Türen für mich.

Was macht Rigolo so erfolgreich? Wie erklären Sie sich den Erfolg?

Rigolo hat seine eigene einzigartige Handschrift, der Rigolo treu bleibt. Die Mischung von Poesie, Artistik, Tanz und Objekttheater macht Rigolo zu was speziellem, was sich nicht so einfach einordnen lässt. Und das man vielleicht auch nicht so schnell wieder vergisst?

Wie konnte sich Rigolo über 40 Jahre an der Spitze halten?

Da gehört schon eine ordentliche Portion Hartnäckigkeit, harte Arbeit und starker Wille dazu. Ich kann mich glücklich schätzen, haben mir meine Eltern vorgebahnt und ich darf von einer grossen bereits bestehender Fangemeinde profitieren.

Wie ist es immer mit der Familie zusammen zu arbeiten? Gibt es auch Streit?

Klar gibt es hin und wieder Streit. Auch nehmen wir die Arbeit immer mit nach Hause. Wirklich Feierabend gibt es bei uns nicht. Und doch könnte ich es mir anders nicht vorstellen.

Was ist für sie das bisherige Highlight Ihrer Karriere?

Die Verwirklichung und der Erfolg von Sospiri meiner ersten eigenen Produktion macht mich schon sehr stolz!

Wie hat sich die Zeit von Corona auf Rigolo ausgewirkt?

Eine Welt ist zusammengebrochen. Man hat geplant und geplant, gehofft und am Schluss musste alles wieder absagt werden. Auch sind natürlich alle Gala-Auftritte mit der Sanddornbalance im In- und Ausland abgesagt worden. Man spürt die Corona Nachwirkungen heute immer noch. Viele Veranstalter sind immer noch zögerlich. Es gab Momente da wollte ich am liebsten einfach nur im Bett liegen bleiben. Bin aber froh, konnte ich mich aufraffen und die Zeit kreativ im Studio nutzen. Ein neues Tanz-Theater-Stück ist im Entstehen.

Sie traten schon in Amerika, Asien, Australien und Europa auf. Bedeutet Ihnen ein Auftritt in der Ostschweiz besonders viel?

Ja, die Ostschweiz ist meine Heimat! Ich vermisse sehr schnell die sanfte Hügellandschaft und den Käse, wenn ich im Ausland unterwegs bin. Vor Heimpublikum zuspielen ist für mich immer das schönste.

Was erwartet ihr Publikum im aktuellen Bühnenprogramm?

Das Objekt nimmt in Inszenierungen von Rigolo traditionell einen wichtigen Platz ein. Immer sind diese Objekte selbstentwickelte Originale, die nie nur als Objekte präsentiert werden, sondern im Zusammenspiel mit den Darstellerinnen raffiniert in das Spiel integriert werden. Das Resultat ist ein begeisterndes Objekttheater. Wichtig ist auch die Spielfläche, die mit mehreren hundert Kilo Sand an eine Wüstendüne erinnert.

Aufführungen in der Ostschweiz:

26. März in Rapperswi-Jona (Kreuz)

4. bis 13. April in St.Gallen (Grabenhalle)

28. und 29. April in Winterthur (Casino Theater)

21. Mai in Mels (Altes Kino)

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Autor Dani Egger

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Autor/in
Nadine Linder

Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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