Demnächst stimmen wir über das neue Mediengesetz ab. Ich schlage Ihnen die Teilnahme an einem Experiment vor, welches nicht nur Ihren Horizont erweitert, sondern Sie auch noch zu einer interessanteren Gesprächspartnerin macht. – Ein Gastbeitrag von Olaf Hermann.
Die Allianz der Politik und der grossen Medienkonzerne möchte mit dem «Massnahmenpaket zugunsten der Medien» die Unabhängigkeit und Vielfältigkeit der Medien mit viel Geld fördern. Die grossen Medienkonzerne (Tagesanzeiger-Gruppe, Ringier, CH Media, NZZ) sollen dabei mindestens so «unabhängig» und «vielfältig» werden, wie das Schweizer Fernsehen SRF.
In der Tat werden die Medienkonzerne bei Annahme des Gesetzes um Einiges unabhängiger: Sie werden nämlich unabhängiger von ihren Lesern, also unabhängiger von Ihnen! Sie sind dann fast so unabhängig, wie es SRF schon lange ist.
Ein Produkt, das finanziell unabhängig von seinen Kunden ist, ist – milde ausgedrückt – vor allem eines: Mist!
Reden wir über die Vielfältigkeit. Dass in den letzten Jahrzehnten eine unheimliche Konzentration von Medien stattgefunden hat, ist allseits bekannt. Durch diese Machtkonzentration «beherrschen» die grossen Medienkonzerne zusammen mit SRF die öffentliche Meinung. Sie sind bereits heute zum Sprachrohr der Regierung geworden (siehe Blick-Skandal). Dass eine Erhöhung der Subventionen diesem Trend nichts entgegenstellt, sondern ihn noch verstärkt, ist selbsterklärend.
Daraus resultiert das Gegenteil von Vielfältigkeit. Denn egal welches vermeintliche Problem sich irgendwo auf der Welt stellt, das Universalrezept der Massenmedien zur vermeintlichen Lösung ist heute dasselbe wie das der Regierungen: Es heisst Regulierung.
Dass Regierungen ihre gewünschten Regulierungen mit Hilfe der Medien aufgleisen, ist nicht neu. Dies gilt insbesondere für demokratische regierte Länder, in denen die Regierung in ihrer Handlungsfreiheit etwas eingeschränkter ist, als in Diktaturen. In demokratischen Ländern werden einschneidende Regulierungen deshalb durch vorgängige Angstmacherei «freiwillig herbeigeführt». Es gab deshalb wohl noch nie eine längere Trockenperiode ohne Angstmacherei (Atomkrieg, kalter Krieg, Waldsterben, Terror, Finanzkollaps, Klimakollaps, Corona und demnächst der Energiekollaps).
Doch heute gibt es einen Unterschied zu früher. Früher gab es noch eine grössere Vielfalt der Medien, die von den breiten Massen konsumiert wurde, Gegenstimmen wurden noch geduldet.
Heute lassen die Massenmedien jegliche Vielfalt vermissen. Sie sind zum Sprachrohr der Regierung verkommen. Gegenstimmen werden nur innerhalb des erlaubten Erzählrahmens toleriert. Echte Kritiker findet man nur noch in kleineren Medien. Und auch dort nur sehr selektiv.
Und dabei spielt es keine Rolle, dass sich die NZZ sprachlich etwas elitärer ausdrückt, als der Blick und dass der Tages-Anzeiger irgendwo dazwischen liegt. Diese sprachlichen Finessen und die minimalen ideologischen Unterschiede dienen lediglich dazu, der Segmentierung der Bevölkerung zu entsprechen. Also dazu, alle abzuholen.
Wenn Sie nun Jahre- oder Jahrzehntelang dieselben Rezepte hören, dann können Sie sich dieser äusserst erfolgreichen Strategie gar nicht entziehen. Sie werden unweigerlich in den gewünschten Meinungsstrom hineingedrückt.
Was müssen Sie machen, wenn Sie sich diesem Meinungsstrom entziehen möchten? Es hilft nur eines: Kalter Entzug!
Ich schlage Ihnen deshalb folgendes Experiment vor: Meiden Sie konsequent alle Medien der genannten Konzerne, inklusive SRF.
Auf Ihrer Suche nach Alternativen werden Sie sich mit verschiedenen kleineren Medien abgeben müssen. Selbstverständlich wird Ihnen nicht alles gefallen, was Sie finden. Doch dies ist gut, denn dadurch sind Sie gezwungen, selber eine Selektion vorzunehmen. Diese Selektion hatten Ihnen die Massenmedien ihn ihrer grosszügigen Fürsorglichkeit bisher abgenommen. Es war eine Selektion der Themen und vor allem der Meinungen.
Falls Sie noch zur Generation derer gehören, die lieber auf Papier konsumieren, so werden Sie sich an den Onlinekonsum gewöhnen müssen. Auch hier wird Ihnen nicht alles gefallen, was Sie finden. Denn viele kleinere Medien können es sich nicht leisten, eine optisch perfekt aufgemachte App zu entwickeln. Darüber hinwegzusehen und sich auf den Inhalt zu konzentrieren, ist meines Erachtens vertretbar.
Wenn Sie sich wirklich breit aufstellen möchten, ist es von Vorteil, über die Schweizer Grenze zu schauen. Es gibt viele gute Informationsquellen im deutschsprachigen Raum.
Je nach bisherigem Abo bei den Massenmedien wird Budget frei, das Sie für andere Medien einsetzen können. Von SRF können Sie sich, zumindest finanziell, nicht verabschieden.
Wenn Sie sich nun als Ersatz Medien aussuchen, die zwar nicht zu den grossen Konzernen gehören, diesen aber hinterher hecheln, weil sie von der gemachten Meinung der Masse profitieren wollen oder hoffen, für viel Geld von einem der Konzerne aufgekauft zu werden, so ist dies natürlich Selbstbetrug. Dies ist, als würden Sie aufhören zu Rauchen, indem Sie die Zigaretten einfach durch einen Nikotinverdampfer ersetzen.
Der Schritt, sich von den Massenmedien zu lösen, ist gross. Andererseits, was haben Sie zu verlieren? Den Weltuntergang werden Sie nicht verpassen. Und wenn in der Kaffeepause über sogenannt «wichtige» Aktualitäten getratscht wird, so haben diese für Sie zumindest Neuigkeitswert. Zudem können Sie mit einer alternativen Perspektive aufwarten.
Die Bildung einer alternativen Perspektive ist überhaupt das Wichtigste an diesem Unterfangen. Dies ist es auch, was Sie zu einem interessanten Gegenüber in einem Gespräch macht. Sie tragen dann nämlich dazu bei, Dinge gründlich und kontrovers zu diskutieren, anstatt lediglich die bereits weitläufig bekannten Schlussfolgerungen und Lösungsvorschläge zu wiederholen. Nur so kann echte Meinungsbildung funktionieren und nur so sind Diskussionen tatsächlich interessant und nicht nur ein oberflächliches Wiederholen von bereits Bekanntem. In diesem Fall wäre es vermutlich interessanter, sich mit Erich von Däniken über die Ausserirdischen zu unterhalten. Das ist dann wenigstens amüsant.
Zum Abschluss und zur Motivation gebe ich Ihnen noch eine Information zur Unabhängigkeit, die Ihnen vielleicht bis heute verborgen blieb: Vielen von Ihnen ist nicht entgangen, dass uns das Parlament mit dem Covid19-Gesetz einige Kuckuckseier untergejubelt und die Einheit der Materie verletzt hat. Ein Kuckucksei der besonderen Art ist der Artikel 14 des Covid-Gesetzes. Dieser Artikel ist einer der Gründe, warum sich die meisten Medien im Vorfeld beider Referenden so vehement für das Covid-Gesetz eingesetzt haben. Hier eine Kostprobe:
«Der Bund trägt die vollen Kosten für die Tageszustellung [..] der Regional- und Lokalpresse [..].»
«Er beteiligt sich an den Kosten für die Tageszustellung [..] der überregionalen und nationalen Presse [..] mit 27 Rappen pro Exemplar.»
Das Bundesamt für Kommunikation «vergütet die Abonnementskosten [..] direkt der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.»
Vielmehr gibt es zur Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit wohl kaum zu sagen.
Zeigen wir also den Massenmedien, dass sie nicht nur unabhängig von uns sein wollen.
Zeigen wir ihnen vor allem, dass wir unabhängig von ihnen sein werden!
Versuchen Sie, das Experiment mindestens 2 bis 3 Monate durchzuziehen und beobachten Sie, wie sich Ihre Gedanken, Perspektiven sowie Ihre täglichen Diskussionen entwickeln. Ich freue mich über Ihren Erfahrungsbericht per Email (ich versuche, alles zu lesen, werde aber nicht alles beantworten können).
Olaf Hermann hat nach seinem Studium der Elektrotechnik an der ETH Zürich für einige Jahre mathematische Modelle für industrielle Prozesse entwickelt. Danach hat er in der Finanzdienstleistungsbranche mehrere Unternehmen gegründet, (mit)aufgebaut sowie operativ geführt.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.