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Internationales Filmfestival in Rorschach

Kleine Tierchen, grosse Wirkung: Weshalb auch wir für das «Krill-Sterben» mitverantwortlich sein können und was dieser Thurgauer dagegen macht

Der Thurgauer Julian Baumann engagiert sich bei der Umweltorganisation Sea Shepherd. Am 4. Mai macht die Ocean Film Tour Halt in Rorschach – und will sich für ein ganz kleines Tierchen mit grosser Wirkung stark machen.

Manuela Bruhin am 25. April 2024

Wissen Sie, was Krill sind? Nein? Dann befinden Sie sich wohl in guter Gesellschaft. Kein Wunder, denn die kleinen Krebstiere wohnen fernab von uns. Sie dienen als Hauptnahrung vieler Meerestiere, wie beispielsweise Wale und Robben. Gleichzeitig trägt Krill zur Stabilität der marinen Ökosysteme bei. Ausserdem absorbiert Krill jedes Jahr viele Millionen Tonnen Co2 aus der Atmosphäre. Doch um die kleinen Tierchen ist es nicht gut bestellt, sie gehören zu den bedrohten Tierarten. Um auf das Problem aufmerksam zu machen, macht die Ocean Film Tour Halt an verschiedenen Stationen, darunter am 4. Mai in Rorschach.

Gesundheitsfördernd?

Julian Baumann gehört der Umweltorganisation Sea Shepherd an. Im Gespräch erklärt der Thurgauer, weshalb auch wir Ostschweizer als «Ottonormalverbraucher» eine Mitschuld haben könnten, dass der Tierbestand in den vergangenen Jahren so drastisch zurückgegangen ist.

Julian Baumann

«Durch den Konsum von Fischprodukten, Nahrungsergänzungsmitteln wie Omega3 oder durch die Benutzung von Kosmetika sind viele von uns bereits in Kontakt mit Krill gekommen. Krillöl wird zunehmend als vermeintlich gesundheitsförderndes Nahrungsergänzungsmittel verwendet.»

Die Tricks der Industrie

Und wirklich: So werden Krillöl-Kapseln beispielsweise nachgesagt, dass sie zu einem normalen Cholesterinspiegel im Blut und einem normalen Blutdruck führen können. Gleichzeitig sollen sie zu einer normalen Gehirnfunktion, Sehkraft und Herzfunktion beitragen. In vielen Schweizer Supermärkten lassen sich Omega3-Ergänzungsmittel mit antarktischem Krill finden. «Krill wird zudem in der Fischzucht als Beigabe verwendet, dadurch wird das Fleisch von Zuchtlachs rosa gefärbt.

Seashepherd

Es sieht dann natürlicher aus und verkauft sich besser, obwohl das Fleisch von Zuchtlachs eigentlich farblos ist», fasst es Baumann zusammen. Manchmal werde mit Krill sogar Hunde- und Katzenfutter angereichert.

Haufenweise Arbeit

Sea Shepherd war in der Antarktis vor Ort, um die Aktivitäten der Krill-Supertrawler zu dokumentieren. Baumann selber liegt das Projekt besonders am Herzen, denn: «Was dort unten passiert, muss aufhören, und ausser uns ist niemand dort.» Er engagiert sich deshalb besonders im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Seashepherd

 «Im Ausland ist es vor allem handwerkliche Arbeit», so Baumann. «Ich war dabei, als wir unser Schiff SEA EAGLE wieder für die nächste Kampagne startklar gemacht haben. Das war harte Arbeit, an Deck, an der frischen Luft, egal, bei welchem Wetter.»

Seashepherd

Auch wenn die Arbeit streng sei und einem viel abverlange – schliesslich müssen auch tote oder sterbende Tiere dokumentiert werden – gäbe sie ihm das Gefühl, etwas Gutes zu tun. «Ich möchte etwas zurückzugeben, Leben retten und Leid vermindern. Sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, ist grossartig und fördert die Motivation noch mehr.»

Der Film an der Ocean Film Tour hat bereits in Deutschland viel Anklang gefunden. Nun hoffen die Verantwortlichen, auch die Ostschweizer für das Thema sensibilisieren zu können.

(Bilder: pd)

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) aus Waldkirch ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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