Bald wird es in der Nacht wohl ein bisschen dunkler. Doch das ist auch gut so, denn um Mitternacht kann ich im Möbelgeschäft das Kissen im Schaufenster sowieso nicht kaufen.
«Bleiben Sie zuhause» wurde zu «sparen Sie Energie», die Gesundheitskrise zur Energiekrise. Damit wird nun mal wieder Zeit das Positive in der ganzen Sache zu suchen. Und lange suchen muss ich da nicht: das Ende der unnötigen Leuchtplakate in der Nacht! Diese sind mir schon lange ein Dorn im Auge. Hoffentlich werden Geschäfte nun endlich sehen, dass ihr Umsatz nicht gemindert wird, wenn sie nach Ladenschluss die Lichter im Schaufenster ausmachen – hierzu würde ich tatsächlich gerne eine Statistik sehen.
Den Einzigen, denen der Weg damit noch geleuchtet wird, sind die Nachteulen auf dem Nachhauseweg vom Club. Und deren Aufmerksamkeit liegt wohl eher auf dem schwankenden Boden als auf den neuen Schuhen im Schaufenster.
Diese Beleuchtungen tragen nicht nur zum Energiefrass, sondern auch zur Lichtverschmutzung bei. Ein Phänomen, welches mit der Urbanisierung einhergeht und uns Menschen den Anblick der Sterne verwehrt sowie Tiere zünftig verwirrt. Schädlich ist es nicht nur für Tiere, denn es birgt auch Gesundheitsrisiken für Menschen. Doch da wir es ironischer Weise nicht sehen – diejenigen, die nachts noch unterwegs sind, danken Strassenlaternen eher als sie zu verfluchen – beschäftigen sich wenige damit. Der Fokus liegt tagsüber dann auf sichtbareren oder fühlbaren Problemen, wie den momentanen Hitzerekorden.
Die Lösung zur Lichtverschmutzung liegt natürlich nicht alleine in der Abschaffung von Schaufensterbeleuchtung, doch meiner Ansicht nach ist es ein ideales Bespiel für den Anstoss der Überlegungen, wo wir unnötig Energie verbrauchen. Inzwischen suche ich beinahe chronisch nach Lehren, welche aus Krisen gezogen werden können und sehe sie in der Eröffnung dieser Diskussion. Denn das Positive in der Energiekrise liegt sicherlich nicht darin, dass wir vielleicht keine Weihnachtsbeleuchtungen aufhängen können – nicht einmal für einen Grinch wie mich.
Johanna Lichtensteiger (*2002) stammt aus dem Kanton Thurgau. Nach der Kantonsschule legt sie aktuell ein Zwischenjahr ein, um Arbeitserfahrung zu sammeln.
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