Die ergiebigen Niederschläge der letzten Wochen fordern ihren Tribut: Der Bodensee ist an einigen Orten über das Ufer getreten. In verschiedenen Gemeinden ist man in Alarmbereitschaft.
Gemeindepräsident Urs Tobler ist derzeit ein gefragter Mann. In verschiedenen Sitzungen wird das weitere Vorgehen betreffend des Hochwassers in der Gemeinde Ermatingen abgeklärt. Dauert das Szenario noch weiter an, würde der Zivilführungsstab die Leitung von der Verwaltung übernehmen. Schliesslich könne der Werkhof und die Mitarbeitenden nicht wochenlang mit den Arbeiten rund um das Hochwasser beschäftigt werden. Dafür würde dann über den Regionalen Führungsstab RFS der Zivilschutz angerufen werden. Dennoch sagt der Gemeindepräsident: «Für mich ist es zwar innerhalb meines Amtes das erste Mal, dass der Bodensee über die Ufer tritt – ich habe jedoch schon so vieles erlebt, dass es mich nicht so schnell aus der Ruhe bringt», sagt er.
Gefährliche Stellen
Derzeit liegt der Pegel bei 397.05 Meter, einige Zentimeter könnten noch dazukommen. «Wir werden deshalb wohl nicht um weitere Massnahmen herumkommen», sagt Tobler. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt wurde die Uferzone an gefährlichen Stellen gesperrt. Durch den hohen Wasserstand sei unmittelbar abfallendes Gelände nicht sofort ersichtlich und könne ins Wasser stürzen, so die Befürchtung.
Die Zufahrt für Gebiete, wie beispielsweise Stad, wird durch Fahrverbote eingeschränkt – ausgenommen sind Anwohnerinnen und Anwohner. Schlauchdämme im Horn, an der Stedi und im Stadgarten sollen Wellenschläge verhindern. Über die Gemeinde können Privatpersonen Sandsäcke bestellen und beim Werkhof abholen. «Viele Hauseigentümer wissen inzwischen, wie sie mit der Situation umgehen müssen. Neuzuzüger hingegen, die in Seenähe wohnen, sind froh, wenn sie entsprechende Anweisungen erhalten, darum wurde heute entlang der Seestrasse ein Infoschreiben in die Briefkästen eingeworfen», so Tobler.
Nächste Besprechung
Auf einen durchgehenden Bau von Stegen wurde bisher verzichtet – es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass solche in den nächsten Tagen eingeleitet werden. Grundeigentümer sind aufgefordert, die Gegenstände im Keller hochzulegen, die Funktionsfähigkeit der technischen Infrastruktur zu überprüfen und ein Öltank gegen ein mögliches Aufschwimmen zu sichern. Heute früh findet die nächste Lagerbesprechung in Ermatingen statt.
Ende in Sicht?
Schwer getroffen wurde inzwischen die Gemeinde Berlingen und Salenstein. Dort liessen die starken Regenfälle die Bäche über die Ufer treten, die Feuerwehr musste mehrere überflutete Keller auspumpen und die Strassen von Schlamm befreien. Die Strasse durchs Zentrum wurde gesperrt, derzeit sind Aufräumarbeiten im Gang.
Auch in Rorschach ist das Wasser an einigen Stellen übergeschwappt. Man hofft, mit einem blauen Auge davonzukommen, erklärt Stadtschreiber Richard Falk. «Am Freitag waren die Befürchtungen schlimmer, als es jetzt eingetroffen ist. Wir hoffen, dass die Regenmengen nun weiter abnehmen werden.»
Eigentümer angeschrieben
Ein realistisches Szenario wäre die Überschwemmung der Seepromenade. Man vermutet, dass der Pegelhöchststand morgen erreicht sei. Derzeit ist die Seepromenade passierbar, die Stadt jedoch vom Hochwasser verschont. Die Grundeigentümer wurden im Vorfeld bereits angeschrieben, und auch die Einsatzkräfte seien parat. Die Prognosen für die nächsten Tage haben immerhin einige trockene Tage parat.
(Bilder: Katia Zambelli)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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