Im Risikobericht 2015 des Bundes, wurden als grösste Risiken für die Schweiz erstens eine Strommangellage und zweitens eine Pandemie identifiziert.
Die Pandemie hat uns also nicht einfach so aus heiterem Himmel getroffen. Trotzdem war unsere Vorbereitung darauf in vielerlei Hinsicht mangelhaft – mit schwerwiegenden Konsequenzen.
Und wie sieht es mit der als grösstes Risiko identifizierten Strommangellage im Winter aus? Wohl nicht besser! Die Mehrheit der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger hat sich an der Urne dafür ausgesprochen, aus der Produktion von Kernenergie in der Schweiz auszusteigen.
2018 produzierten die Kernkraftwerke für Wirtschaft und Haushalte über 20 Terawattstunden (TWh) Strom. Diese 20 Milliarden Kilowattstunden (KWh) entsprechen mehr als einem Drittel des Strombedarfs der Schweiz. Dieser Strom wird mittelfristig fehlen.
Zum Vergleich: Aus neuen erneuerbaren Energieträgern (vor allem Photovoltaik und Fernwärme) wurden 2018 ganze 3.9 TWh produziert. Gleichzeitig erhöht sich der Strombedarf mit dem angestrebten Verzicht auf fossile Energieträger um weitere geschätzte 24 TWh. Es droht mittelfristig also eine Stromlücke von weit über 40 TWh. Mit Importen ist das Problem nicht zu lösen. Unsere Nachbarländer haben dieselben Herausforderungen.
Was tun? Es gilt, die Wasserkraftkapazitäten zu sichern und moderat auszubauen. Das stellt bei steigenden Umweltanforderungen eine Herkulesaufgabe dar. Sodann müssen die erneuerbaren Energien, vor allem die Photovoltaik, in viel höherem Tempo ausgebaut werden.
Die Steigerung der Energieeffizienz ist ebenso wichtig – genauso wie der Abschluss eines Stromabkommens mit der EU. Unsere Stromversorgungssicherheit muss ein Preisschild bekommen, und es muss jemand die Verantwortung dafür tragen. Die Weichen für all das werden in den nächsten Jahren unter anderem mit dem neuen Stromversorgungsgesetz und mit dem neuen Energiegesetz gestellt. Die Vorsorge im Hinblick auf eine Pandemie war nie ein Wahlkampfthema.
Auch für die Vermeidung eines Stromblackouts protestiert niemand auf der Strasse. Wie lange noch? Oder andersrum: Ist die Gesellschaft bereit, die notwendigen Massnahmen und Kosten für die Sicherstellung der Versorgungssicherheit zu tragen?
Nicolo Paganini (*1966) ist Nationalrat (CVP) im Kanton St.Gallen.
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