FDP-Nationalrat Marcel Dobler.
Vor allem im Kanton St.Gallen geht es nach dem 20. Oktober munter weiter mit politischen Weichenstellungen. Aber auch im Thurgau kommt die nächste Welle. Und im Kanton Appenzell Ausserrhoden muss sich ein Politiker bestimmte Gedanken machen.
Der Wahlsonntag liegt hinter uns. Das Kaffeesatzlesen hat ein Ende. Alle wissen Bescheid. Allerdings schwappt uns nach der grünen Welle auch schon die nächste Wahlwelle entgegen. Im Kanton St.Gallen ist dies als erstes der zweite Wahlgang für die beiden Ständeratssitze. Darauf folgen dann schon bald die Kantonsrats- und Regierungsratswahlen. Entsprechend entscheidend sind auch die Analysen, welche bei den verschiedenen Parteien nun anstehen. Folgende Fragen werden die Ostschweizer Politszene nun beschäftigen.
Im Kanton St.Gallen
1. Wer tritt beim zweiten Wahlgang für die beiden Ständeratssitze vom 17. November an? Gesetzt sind Benedikt Würth (CVP) und Paul Rechsteiner (SP), welche im ersten Durchgang das beste Resultat erzielten. Würth verpasst das absolute Mehr von 71095 Stimmen um bloss 501 Stimmen. Bei Rechsteiner waren es 7'018 Stimmen. Es ist zu erwarten, dass der Drittplatzierte Roland Rino Büchel von der SVP erneut ins Rennen steigen wird. Er erreichte immerhin 45'941 Stimmen und damit deutlich mehr als Marcel Dobler von der FDP mit 30'755 Stimmen.
FDP-Nationalrat Marcel Dobler.
2. Wie wirkt sich die «Frauenfrage» auf den Regierungsratswahlkampf aus? In einem Punkt sind sich die meisten Parteienvertreter einig: Bei den Regierungsratswahlen vom 8. März 2020 dürften Kandidaturen von Frauen deutlich höhere Wahlchancen mit sich bringen. FDP, CVP und SP haben diesbezüglich kein Personalproblem. Aber: Was macht die SVP? Als Spitzenkandidatin galt Esther Friedli. Sie hat nach ihrer Wahl in den Nationalrat aber verkündet, nicht als Regierungsrätin zu kandidieren. An Alternativen fehlt es. Gut möglich, dass die SVP letztlich doch auf einen männlichen Kandidaten setzen wird. Und hier fiel am gestrigen Wahlmarathon im Pfalzkeller eigentlich nur ein Name, jener von Michael Götte, Gemeindepräsident von Tübach. Vorgespurt hat dieser mit einem sehr guten Resultat bei den Nationalratswahlen.
Esther Friedli
Im Kanton Thurgau
Wer ersetzt Jakob Stark? Im Gegensatz zur FDP musste die SVP im Kanton Thurgau keine Federn lassen. Das dürfte ihr Schwung für die bevorstehenden Regierungsratswahlen vom 15. März 2020 verleihen. Dort gilt es, den Sitz des in den Ständerat gewählten Jakob Stark zu verteidigen. Nach dem Wahlsonntag werden sich nun die Kandidaten in Position bringen.
SVP-Ständerat Jakob Stark (links) und sein Parteikollege Kurt Baumann, Gemeindepräsident von Sirnach.
Im Kanton Appenzell Ausserrhoden
Wie festigt David Zuberbühler seinen Sitz? SVP-Nationalrat David Zuberbühler liess seinen Emotionen nach der Gewissheit der Wiederwahl freien Lauf. Gross war die Ungewissheit, ob er seine Konkurrentin Jennifer Abderhalden von der FDP in die Schranken verweisen kann. Und bis zur Auszählung der letzten Gemeinde (Herisau, die Wohngemeinde von Zuberbühler) sah es effektiv so aus, als müsste Zuberbühler Abschied von Bern nehmen. 159 Stimmen machten letztlich den Unterschied aus. Auch in SVP-Kreisen ist man sich einig: Politisiert Zuberbühler in den nächsten vier Jahren weiter so unauffällig, dürfte er bei den nächsten Wahlen chancenlos sein, wenn die FDP mit einer stärkeren Kandidatur als dieses Mal kommt.
Der Ausserrhoder SVP-Nationalrat David Zuberbühler. (Bild: pd)
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.