Am zweiten Wahlgang der St.Galler Regierungswahlen dürfte ein Quartett teilnehmen. Und in diesem hat vor allem ein Mann schlechte Karten: Der FDP-Fraktionschef Beat Tinner, Gemeindepräsident von Wartau. Dafür könnte die SVP erstmals mit zwei Leuten in die Regierung einziehen.
Zuletzt war es ein knappes Rennen unter drei politischen Schwergewichten: Michael Götte (SVP), Beat Tinner (FDP) und Laura Bucher (SP) sind allesamt Chefs ihrer Fraktionen im Kantonsrat. Und sie lagen hinter den Gewählten auf den Plätzen 1 bis 3 bei den Regierungswahlen in einem Radius von rund 2000 Stimmen. Die Grüne Rahel Würmli wurde demgegenüber schon recht deutlich distanziert.
Am 19. April geht es im zweiten Wahlgang um die Besetzung der beiden letzten Sitze. Gut möglich, dass Links-Grün im Doppelpack antritt: Mit Laura Bucher und Rahel Würmli. Zu verlieren gibt es bei dieser Konstellation nicht viel, wer grün wählt, hat eine Affinität für die SP und umgekehrt. Frauenpower hoch zwei gewissermassen. Das lässt sich auch in einem Wahlkampf schön ausschlachten, zumal mit Susanne Hartmann (CVP) erst eine Frau in die St.Galler Regierung eingezogen ist.
Im Sog dieser Situation würde es wohl Laura Bucher schaffen. So stark ist Grün nun in den letzten Monaten auch nicht erstarkt, dass es Würmli reichen würde. Die Frage ist dann, welcher der beiden bürgerlichen Kandidaten das Rennen macht. Früher hatte die SVP jeweils schlechte Karten, weil man sie im Parlament wollte, in der Regierung aber klein hielt. Mit Michael Götte steht ein gemässigter und bekannter Vertreter der Partei zur Verfügung. Wenn, dann ist es ihm zuzutrauen.
Zumal er in der ersten Runde vor Beat Tinner lag. Der Freisinnige hat einen sehr engagierten Wahlkampf gemacht und fiel auch am deutlichsten durch originelle Forderungen auf. Sein eher mässiges Abschneiden überrascht und dürfte für ihn und seine Partei enttäuschend sein. Im Unterschied zu Links-Grün können SVP und FDP es sich aber kaum leisten, für den 19. April im Doppel anzutreten. Das Argument «für eine bürgerliche Mehrheit» sticht kaum, die besteht schon nach dem ersten Wahlgang - wenn man die CVP zu den Bürgerlichen schlägt. Und ein solches Vorgehen würden viele auch als frauenfeindlich verstehen, wenn es auch demokratisch legitimiert ist.
Vieles spricht also für Götte und Bucher im zweiten Wahlgang. Angesichts des Leistungsausweises von Beat Tinner wäre das ein herber Schlag für ihn.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.