Drei St.Galler Kantonsräte haben bei der Regierung eine Einfache Anfrage eingereicht. Dort üben sie Kritik am gewählten Weg der Schulöffnungen im Kanton St.Gallen. Dass vier Wochen lang nur in Halbklassen unterrichtet wird, stösst bei ihnen auf kein Verständnis.
Es ist ein überparteilicher Vorstoss: Unterzeichnet haben ihn die FDP-Kantonsräte Raphael Frei und Jens Jäger sowie der SVP-Kantonsrat Sandro Wasserfallen. Ihnen gemein ist, dass Sie alle Lehrpersonen beziehungsweise Schulleiter und damit Direktbetroffene sind. Im Kanton St.Gallen soll ab dem 11. Mai in einer Übergangsphase von vier Wochen nur in Halbklassen unterrichtet werden, bevor die Lage neu beurtielt wird. Damit wird der Lernstoff einer Woche auf zwei Wochen ausgedehnt.
Was beim genannten Trio nicht gut ankommt. Sandro Wasserfallen, Kantonsrat und Oberstufenlehrer, lässt sich in einer Stellungnahme wie folgt zitieren: «Obwohl vom Virus bisher nicht sonderlich getroffen, fährt der Kanton St.Gallen mit dem Halbklassenunterricht eine sehr zurückhaltende Schiene und nutzt den Spielraum der Bundesvorgaben bei Weitem nicht aus. Ein weiteres Mal übt er sich damit in übermässiger Korrektheit und Vorsicht.»
Auch Raphael Frei, Schulleiter einer Oberstufe, ist überzeugt, dass es der Kanton St.Gallen so hätte halten können wie die umliegenden Thurgau, Graubünden und Ausserrhoden: Normalbetrieb «unter den gegebenen Sicherheitsvorkehrungen und Hygienemassnahmen.» Man hätte das auch aus gesundheitspolitischen Überlegungen verantworten können, so Jens Jäger, Primarschullehrer, «die Schulen hätten einen pragmatischen und gangbaren Weg der Umsetzung gefunden.»
Nun aber hätten Eltern und Lehrpersonen über vier Wochen hinweg wieder einen erheblichen Mehraufwand, vor allem auch in der Koordination und Planung.
Konkret wollen die drei Parlamentarier mit der Einfachen Anfrage erreichen, dass die St.Galler Regierung ihrer Beschluss noch einmal unter die Lupe nimmt. In der Hoffnung, dass ab dem 11. Mai der Ganztagesunterricht wieder stattfindet - oder zumindest die Übergangsphase von derzeit vier Wochen deutlich reduziert wird. Über 4000 Eltern stützen diese Forderung laut den Vorstössern in einer Online-Petition.
Erstaunlich daran: Erst vor wenigen Tagen hat der Präsident des St.Galler Lehrerverbands den Beschluss der Regierung im Regionaljournal Ostschweiz von Radio SRF ausdrücklich gutgeheissen und verteidigt. Das würde bedeuten, dass entweder die Mehrheit der Lehrkräfte ebenfalls dahinter steht -im Unterschied zu den drei Kantonsräten - oder aber der Lehrerverband an seinen Mitgliedern vorbei handelt.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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