Frank Cabrera Hernandez (Kiko), Comedian. (Bild zVg).
Kennen Sie Frank Cabrera Hernandez? Nein? Vielleicht ist Ihnen der Name Kiko bekannter. Der Comedian aus der Ostschweiz ist für seine gute Laune und flotten Sprüche bekannt. Er kennt aber durchaus die ernste Seite des Lebens, wie er im Interview verrät.
Du bist durch Zufall zum Stand-up-Comedian gekommen. Wenn du heute an deine ersten Auftritte zurückdenkst, wie fühlst du dich dabei?
Ich bin jetzt nervöser, als ich es früher war. Bei meinen ersten Auftritten bin ich einfach hingegangen und wusste nicht, was mich erwartet. Die Leute haben gelacht und es war positiv: ein Überraschungsmoment. Jetzt weiss ich, wie es funktioniert – und damit auch, was ich falsch machen kann. Das macht mich nervös.
Comedians gibt es mittlerweile sehr viele. Wie hart ist der Konkurrenzkampf?
Die Szene in der Schweiz ist sehr jung. Bei Comedy ist es ein bisschen wie bei Musik: Jeder hat seinen eigenen Stil und seinen Geschmack. Daher ist es super, wenn es viele unterschiedliche Comedians gibt. Das belebt und fördert die Szene: Je mehr Comedians es gibt, desto mehr Aufmerksamkeit für Comedy gibt es.
Ich hoffe, es kommen noch sehr, sehr viel gute Comedians, damit die Szene noch grösser wird: mehr Konkurrenz und mehr Action, das würde mich freuen.
«Testest» du deine Witze im Vorfeld, bevor du auf die Bühne gehst?
Ja, ich teste meine Witze an der «Open Stage». Die findet jeden Mittwoch in der Longstreet Bar statt. Jede und jeder, der Witze ausprobieren will, ist da herzlich willkommen. Und es gibt auch andere tolle Open Stages. Testen ist sehr wichtig, um die Reaktion der Leute abschätzen zu können.
Gab es auch schon Ausfälle, bei denen das Publikum nicht so recht in Stimmung kam? Was machst du dann?
Ja, es gibt schon Situationen, in denen ich merke, dass niemand lacht. Dann gehe ich auf die Bühne und übernehme die Show (lacht).
Du lebst den Traum vieler Jugendlicher. Wie viele solcher Nachrichten erhältst du von ihnen, die dich nach dem Erfolgsrezept fragen?
Ja, es schreiben mir immer wieder junge Menschen und fragen mich, wie ich das mache. Und ich motiviere sie sehr gerne, das ist wichtig. Ich hatte immer Menschen in meinem Umfeld, die mich motiviert haben. Es gibt Menschen, die vorsichtig sind und finden: «Ich würde es eher nicht machen».
Ich halte mich an diejenigen Personen, die mich motivieren. Wenn man sich etwas wünscht und sich nicht traut, dann weiss man nie, wie es gewesen wäre. Daher: einfach versuchen, einfach machen. Und sich mit Menschen umgeben, die dich motivieren – das ist das Wichtigste.
Gibt es Pläne oder Ziele, die du unbedingt erreichen willst?
Eine lustige Comedyserie oder einen lustigen Comedyfilm zu machen, das würde mir gefallen. Und mit meinem guten Freund Gabirano das Hallenstadion füllen (lacht).
Du kamst 1991 in die Schweiz und hast einige Hindernisse überwinden müssen. Wie sehr beschäftigen dich die Sachen noch heute?
Ich habe viel Schlechtes erlebt, aber auch viel Gutes. Heute kann ich die Erfahrungen verarbeiten, indem ich Comedy daraus mache. Und die Erfahrungen prägen dich und machen dich zu dem, wer du bist. Deswegen bin ich heute die Person, die ich bin.
Nach St.Gallen zu ziehen, war damals eine gute Entscheidung, wie du einmal gesagt hast. Weshalb konntest du in St.Gallen so viel besser leben, als es im Kanton Thurgau der Fall war?
St.Gallen ist viel grösser, du hast mehr Möglichkeiten. Zum Beispiel Vereine: In Hefenhofen hatten wir keinen Basketball- oder Boxclub. Das gab es alles in St.Gallen. Auch im Bereich Musik – zum Beispiel Breakdance – gab es in St.Gallen mehr Personen, die das gemacht haben. Es ist einfach grösser und man hat mehr Optionen. Das Landleben ist sehr schön, nur schon die frische Luft, die Lebensqualität… Aber als junger Mensch wollte ich die Action der Stadt.
Auch heute noch bist du oftmals mit Rassismus konfrontiert. Welche Situationen sind das? Und wie reagierst du?
Konfrontiert werde ich damit immer noch. Aber ich versuche, positiv zu bleiben, egal was passiert.
Du bist mittlerweile viele Jahre in der Schweiz. Wie hat sich die Situation in all den Jahren geändert?
Ich finde, es hat sich einiges verändert, die Akzeptanz ist gestiegen. Und ich hoffe, das geht noch weiter so.
Was müsste getan werden, damit es eben nicht mehr zu solchen Situationen kommt? Was würdest du dir wünschen?
Ich denke, ein grosser Teil liegt in der Verantwortung der Eltern. Dass den Kindern beigebracht wird, offen gegenüber allen Menschen zu sein. Ein Kind hat nicht von Natur aus Vorurteile. Man kriegt vom Elternhaus so viel auf den Weg mit. Also: Sprecht mit euren Eltern, wenn sie irgendwelche komischen Aussagen machen. Oder wenn ihr etwas lernt, das sie nicht wissen, dann bringt es ihnen bei. Man kann auch im Alter noch dazulernen.
Alles in allem: Könntest du dir einen anderen Wohnort als die Schweiz vorstellen?
Nein. Ich bin 35 Jahre und lebe seit 29 Jahren da, es ist mein zu Hause.
Frank Cabrera Hernandez (Kiko), Comedian. (Bild zVg).
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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