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Rasantes Wachstum

Mit der Cloud durch die Decke

2013 gründete Roger Dudler das St.Galler Start-Up Frontify. Heute, sieben Jahre später, arbeiten 120 Mitarbeiter beim Unternehmen, unter den Kunden befinden sich bekannte Marken wie Lufthansa und Facebook, eine Niederlassung in New York kam dazu.

Manuela Bruhin am 27. Januar 2020

Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine ergänzende Information zu einem im Printmagazin «Die Ostschweiz» publizierten Artikel. Das Magazin kann via abo@dieostschweiz.ch bestellt werden.

Roger Dudler

Roger Dudler

Im Frühling 2013 haben Sie Ihr Unternehmen gegründet. Zu welchem Zeitpunkt war Ihnen klar, dass Sie diesen Schritt wagen?

Roger Dudler: Die Idee zu der Plattform wuchs bereits länger in meinem Kopf. Meine vorherigen Stationen haben mir tagtäglich die Herausforderungen eines konsistenten Markenauftritts vor Augen geführt. Der Schritt zur Gründung war dann die logische Konsequenz. Alleine zu programmieren war die eine Sache, aber mit der Gründung kamen neue Aufgaben auf mich zu. Dementsprechend war es eine Mischung aus Neugierde, Spannung und ein Stück weit Unbeschwertheit, mit der ich an meine neue Aufgabe heranging.

Ihre Idee war und ist eine benutzerfreundliche Brand Management Plattform zu schaffen, die es jedem ermöglicht, überzeugende und konsistente Markenerlebnisse zu liefern. Das Problem betraf ja viele Firmen, die alles mühsam zusammentragen mussten. Hatten Sie dennoch mit Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen? Oder ging gleich alles glatt?

Roger Dudler: Schwierigkeiten ist so ein negatives Wort. Unsere Branche ist sehr schnelllebig und beruht auf kurzfristigen Veränderungen. Es ist ein ewiger Kreislauf, von Konzeption - Coding - Testing - Learning, der sich immer weiter dreht. Mit dieser flexiblen Einstellung konnte ich seit Beginn jede Herausforderung meistern. Zudem hat Frontify mit Lufthansa quasi von der ersten Stunde einen Kunden an Board, mit dem wir gemeinsam das Produkt weiterentwickeln und somit auf eine steile Lernkurve und sehr ehrliches, hilfreiches Feedback zurückblicken können.

Sie starteten als «Einzelkämpfer», mittlerweile ist die Mitarbeiteranzahl auf über 120 gestiegen. Wie hat sich Ihre Arbeit seither verändert?

Roger Dudler: Das stetige und schnelle Wachstum, insbesondere im letzten Jahr, bestätigt mich jedes Mal erneut, dass das, was wir machen, genau das Richtige ist und dass wir mit unserer Lösung die Schmerzpunkte vieler Unternehmen treffen. Natürlich hat sich in der Art und Weise der Zusammenarbeit etwas verändert. Wo wir damals zu fünft alles gemacht haben – vom Coding, über die Vermarktung bis hin zur Kundenbetreuung – gibt es hierfür nun dedizierte Teams und es bedarf einer regelmässigen und transparenten Kommunikation, damit alle bei Frontify auf dem aktuellen Stand sind. Gleichzeitig gibt es heute viel mehr schlaue Köpfe für den kreativen Austausch und jeder kann sich gewinnbringend einbringen. Das Schönste daran ist – und das ist wohl die Konstante, trotz Wachstum – dass alle, egal, ob in St.Gallen oder in New York, für das brennen, was wir machen.

In einem früheren Interview ist von einer speziellen Arbeitsatmosphäre zu lesen. Die MitarbeiterInnen haben viele Freiräume, auch der Chef zählt nicht zu den letzten, der abends geht. In wie fern ist ein solches Arbeitsverhältnis entscheidend für den Erfolg?

Roger Dudler: Ich glaube fest daran, dass unsere auf Freiheit und Verantwortung basierende Kultur der Schlüssel zu unserem Erfolg ist. Nur, wenn man wirklich dafür brennt und Spass daran hat, was man täglich tut, kann man sein volles Potenzial entfalten. Dazu gehört zu der inhaltlichen Ausrichtung ebenso die richtige Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Gleichzeitig erfordert dieses Vertrauensverhältnis auch, dass sich alle an die eigene Nase fassen und Selbstdisziplin zeigen, um ihre Aufgaben erfolgreich zu meistern. Deswegen ist es uns so wichtig, dass wir gemeinsam an unseren Aufgaben wachsen, uns stetig weiterentwickeln und dabei immer offen miteinander kommunizieren.

Doodle-Gründer Myke Näf zählte zu Ihren ersten Investoren, Ihr Kundenstamm ist sehr namhaft. Was haben Sie anders gemacht als die Konkurrenz, die vielleicht nicht so erfolgreich ist?

Roger Dudler: Was uns grundlegend von der Konkurrenz unterscheidet, ist sicherlich unser besonderer Fokus. Wir haben von Beginn an unseren Schwerpunkt auf das Thema «Marke» gerichtet und unser Tool darauf aufgebaut. Wir glauben daran, dass der Markenkern, die Markenvision und -identität die Basis für alles ist, was um eine Marke herum passiert. Daher gehen wir über die üblichen Funktionen eines Digital Asset Management Systems hinaus und bieten eine gesamtheitliche Lösung an, beginnend mit dem führenden Produkt für Markenrichtlinien. Gleichzeitig ist die eben angesprochene Kultur und der Spirit, der hier bei uns herrscht, ein entscheidender Erfolgsfaktor, der Frontify hervorstechen lässt. Beide Punkte haben uns ein schnelles, aber gesundes Wachstum ermöglicht und bei namhaften Unternehmen sowie Investoren für Aufmerksamkeit gesorgt.

Seit bald sieben Jahren sind Sie im Geschäft, mittlerweile gibt es auch Nachahmer. Wie hart ist der Konkurrenzkampf?

Roger Dudler: Im Bereich des Digital Asset Managements gibt es eine Vielzahl ernstzunehmender Konkurrenten, die alle einen guten Job machen. Nun haben wir uns jedoch auf den gesamten Bereich des Brand Managements fokussiert und unser Produkt auf die dortigen Bedürfnisse zugeschnitten. Wir arbeiten eng mit unseren Kunden zusammen und entwickeln Frontify stetig gemeinsam weiter, was uns zu einer Best-in-Class Lösung macht. Das heisst aber noch lange nicht, dass wir eine Pause einlegen. Es geht immer weiter und wir wollen immer besser werden.

Löst so ein schnelles Wachstum manchmal auch ungute Gefühle aus?

Roger Dudler: Zunächst einmal ist die Freude darüber gross, dass wir so viel positive Resonanz erhalten und dadurch unser Wachstumspotenzial steigern. Natürlich kommen hier und da Themen und Fragen auf, mit denen man sich vorher nicht konfrontiert gesehen hat: Wie schnell ist gesund? Wie transportieren wir unsere Werte und unsere Kultur? Aber bei keinem dieser Themen fühle ich mich unwohl. Vielmehr ist es für mich eine spannende Reise, die mir jeden Tag aufs Neue Dinge lehrt, an denen ich gerne arbeite und an denen das Team und ich wachsen können.

Ihre Kunden sind überall verteilt, dennoch halten Sie an der Zentrale in St.Gallen fest.

Roger Dudler: Frontify ist auch intern ein spannender Mix unterschiedlichster Nationen, worauf ich sehr stolz bin. Der Kern unserer Identität hat in St.Gallen seinen Ursprung und ist ein wesentlicher Teil unserer Kultur. Wir haben grossartige Menschen rekrutiert und alle Ressourcen vor Ort. Der technologische Standard ermöglicht es uns, zu jeder Zeit überall zu sein und mit Menschen auf der ganzen Welt zu kommunizieren - was für manche noch Ziel der digitalen Transformation ist, ist für uns das natürliche und alltägliche Verständnis davon, wie das Arbeiten der Zukunft aussehen muss. Mit den USA als einem grossen Fokusmarkt haben wir nun das Experiment gewagt, einen weiteren Standort zu etablieren. Dies hatte vor allem rationale Gründe: verschiedene Zeitzonen, unterschiedliche Kulturen und  auch wenn wir alle sehr gut Englisch sprechen - eine andere Sprache. Es ist ein weiterer Meilenstein - dennoch liegt es uns am Herzen, unsere Schweizer Wurzeln nicht aufzugeben, sondern vielmehr diese in die Welt zu tragen.

Wie geht die Reise weiter?

Roger Dudler: Wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, die All-in-One Brand Management Plattform für Unternehmen jeglicher Grösse zu sein. Wir wollen unseren Kunden grösstmögliche Effizienz und ein zentraler Ort anbieten, an dem alle relevanten Markenthemen einfach gelöst werden können. Unser Ziel ist es daher, unser Produkt immerfort weiterzuentwickeln und dabei stets neugierig und offen zu bleiben, um möglichst innovativ zu sein. Gleichzeitig ist für mich aktuell die erfolgreiche Etablierung unserer eigenen Marke auf dem US Markt ein grosses Ziel, welches 2020 meine besondere Aufmerksamkeit haben wird.

2013 hat die Frontify-Reise mit der Idee begonnen, eine zentrale Plattform zur Markenführung aufzubauen. Mittlerweile arbeitet ein Team von über 120 Menschen täglich an der Vision und Umsetzung. Der Hauptsitz ist in St.Gallen, weiter befinden sich die MitarbeiterInnen in Frankfurt sowie seit Juni 2019 in New York. Über die letzten sechs Jahre konnte Frontify über 2’500 Kunden verschiedener Unternehmensgrössen und aus den unterschiedlichsten Branchen helfen, ihre Marke mit Frontify noch stärker zu machen. Darunter zählen unter anderem Lufthansa, Facebook und die Allianz.

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Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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