Nicht nur in St.Gallen, auch in Wil sind jetzt die Parkplatzgebühren ein Thema. Die SVP-Fraktion im Stadtparlament fordert eine kostenlose erste halbe Stunde - als Unterstützungsmassnahme für das Wiler Gewerbe. Beispiele für diese Massnahme gibt es anderswo bereits.
Parkplatzdebatte und kein Ende. Kaum haben in der St.Gallen zehn Detaillisten mit der Forderung nach tieferen Parkplatzgebühren aufhorchen lassen, kommt auch in Wil ein Vorschlag aufs Tapet.
Die SVP-Fraktion im Stadtparlament lädt den Stadtrat mit einer Motion ein, das Parkierungsreglement mit einer neuen Bestimmung zu ergänzen. Bei Parkplätzen, die mit Parkuhren oder Ticketautomaten bewirtschaftet werden, soll die Gebühr für die ersten 30 Minuten entfallen.
Begründet wird das mit der Situation des Wiler Gewerbes. Dieses leide unter sinkenden Frequenzen und Umsätzen. Das gelte auch für sehr gute Standorte, und die Folge seien leerstehende Verkaufslokale. Der blühende Onlinehandel und die tieferen Preise in Konstanz würden dem Gewerbe zu schaffen machen, schreibt die SVP. Dasselbe gelte für das Gastgewerbe.
Die Stadt hat wenig Handhabe, einen Aufschwung beim lokalen Gewerbe herbeizuführen. Einen möglichen Hebel sehen die SVP-Parlamentarier bei den Parkplatzgebühren. Die Tarife in Wil seien sehr hoch, heisst es im Vorstoss, und damit für autofahrende Kunden abschreckend.
Dazu komme: In den Nachbargemeinden im Kanton Thurgau würden Parkplätze bei Ladengeschäften «nur sehr zurückhaltend» bewirtschaftet. Und deshalb beobachte man dort, wie Ladenkapazitäten sogar ausgebaut werden.
Der Vorstoss wurde neben den Mitgliedern der SVP-Fraktion von einzelnen FDP-und CVP-Parlamentariern mitunterzeichnet, die dem Gewerbe nahestehen.
Neu ist die Idee einer kostenlosen ersten halben Stunde nicht. In Herisau wurde eine entsprechende Initiative im Herbst vom Stimmvolk angenommen und soll auf Mitte 2019 umgesetzt werden. Und in Appenzell ist die Parkplatzbewirtschaftung erst vor kurzem eingeführt worden, verbunden mit 90 Gratisminuten. Dort will man in erster Linie verhindern, dass Berufstätige, die im Dorfzentrum arbeiten, zentrale Parkplätze ganztags gratis in Beschlag nehmen. Für Touristen hingegen sind die 90 Minuten ohne Gebühr eine attraktive Lösung.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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