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Claudia Graf

«Ich tobe mich gerne grafisch aus»

Die Privatbrauerei «Sonnenbräu» mit Sitz in Rebstein produziert mit 45 Vollzeit-Mitarbeitenden jährlich drei Millionen Liter Bier. Geschäftsführerin Claudia Graf über die Pflege eines Markenkults und den kritischen Genuss von Konkurrenzprodukten.

Marcel Baumgartner am 14. April 2021

Claudia Graf, Ihr Ururgrossvater läutete 1891 die Geschichte der Brauerei «Sonnenbräu» ein. Gibt es Bereich aus dieser Zeit, die noch heute im Unternehmen oder allenfalls in den Produkten vorzufinden sind?

Grundsätzlich ist der Brauprozess immer noch gleich wie 1891. Selbstverständlich hat die Modernisierung die Abläufe und damit die Qualität und die Haltbarkeit der Biere stark verbessert. Auch an den Rohstoffen Wasser, Gerste und Hopfen hat sich nichts geändert. Die Sonnenbräu hat zudem immer noch, und damit seit 130 Jahren, den gleichen Standort.

Mit Ihnen steht die fünfte Generation an der Spitze des Unternehmens. Spüren Sie einen gewissen Druck, das Vermächtnis zu hegen und zu pflegen?

Ich verspüre einen Druck, die Sonnenbräu in die Zukunft zu führen. Diesen Druck übe jedoch vor allem ich auf mich selber aus. Dieser Druck treibt mich an. Ich sehe das positiv.

Wo und in welcher Form haben Sie der Brauerei seit Ihrem Antritt einen persönlichen Stempel aufgedrückt?

Spontan fällt mir zu dieser Frage meine Leidenschaft für die Gestaltung unserer Biere ein. Ich tobe mich gerne grafisch aus.

Wie entscheidend ist es, dass man als Brauerei laufend mit neuen Angeboten auf den Markt kommt? Aktuell umfasst das Sortiment 23 Produkte. Besteht dabei nicht allenfalls auch die Gefahr, das Ganze zu «überladen»?

Neue Produkte ermöglichen den Eintritt in neue Märkte. Bei der Lancierung von neuen Produkten profitiert nicht nur das neue Bier, sondern auch das Unternehmen von viel Aufmerksamkeit. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass neue Produkte das bisherige Sortiment kannibalisieren können. Wenn man sich dafür entscheidet, ein breites Sortiment anzubieten, ist es wichtig, dass die Produktion darauf ausgerichtet ist.

«Sonnenbräu» pflegt wie andere Brauereien auch eine Art «Markenkult», beispielsweise mit Fanclubs. Ist das Marketing inzwischen entscheidender als der Geschmack?

In der Sonnenbräu ist es sicher nicht so. Das wäre wohl ein Armutszeugnis für uns Bierliebhaber. Die Bedeutung des Marketings hat jedoch in den letzten Jahren stark zugenommen, vor allem im Bereich Social Media.

In der Ostschweiz fehlt es nicht an Bier-Vielfalt. Wie schafft man es, neue Kunden für das eigene Produkt zu gewinnen?

Das ist die entscheidende Frage. Die stelle ich mir auch jeden Tag. Im Gespräch mit unseren Kunden darf ich feststellen, dass die Sonnenbräu vor allem durch persönliche Werte Kunden gewinnt.

Welches «Sonnenbräu»-Produkt ist Ihr persönlicher Favorit?

Ich trinke ja nach Situation andere Bierstile. Wenn ich jedoch eins nennen soll, dann ist es die Rheinperle.

Trinken Sie Konkurrenzprodukte nur noch, um Vergleiche ziehen zu können oder durchaus auch, weil Sie zugeben müssen, dass das eine oder andere absolut Ihren Geschmack trifft?

Klar gibt es Biere von Mitbewerbern, die meinen Geschmack treffen. Man könnte mir aber durchaus vorwerfen, dass ich bei Bieren unserer Konkurrenten besonders kritisch bin. Aber ich bin mir sicher, dass es meine Berufskollegen genau so geht.

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Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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