Er sitzt seit der vierten Staffel von «Sing meinen Song – das Schweizer Tauschkonzert» bei 3+ in der Song-Band: Dimitri Kindle. Im Gespräch erzählt der St.Galler, weshalb die Corona-Krise Fluch und Segen war.
Du bist in der Band von Sing meinen Song. Du warst während vieler Wochen mit den verschiedenen Stars zusammen. Was davon bleibt dir besonders in Erinnerung?
Viele unglaublich tiefe musikalische Momente – wie etwa Joyas’ Performance von Baschis Song «Wenn du das Lied ghörsch», Luca’s Version von «Alé» von EAZ. Auch erinnere ich mich an das Gefühl, nach den intensiven Probetagen und Aufzeichnungen mit unzähligen Bildern im Kopf ins Bett zu fallen.
Die Show ist auch bekannt dafür, dass die Stars persönliches von sich preisgeben. Was davon hat dich besonders berührt oder überrascht?
Der Mut der SängerInnen, ganz offen auch über ihre Ängste bezüglich Selbstwert, Auftritte und ihre Zukunft zu sprechen, sich untereinander darüber auszutauschen und zu unterstützen. Weiter war es wunderschön, mitzuerleben, wie eine starke Freundschaft zwischen Peter und EAZ, zwei Männer sehr unterschiedlichen Alters sowie musikalischem und soziokulturellem Hintergrund, entstand.
Du standest mit vielen anderen Stars bereits auf der Bühne – wie Luca Hänni oder Dada Ante Portas. Mit wem klappte die Zusammenarbeit besonders gut?
Eine grossartige Schule war für mich meine allererste Tour mit Pegasus: Wenn es um die Musik und das Produkt geht, müssen sämtliche Experimente möglich sein – und alles gesagt werden dürfen. Wenn das Ego hierbei aussen vor bleibt und das Team musikalisch zusammenwächst, können Berge versetzt werden. Die vergangene Zusammenarbeit mit Blay und aktuell mit Shem Thomas stechen für mich diesbezüglich ebenfalls heraus.
Wie ist die Zusammenarbeit mit «Sing meinen Song» entstanden?
Massimo Buonanno, der musikalische Leiter der Band und ebenfalls Ostschweizer, fragte mich vor drei Jahren erstmals an für die Vorproduktion von «Sing meinen Song», also das gemeinsame Einspielen der Demoversionen für die Show im Studio von Lucky Tiger Records in Maur, an. Ich hatte grossen Spass an der Sache, und als der Keyboarder Job offen war für die vierte Staffel, musste ich nicht lange überlegen.
Du bist Keyboarder, Komponist und Produzent, hattest schon viele, viele Projekte und Auftritte. Welches war dein persönliches Highlight?
Die diesjährige Produktion von Art on Ice war unglaublich kreativ und erfüllend. Die gegenseitige Inspiration zwischen MusikerInnen, EiskunstläuferInnen sowie Lichtdesign und TänzerInnen war enorm.
Gab es auch einmal schwierige Zeiten, in denen es dir nicht gut lief?
Es gab eine Zeit, in der ich wahrscheinlich zu fest an Altbewährtem festhielt. Ich spielte teilweise anstrengende Produktionen, unterrichtete ein sehr hohes Pensum an verschiedenen Institutionen und hörte auf, mir selbst Sorge zu tragen und den eigenen musikalischen Interessen genügend Raum zu geben. Tatsächlich war für mich die Zeit des Lockdowns einerseits ein schwieriger Einschnitt in das Berufsleben, andererseits eine gute Chance, meine Prioritäten neu zu ordnen.
Mit der Musik Geld zu verdienen, wünschen sich viele, nur die wenigsten schaffen es jedoch. Was denkst du, hast du anders oder vielleicht besser gemacht als diejenigen, die es nicht schaffen?
Ich bezweifle, dass es ein für alle gleichbedeutendes «geschafft haben» gibt. Ich persönlich hatte immer grossen Spass an der Challenge, die Ideen und Songs anderer mit meinen Skills zu bereichern. Andere brennen beispielsweise mehr dafür, ihre eigenen Kompositionen auf die Bühne zu bringen. Ich denke auch nicht, dass ich etwas «besser» gemacht habe als meine BerufskollegInnen: Jede/r bewegt sich in seinem eigenen musikalischen Feld und hat seine Stärken, welche sie in einem gewissen Kontext scheinen lassen und gebucht werden. Was mir allerdings bestimmt immer geholfen hat, war eine solide Vorbereitung auf die Proben und Jobs.
Du bist in St.Gallen geboren. Wie oft bist du noch in der Ostschweiz anzutreffen?
Tatsächlich wohne ich nach wie vor in der Nähe von St.Gallen und verbringe die meiste Zeit, in welcher ich nicht beruflich unterwegs bin, in der Region. Es freut mich auch riesig, dass die Ostschweiz momentan sehr viele unglaublich talentierte junge MusikerInnen hervorbringt, die den Sprung in die Szene schaffen!
Gibt es ein Ziel oder Projekt, welches du unbedingt erreichen willst?
Ich träume von einem Haus oder Wohnung mit einem grossen Studioraum. Ansonsten wünsche ich mir einfach viel Zeit und Energie für mein Instrument und die Welt der Musik.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.