Ronja Blöchlinger
Ronja Blöchlinger gehört zu den besten Bikerinnen der Schweiz. Damit gibt sich die Ostschweizerin jedoch nicht zufrieden: Ihr Ziel ist die Weltspitze, wie sie im Interview erklärt.
Du und dein Bruder Noah haben bereits in jungen Jahren erste Rennen bestritten. Kam für euch gar nie etwas anderes als Mountainbike in Frage?
Ja, das stimmt, wir haben sehr früh an Rennen teilgenommen. Dennoch durften wir in unserer Kindheit sehr viele Sportarten ausprobieren. Wir haben lange Handball gespielt, Triathlon gemacht, ich war noch kurze Zeit im Ballett. Wir haben aber Beide gemerkt, dass uns Mountainbike am besten gefällt.
Ist es auch manchmal nervig, wenn der Bruder ebenfalls Sportler ist und man verglichen wird?
Nein, das sehe ich nicht so. Wir werden grundsätzlich nicht häufig verglichen. Noah ist fünf Jahre älter als ich. Zudem können Männer und Frauen im Bikesport kaum verglichen werden. Vielmehr unterstützen wir uns gegenseitig oder fordern uns heraus, wenn wir vor einem Rennen die Strecke zusammen besichtigen.
Wann zeigte sich, dass du besonders viel Talent hast?
Es war eher ein fliessender Prozess. Als ich jedoch zum ersten Mal in die U17-Nationalmannschaft aufgenommen wurde, merkte ich, dass es mein Traum ist, Profi zu werden. Ebenfalls zeigte sich dies durch die Rennen, welche ich bisher gewinnen konnte.
Du hast deinen Wohnsitz inzwischen nach Biel verlegt. Vermisst du die Ostschweiz?
Ja, natürlich – insbesondere das Trainingsgebiet. Die Ostschweiz eignet sich perfekt für Biketrainings. Dennoch geniesse ich es, von Zuhause ausgezogen zu sein und auf eigenen Beinen zu stehen. Es fühlt sich ein wenig wie Ferien an, wenn ich in Biel mit dem Bike unterwegs bin. Aber ich komme immer wieder gerne in die Ostschweiz zurück.
Deine Sport-Karriere hat dir so manches Highlight beschert. Welches davon war dein persönlicher «Wow-Moment»?
Das war im Jahr 2018 in der Lenzerheide, als ich meine erste WM bestritt – und dann gleich noch vor Heimpublikum! Ich erreichte den sechsten Platz, die ganze Stimmung war genial und mein Resultat super – daran erinnere ich mich gerne zurück. Auch im vergangenen Jahr fuhr ich meinen ersten Weltcup in der Kategorie U23 und sicherte mir den sechsten Platz. Deshalb freue ich mich, wenn es bald weitergeht.
Die letzten Wochen und Monate waren für Sportler sehr schwierig. Wie ist es dir seither ergangen?
Ich habe das Glück, dass mir mein Hobby nicht gestrichen wurde. Ich darf draussen trainieren und fühle mich deshalb ziemlich frei. Im Herbst hatte ich dann jedoch Pech, als ich mich für die Teilnahme an der Europameisterschaft im Tessin auf das Coronavirus testen lassen musste – und das Resultat war wie aus dem Nichts positiv. Dadurch konnte ich natürlich am wichtigsten Rennen nicht teilnehmen. Aber die Sache ist jetzt abgehakt, ich schaue positiv auf die kommende Saison.
Wie stehst du bei den Vorbereitungen dafür?
In den letzten Monaten durfte ich von super Trainingscamp mit der Nationalmannschaft profitieren. Zwei Wochen Gran Canaria im Januar und eine Woche Techniktraining in der Toscana. Mein erstes Rennen sollte in Nals (It) in drei Wochen stattfinden. Anfang Mai findet der erste Weltcup statt. Die Vorbereitung läuft bis jetzt wie geplant.
Gibt es ein Ziel, welches du unbedingt erreichen willst?
Mein Ziel ist klar: Ich möchte an der Elite-Weltspitze mitfahren – und das über mehrere Jahre lang!
Ronja Blöchlinger
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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