Die aktuellen Lieferengpässe machen der Automobilbranche zu schaffen. Aber auch mit anderen Herausforderungen muss man umgehen können, wie CEO der GNG AG, Michael Klaus, im Interview verrät.
Die Neueröffnung der GNG AG im Gossauer Langfeld vergangenes Jahr fiel in eine sehr turbulente Zeit. Lief dennoch alles glatt – oder hatten Sie einige Herausforderungen zu meistern?
Die Eröffnung fiel auf jeden Fall in eine spezielle Zeit. Am 1. März 2021 durften wir unsere Türen öffnen – und dies direkt nach einem Lockdown. Man wusste nicht, was kommt und wie es weitergeht. Eine Feier zu planen, war dementsprechend schwierig. Deshalb verzichteten wir auf eine grosse Eröffnungsfeier, welche wir im Mai 2022 in Kombination mit der 75. Jahr Jubiläumsfeier nachgeholt haben.
Lange Zeit war der Platzmangel bei Ihnen ein Thema, bis man schliesslich dem imposanten und modernen Neubau im Langfeld beziehen konnte. Kam eine Erweiterung der Räumlichkeiten am ehemaligen Standort an der St.Gallerstrasse nie in Frage?
Der Platzmangel, aber auch die Standards zur Erfüllung der Markenvorgaben, insbesondere deren von Audi, machten eine Erweiterung oder einen Neubau unverzichtbar. Die Vorteile eines Neubaus, vor allem die bessere Lage an der Autobahnausfahrt, machten uns die Entscheidung schliesslich einfach.
Für die meisten gehören Sie zur Gossauer Geschichte dazu. Wie wichtig ist der Wirtschaftsstandort Ostschweiz für Sie?
Wir sind hier verankert und sehr verbunden mit der Region. Wir konzentrieren uns somit auch nur auf die Ostschweiz.
Fachkräftemangel oder Lieferengpässe: Wie schwierig gestaltet sich die derzeitige wirtschaftliche Situation für Sie?
Wir sind in der glücklichen Situation, eine Top-Anlaufstelle für Fachkräfte und Lehrstellen zu sein. Unsere Ausbildner machen einen guten Job. Aber es ist schon spürbar, dass es immer schwieriger wird, Stellen fachgerecht zu besetzen und die Lehrstellensuchenden für eine Handwerkerausbildung zu begeistern.
Mit den Lieferengpässen haben wir gelernt umzugehen, denn diese können wir nicht beeinflussen. Nichtsdestotrotz freuen wir uns wieder auf die Zeit, in welcher wir die Fahrzeuge in einer angemessenen Frist ausliefern können.
Mit welchen Folgen haben Sie am meisten zu kämpfen?
Das ist schwierig zu sagen, da es verschiedene unsichere Faktoren in Wirtschaft und Politik gibt, die wir zurzeit nicht einwandfrei einschätzen können. Alle diese Unsicherheiten machen eine Planung zur Herausforderung. Die Situation ist aber für alle gleich – die Politik und Wirtschaft ist nun gefragt, gemeinsam einen Weg zu finden.
War es für Sie immer klar, dass Sie ins Geschäft Ihres Vaters einsteigen werden?
Ehrlich gesagt, habe ich mir bei meiner Berufswahl noch keine Gedanken darüber gemacht. Als es dann aber um Weiterbildungen und die Karriereplanung ging, war es für mich klar, diesen Weg einzuschlagen.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit innerhalb der Familie?
Das ist natürlich stets eine Herausforderung, die aber auch viele Vorteile mit sich bringt. Wichtig dabei ist das gegenseitige Vertrauen und die Kommunikation. Beides haben wir in den gemeinsamen Jahren im Familienunternehmen gelernt, gestärkt und verbessert. Heute macht es sogar richtig Spass, die gemeinsamen Ziele zusammen zu erreichen.
Mit Blick auf die Zukunft: Welches sind die weiteren Visionen für das Unternehmen? Wo sehen Sie das meiste Potenzial?
Wir gelten als attraktiver Arbeitgeber. Das möchten wir noch verstärken und unsere Mitarbeiter mehr an der Entwicklung der GNG teilhaben lassen. Wir sind bestrebt, die Kundenzufriedenheit und das Serviceangebot hoch zu halten. Dies umso mehr auch in schwierigen Zeiten. Das grösste Potenzial haben wir sicher bei der Digitalisierung. Hier sehe ich noch ganz viel Optimierungspotenzial, was die Nachhaltigkeit und Effizienz betrifft.
Und bei welchem Auto schlägt Ihr Herz schneller?
Leider ist das Fahrzeug noch nicht auf dem Markt. Ich durfte es aber bereits in München bei Audi besichtigen: Der elektrische Audi A6 e-tron wird wohl der schönste Kombi aller Zeiten (lacht).
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.