Am 24. Juni wollte die Ausserrhoder FDP eigentlich eine Kandidatur für den Nationalrat küren. Nun findet die Nomination erst am 16. August statt, gerade mal zwei Monate vor dem Wahltermin. Bei der Partei hält man den Zeitplan aber für ausreichend.
In viereinhalb Monaten finden die National- und Ständeratswahlen statt. Landauf, landab werden Listen zusammengestellt und publiziert. Die meisten Parteien wollen ihre Auswahl möglichst früh präsentieren. Das ermöglicht es den Kandidatinnen und Kandidaten, sich in den nächsten Monaten unters Volk zu mischen.
In Ausserrhoden schlagen die Uhren ein bisschen anders. Beziehungsweise: Der Zeiger dreht sich langsamer. Bekannt ist, dass der amtierende Nationalrat David Zuberbühler (SVP) zur Wiederwahl antritt und dass die SP sich auch beteiligen möchte; dort stehen zwei mögliche Kandidaturen zur Debatte, beides Männer. Was im Widerspruch steht zur heftigen Forderung der Frauenzentrale Ausserrhoden, die sich für eine weibliche Kandidatur ausspricht.
Und die FDP? Sie hat das dringendste Bedürfnis, am 20. Oktober zu gewinnen, denn vor bald vier Jahren hat sie ihren angestammten Sitz an die SVP verloren. Bis heute ist unklar, mit wem die Freisinnigen das Projekt «Sturz eines Bisherigen» angehen will.
Am 24. Juni sollte sich nun der Schleier lüften: Auf dann war die Nominationsversammlung der Kantonalpartei geplant.
Nun ist dieser Termin allerdings verschoben worden: Die Ausserrhoder FDP will erst am 16. August im Rahmen ihres Sommerfestes nominieren, an dem auch Bundesrat Ignazio Cassis teilnimmt. Eine Verschiebung um fast zwei Monate also. Und nur gerade zwei Monate vor dem Wahltermin.
Warum der neue Termin? Gestaltet sich die Suche nach einer Kandidatur schwierig? Braucht die Partei mehr Zeit? Monika Bodenmann, Präsidentin der FDP Ausserrhoden, winkt ab. Der Grund sei einfach: Man habe sich dazu entschieden, als feststand, dass Bundesrat Cassis für das Sommerfest nach Gais kommen würde. «Das ist ein sehr würdiger Rahmen für eine Nominierung», so Bodenmann.
Allerdings ist das Ganze dadurch zeitlich äusserst spitz. Nach der Nomination müssen diverse Wahlmassnahmen - Webseite, Plakate, Inserate - geplant und umgesetzt werden. Die Wahlcouverts treffen rund drei Wochen vor dem Wahltag ein, zwischen Nominierung einer Person und dem Erhalt der Unterlagen verbleiben entsprechend nur wenige Wochen. Zwei Monate seien lang genug für eine Wahlkampagne, erwidert Monika Bodenmann auf diese Überlegungen.
Für den Amtsinhaber dürfte der neue Zeitplan der FDP aber vorteilhaft sein. David Zuberbühler kann direkt nach den Sommerferien mit Wahlmassnahmen einsteigen - wenn er die Zeit nutzen will. Für die FDP wiederum bedeutet es, dass sie - noch mehr als ohnehin schon - mit einer im ganzen Kanton bekannten Persönlichkeit in die Wahl steigen muss. Denn einige Wochen reichen nicht, um eine noch nicht sehr prominente Figur aufzubauen.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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