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Noser Fashion

Mal kurz durchatmen

Warum gibt es hoch funktionelle Bekleidung nicht für den Alltag? Diese Frage stellte sich Stephan Noser aus Vaduz im Jahr 2013. Die Überlegungen führten schliesslich zur Gründung der Noser Fashion und ihn in eine Welt voller «High-Tech».

Marcel Baumgartner am 23. April 2021

Stephan Noser, sind Kleidungsstücke inzwischen zu richtigen High-Tech-Produkten geworden?

Man kann sagen, dass es Kleidungsstücke gibt, die zu High-Tech-Produkten geworden sind. Es sind aber viel mehr die Produktions- und Herstellungsverfahren, die Textilien zu High-Tech-Produkten machen. Die Textilbranche investiert sehr viel in Forschung und Entwicklung, auch hier in der Schweiz.

High-Tech Produkte findet man vor allem in den Sporttextilien. Die Anforderungen sind dort besonders hoch. Leider findet man im Bereich «Alltagsbekleidung» nur sehr wenig High-Tech-Komponenten. Diese Lücke möchten wir schliessen. Ich bin der Meinung, das Potenzial ist hier enorm, auch was die Themen Nachhaltigkeit und Recycling angeht. Aus diesem Grund verwenden wir nur die besten verfügbaren Materialien, wenn möglich Made in Switzerland, ansonsten Made in EU.

Auf Ihrer Webseite bin ich auf den Begriff «funktionale Bekleidung» gestossen. Was beinhaltet das grundsätzlich alles?

Die meisten Funktionen kennt man auch hier wiederum aus dem Sport. Das können verschiedene Funktionen sein wie Atmungsaktivität, Wasserabweisende Nano-Technologie, Antibakterielle Behandlung oder stretchbare Textilien, um nur einige zu nennen. Sie bieten verschiedene Vorteile beim Tragen und helfen uns, bessere Leistungen zu erbringen oder sich ganz einfach wohler fühlen. Es können aber auch praktische Elemente sein, wie z.B. unser verstellbarer Kragen oder unsichtbar integrierte Reflektoren. Ich denke, hier liegt die Zukunft, darum entwickeln, entwerfen und fertigen wir erstklassige technische Bekleidung für den Alltag, für alle, die gerne ein Stück Mehrwert in ihr Leben bringen wollen.

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Ist es grundsätzlich schwierig, zu all diesen Komponenten auch noch ein perfektes Design zu integrieren?

Design – ob schön oder nicht liegt natürlich immer im Auge des Betrachters. Für mich ist Design vor allem zeitlos und entspricht nicht einem saisonalen Trend. Unsere Produkte sind minimalistisch und kompromisslos mit einer sportlichen Note. Zudem liebe ich höchste Qualität bei der Verarbeitung. Wenn ein Kleidungsstück zum Beispiel perfekt genäht, bedruckt oder bestickt ist, entspricht das bereits einem tollen Design.

Und das ist es auch, was für mich höchste Priorität hat und ich bei noser fashion vereinen möchte; höchste Funktionalität, verbunden mit modernem zeitlosen Design in bester Qualität.

Es dürfte nicht ganz einfach sein, sich in Ihrer Branche einen Namen zu verschaffen und eine Nische zu finden. Wo sehen Sie Ihr Potenzial?

Für den Grossteil der Bekleidungsbranche geht es um Kostensenkung und Preiserhöhung. Profit ist wichtiger als Qualität und Nachhaltigkeit. Es wird gepusht und gepusht, egal ob online oder beim Fachhändler. Rabattschlachten sind an der Tagesordnung, damit es nach wenigen Wochen oder Monaten wieder Platz für noch mehr neue Produkte gibt. Die Folgen sind verheerend.

Dieses System finde ich falsch. Unser Potential liegt darin, eine nachhaltige Qualität zu liefern. Wir verkaufen direkt über unseren Onlineshop und ausgewählte Fachhändler, welche unsere Werte teilen. So haben wir volle Kontrolle über unsere Produkte und können einen echten und direkten Kundenkontakt pflegen. Unsere Kunden sind sehr loyal, die meisten bestellen mehrfach und die Retourenquote liegt bei unter 10%.

Da wir über so gut wie kein Marketingbudget verfügen, sind uns positive Kundenerlebnisse und Empfehlungen sehr wichtig.

Als grössten Vorteil, sehe ich unsere Aufstellung. Mit unseren Prozessen können wir kurzfristig auf Kundenwünsche eingehen, auf der anderen Seite haben wir die Möglichkeit schnell zu skalieren und in grossen Mengen zu produzieren, ohne dass unsere Qualität darunter leidet. Unsere Textilien sind zu 100% bluesign® approved und nach Ökotex Standard 100 zertifiziert. Zudem produzieren wir nach STeP by OEKO-TEX®.

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Wo setzen Sie künftig den Fokus? Geht es um neue Modelle, geht es um neue Technologien oder neue Absatzkanäle?

Als noch junges Startup liegt unser Fokus in allen Bereichen. Wir werden dieses Jahr neue Modelle präsentieren, darunter ein Performance Poloshirt und eine einzigartige Hose mit integrierter RFID-Schutz Technologie. Auf den Launch dieser neuartigen Kleider freue ich mich besonders.

Zudem sind wir seit diesem Jahr Mitglied bei Switzerland Global Enterprise und möchten mit deren Unterstützung die Weichen stellen, um neue Märkte zu erschliessen. Der Fokus liegt vorerst im Deutschsprachigen Raum.

Sie haben in jungen Jahren ein eigenes Unternehmen gegründet. Was gab den Ausschlag dazu?

Ich komme aus dem Leistungssport und hatte immer schon hohe Ziele und den Ehrgeiz die extra Meile zu gehen. Der Gedanke ein eigenes Unternehmen zu gründen begleitete mich schon eine längere Zeit. Ich war 27 Jahre alt, als ich bei einem globalen Sportunternehmen im Verkauf arbeitete. Wir hatten unser Sales Meeting in den Rocky Mountains und während einer Schulung erklärten uns Textilingenieure ihre neusten Erfindungen. Das war die Geburtsstunde meiner Vision. Von da an war mir klar, dass ich irgendwann diese Technologien in den Alltag bringen möchte.

Abgesehen von Corona: Wo sehen Sie bei der künftigen Entwicklung Ihres Unternehmens die grössten Hürden?

Wir sind 100% Eigenfinanziert. So ziemlich alles was ich habe investiere ich in die Firma. Neue Modelle entwickeln, Rohmaterial, Muster- bzw. ganze Kollektionsproduktionen vorfinanzieren und vor allem auch den Bekanntheitsgrad fördern – das ist und wird eine Challenge bleiben. Auch der weitere Ausbau des Vertriebnetzes wird eine Herausforderung. Aber diese Challenges sind es auch, die mich antreiben. Dass es nicht einfach wird und niemand auf so etwas gewartet hat war mir von Anfang an klar. Wichtig ist es für mich, dass ich Spass daran habe. Ich liebe was ich tue und mache es mit voller Überzeugung. Ich denke, schlussendlich entstehen so die besten Geschichten.

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Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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