Am 18. Schweizer KMU-Tag in St.Gallen tauschten sich über 1‘000 KMU-Führungskräfte dazu aus, wie Unternehmen sich nach Überraschungen flexibel an die neuen Bedingungen anpassen.
Am Freitag nach der OLMA konnte der Schweizer KMU-Tag – als erster Grossevent nach dem coronabedingten Unterbruch auf dem Messeareal – gut 1‘000 Unternehmer:innen und KMU-Führungskräfte begrüssen. Das bereits für 2020 vorgesehene Tagungsthema: «KMU und Überraschungen – Knall auf Fall!» mit der Frage nach einem «New Different» erhielt nach der Verschiebung um ein Jahr unverhofft zusätzliche Aktualität.
Gastgeber Tobi Wolf vom Schweizerischen Institut für Klein- und Mittelunternehmen an der Universität St.Gallen (KMU-HSG) stellte zu Beginn die Resultate der diesjährigen KMU-Tag-Studie vor, an der rund 450 KMU-Führungskräfte und -Inhaber:innen teilnahmen. Die Befragung zeigt: Rund 60 Prozent der Antwortenden will den Wendepunkt, an dem Wirtschaft, Gesellschaft und damit ihre Unternehmen stehen, nutzen, um in eine neue Ära aufzubrechen. Dank Agilität, Neugier und Lust am Neuen sind sie gut dafür gerüstet, mit Überraschungen umzugehen. Weitere rund 25 Prozent wollen sich anpassen an ein «New Different». Zu dieser neuen Realität gehören etwa eine gewisse Deglobalisierung und ein Boom der Regionalität ebenso wie die Möglichkeit, neue Geschäftsmodelle zu kreieren.
Der ganze Tag gab Einblick in verschiedene Rezepte, mit denen Unternehmer:innen auf neue Umstände reagieren. Vormittags plädierten Konrad Hummler, Gründer des St.Galler Thinktanks M1AG, und Christian Jott Jenny, Kulturveranstalter und St.Moritzer Gemeindepräsident, im Umgang mit Risiken je aus ihrer Sicht für 3F: Flexibilität, Freunde und, so Jott Jenny, «Vielfalt trotz Fusion». Beide platzierten auch je einen Appell: Konrad Hummler für die Bedeutung von Zeit und menschlicher Interaktion, Christian Jott Jenny für das Kleinunternehmertum der meisten Schweizer Kulturschaffenden.
Zum zweiten Mal nach 2019 präsentierten sich in einer «Inspiration Session» nach der Mittagspause Startups in je 8-minütigen Pitches. Dieses Jahr stellten sich drei Startups dem Publikumsvoting: Andreas Brenner von Avrios, Jan-Philip Schade mit Kaspar& und Sandra Tobler von Futurae Technologies AG. Der Gewinner dieses Votings, Jan-Philipp Schade mit Kaspar&, und die beiden anderen Pitch-Teilnehmenden erhielten von Sponsor Frischknecht Juwelier je einen wertvollen Chronographen von Porsche Design.
Der vorgesehene vierte Teilnehmer, Marc Schlegel von lizza.de, wurde nach dem Voting aus Griechenland zugeschaltet und inspirierte das Publikum mit seiner Geschichte: Er und sein Mitgründer haben ihr rasch gewachsenes Unternehmen inzwischen bereits erfolgreich für die weitere Entwicklung verkauft. Die beiden Unternehmer sehen sich selbst mehr als hervorragende Gründer denn als Manager.
Das Schlussbouquet boten Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologe an der Universität Zürich, und die Osteopathin Gabi Schenkel, die 2019 als erste Schweizer Frau unbegleitet über den Atlantik gerudert ist. Jäncke beleuchtete die Frage, wie das menschliche Hirn (auch) mit Überraschungen umgeht. Er belegte eindrücklich, dass das Gehirn nicht vernünftig funktioniert und keine absoluten Urteile fällt, sondern immer relativ: «Wir müssen jede neue Kultur lernen.» Schenkel inspirierte das Publikum mit der Kraft der Motivation, die sie – immer den Horizont vor Augen – über den Atlantik und über zahlreiche Überraschungen trug.
Zum Jubiläum des KMU-HSG, 1946 als Schweizerisches Institut für Gewerbliche Wirtschaft gegründet, blickte der St.Galler Stimmkünstler Martin O. virtuos in Bild und Wort auf die 75 Jahre des Instituts zurück. Dieses widmet sich schweizweit als einziges Institut ausschliesslich der Förderung von Klein- und Mittelunternehmen. Die drei Säulen KMU, Family Business und Entrepreneurship bilden die Basis seiner Aktivitäten. Dazu gehört auch der Schweizer KMU-Tag, dessen bisherige 17 Ausgaben Martin O. ebenfalls Revue passieren liess.
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