Das Thema Nachhaltigkeit wurde wohl noch nie so intensiv diskutiert, wie es derzeit der Fall ist. Wie müssen Sie als Ostschweizer Unternehmen darauf reagieren?

Das Thema Nachhaltigkeit hat viele Gesichter und wird immer wichtiger: beispielsweise die ökologische, wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit. Die LAVEBA Genossenschaft hat ihre Wurzeln in der Landwirtschaft. Da weiss man, wie wichtig eine nachhaltige Bewirtschaftung ist. Nur, wenn die Natur die Möglichkeit hat, sich immer wieder zu regenerieren, kann man sie langfristig erhalten und Ertrag erzielen. Nachhaltig ist auch unsere Gesellschaftsform, die Genossenschaft. Unser Ziel ist es, nachhaltig Nutzen zu erwirtschaften. Das heisst zum Beispiel, die Gewinne immer wieder zu investieren und für unsere Mitarbeitenden und Mitglieder Nutzen zu schaffen. Im Zusammenhang mit der ökologischen Nachhaltigkeit ist aber auch die Reduktion der CO2-Emissionen und die Steigerung der Energieeffizienz ein wichtiges Thema für uns. Wir erachten den Erhalt und die regenerative Nutzung der natürlichen Ressourcen und Ökosysteme als zentrale Voraussetzung für die soziale und ökonomische Entwicklung unserer Unternehmung.

Bleiben wir beim Stichwort Energie. Seit 2014 bauen Sie den erneuerbaren Energiesektor aus. Wo stehen Sie derzeit?

Mit der Marke AGROLA wollen wir eine führende Rolle als Energiepartnerin vom Land einnehmen. Unser Anspruch ist es, den Ausstoss von CO2 zu reduzieren und die Verbreitung von erneuerbaren Energietechnologien zu fördern. Die Bedeutung der fossilen Energie nimmt ab. Beim Heizen geht das schnell, in der Mobilität geht der Prozess langsamer. Wir haben bereits 2010 die ersten Tankstellen E85 für Bioethanol (Treibstoff aus pflanzlichen Abfällen) gebaut. Seit 2013 investieren wir in die Infrastruktur von Biodiesel (Treibstoff aus pflanzlichen und tierischen Fetten) und Bioethanol. In der Regel werden Bioethanol und Biodiesel zugemischt, es ist aber auch möglich, 100 Prozent Biodiesel zu bestellen.

Weiter beraten wir Landwirte bei der Erstellung von Biogas Anlagen. Die Nachfrage nach Biogas als CO2 neutrale Energie ist zwar gross, die wirtschaftliche Produktion jedoch schwierig. Die Anzahl unserer Energieberatungen haben ständig zugenommen. Zum Angebot gehören landwirtschaftliche Energieberatungen und Beratungen für Gebäudesanierungen mit Konzept. Auf allen grösseren Verkaufsstellen sind heute Solaranlagen installiert, die den grössten Teil des Strombedarfes abdecken. Jährlich werden mit unserer Beratung mehrere Solaranlagen gebaut.

Welche Ziele haben Sie sich in diesem Segment gesetzt? Wie entwickelt sich beispielsweise die Stromnachfrage an Tankstellen?

Die Tankstelle der Zukunft bietet verschiedene Energien für die Mobilität an. Strom aus Elektrotankstellen ist eine davon. 2018 haben wir in Neuhaus und 2020 in Flums die ersten Elektrotankstellen in Betrieb genommen. Anfangs war die Nachfrage sehr bescheiden, mit der zunehmenden Elektromobilität ist die Nachfrage gestiegen. Weitere Elektroschnellladestationen sind in Planung oder werden in diesem Jahr installiert. Die Tankstelle der Zukunft wird aber noch mehr zu bieten haben. So wird auch Wasserstoff (H2) und synthetischer Treibstoff eine Rolle spielen.

Sie sind in verschiedenen Bereichen wie Energie, Handel und Produktion tätig. Welches ist dabei der wichtigste Sektor?

Die Geschäftseinheit Energie macht mit knapp 300 Mio. Franken den grössten Anteil des Umsatzes der LAVEBA aus. Im Detailhandel realisieren wir etwas mehr als 150 Mio. Franken.

Zirka 70 Mio. Franken Umsatz erwirtschaften wir mit der Landwirtschaft. Der grosse Anteil der Mitarbeitenden beschäftigen wir aber im Detailhandel.

Welcher Bereich wird sich künftig am meisten entwickeln?

In der Geschäftseinheit Energie findet ein grosser Wandel statt. Wir beabsichtigen, mit Investitionen und Partnerschaften unsere Marktstellung im Bereich Energie und insbesondere im Bereich erneuerbare Energien auszubauen. Im Detailhandel verändern sich die Gewohnheiten der Kunden rasch und nachhaltig. Mit den neuen online Konzepten in der LANDI und eigenen online Plattformen tragen wir diesen Entwicklungen Rechnung. Zusätzlich investieren wir in neue Verkaufsformate, mit denen wir eine noch grössere Kundschaft bedienen wollen. Im Bereich Landwirtschaft liegt das Wachstumspotential in der Optimierung der Ressourcen und der Digitalisierung. Wir haben das Ziel, die Landwirtschaft auf diesem Weg mit zusätzlichen Dienstleistungen zu unterstützen und zu begleiten.