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Zeyer zur Zeit

Impfen oder nicht impfen?

Wie kommen wir aus der Pandemie heraus? Mit Impfen, weiss doch jeder. Ausser Impf-Leugnern, Verschwörungstheoretikern, Freiheitstrychlern und Bundesrat Maurer. Nun zweifelt aber auch ein Harvard-Professor am Nutzen der Impfungen.

«Die Ostschweiz» Archiv am 15. Oktober 2021

«Auf Länderebene scheint es keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen dem Prozentsatz der vollständig geimpften Bevölkerung und den neuen COVID-19-Fällen in den letzten 7 Tagen zu geben.»

Eine solche Aussage hätte gute Chancen, auf Facebook oder Twitter der Zensurschere zum Opfer zu fallen. Glücklicherweise ist das aber als Zusammenfassung einer umfangreichen Studie über 68 Länder und 3000 US-Bezirke im angesehenen «European Journal of Epidemiology» erschienen.

Autor ist eine Wissenschaftlergruppe um Professor S. V. Subramanian. Der ist nicht irgendwer, sondern Harvard-Dozent im Departement «Population Health and Geography». Der ist nicht irgendwer, sondern eine Koryphäe und vor allem ein Wissenschaftler, der einen Ruf zu verlieren hätte. Würde er sich irren oder als Anhänger wirrer Verschwörungstheorien outen.

Was er aber nicht tut. Paradebeispiele für seine These sind Länder wie Israel (trotz schnell geimpften 60 Prozent der Bevölkerung höhere Rate von COVID-19-Fällen als Länder mit viel niedrigeren Impfraten), Island und Portugal:

«Beide Länder haben über 75 % ihrer Bevölkerung vollständig geimpft und haben mehr COVID-19-Fälle pro 1 Million Einwohner als Länder wie Vietnam und Südafrika, in denen etwa 10 % ihrer Bevölkerung vollständig geimpft sind.»

Das wird auch gestützt durch die Untersuchung von rund 3000 US-Bezirken: «Von den Top 5 Countys, die den höchsten Prozentsatz der vollständig geimpften Bevölkerung aufweisen (99,9–84,3%), identifizierten die US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) 4 von ihnen als ‚High‘ Transmission Countys.»

Nun kann sich natürlich auch ein Harvard-Professor irren oder vorliegende Daten falsch interpretieren. Oder Faktoren nicht berücksichtigen, die seine Erkenntnisse ins Gegenteil verkehren würden.

Es können sich auch die Gesundheitsbehörden von Schweden und Island täuschen. Im skandinavischen Land wurde der Impfstoff Moderna von der Anwendung für Jugendliche ausgeschlossen; zu viele merkwürdige Nebenwirkungen. In Island wurde Moderna gleich ganz abgesetzt. Moderna ist das in der Schweiz am häufigsten verwendete Vakzin.

All das können Fehlbeurteilungen, Fehlentscheide sein.

Aber: es ist keine Verschwörungstheorie, dass solche Nachrichten nur am Rande – wenn überhaupt – in den Schweizer Mainstream-Medien verbreitet werden. Geschweige denn diskutiert oder kommentiert.

Wer mit Moderna geimpft wurde, möchte schon gerne wissen, was Schweizer Wissenschaftler zu diesen Entscheidungen von Gesundheitsbehörden sagen, denen man nicht unterstellen kann, sie seien unqualifiziert, bescheuert oder Anhänger von abstrusen Theorien.

Wer gegen einen allgemeinen Impfzwang ist – oder dafür –, möchte schon gerne wissen, was die Schweizer Wissenschaft zu dieser Feldstudie eines renommierten Harvard-Professors sagt. Denn das kann durchaus einen Einfluss auf den Ausgang der anstehenden Abstimmung über das verschärfte Covid-Gesetz in der Schweiz haben.

Wer Nicht-Geimpfte faktisch vom sozialen Leben ausschliessen will, weil nur eine möglichst flächendeckende Impfung den Königsweg aus der Pandemie darstelle, müsste schon ein Wort oder zwei zu einer Untersuchung sagen, die zu belegen scheint, dass es keine signifikante Relation zwischen Impfung und Anzahl Neuerkrankungen gibt. Beziehungsweise dass eine höhere Impfrate keineswegs eine niedrigere Ansteckungsrate bewirkt.

Weil das nicht passiert, wuchern neben berechtigten Zweifeln auch absurde Vermutungen. Wenn man die Meinungen von Spinnern dafür verwendet, berechtigte Zweifel und wissenschaftliche Einwände vom Tisch zu wischen, beschädigt man mutwillig das Vertrauen in die Regierenden und die Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Gremien wie der Task Force und anderen.

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