Das Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg.
Die St.Galler Regierung will in Wattwil einen Campus mit der Kantonsschule Wattwil und dem Berufs- und Weiterbildungszentrums Toggenburg realisieren. Nun steht der Fahrplan für das Projekt fest. Vors Volk kommt die Vorlage voraussichtlich im November. Aus dem Linthgebiet dürfte Gegenwind kommen.
In Wattwil soll ein gemeinsamer Campus aus Kantonsschule Wattwil und Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg entstehen. Das wurde im August 2018 bekannt. Die entsprechende Botschaft der Regierung an den Kantonsrat mit weiteren Details liegt jetzt vor. Es geht wie bereits angekündigt um einen Kredit von 108 Millionen Franken.
Zentraler Baustein der Vorlage ist der Neubau der Kantonsschule auf dem Areal Rietstein in Wattwil. Die Berufsfachschule soll am bestehenden Standort erneuert und erweitert werden. Sie liegt in unmittelbarer Nähe zur neuen Kantonsschule. Das macht den Campus-Charakter möglich. Die Infrastruktur soll zum Teil gemeinsam genutzt werden, beispielsweise Aula, Mensa, Küche und Sportanlagen.
Vor den Kantonsrat dürfte das Geschäft in der April- und der Junisession kommen. Geht es dort durch, werden die Stimmberechtigten voraussichtlich im November 2019 abstimmen können. Oder anders ausgedrückt: Jetzt geht alles ziemlich schnell.
Gibt die Stimmbevölkerung grünes Licht, folgen Architekturwettbewerb (2020) und der Start der Bauarbeiten (2022). Begonnen werden soll mit dem Neubau für die Kantonsschule. ist dieser beendet - voraussichtlich 2025 - «zügeln» die Kantischüler, und das bestehende Gebäude wird frei. Das soll laut Regierung genutzt werden, indem das Berufs- und Weiterbildungszentrum in die «alte» Kannte einzieht, bis ihr eigenes Gebäude erneuert ist. Auf diese Weise müssen keine Provisorien eingerichtet werden. Im Jahr 2028 soll dann das gesamte Projekt abgeschlossen sein.
Rund zwei Drittel der gesamten Investitionskosten fallen für den Neubau der Kantonsschule an (73,5 Millionen), ein Dritten für das Bauprojekt am Berufs- und Weiterbildungszentrum (34,5 Millionen). Da der bisherige Standort der Kantonsschule nach dem Projektende nicht mehr benötigt wird, ist es denkbar, das Gebäude zu verkaufen; dieser Verkaufserlös sei nicht eingerechnet, schreibt die Regierung.
Im Betrieb sollen künftig Einsparungen möglich sein dank der erwähnten Synergien. Zudem werden heute zusätzliche Schulräume angemietet, weil der Platz nicht reicht; auch diese Kosten fallen künftig weg.
Dafür wird der Kanton neu Mieter bei der Gemeinde Wattwil. Diese erstellt für 6,85 Millionen Franken eine neue Aussensportanlage auf dem Rietwisareal. Gemeinde und Kanton sollen diese gemeinsam nutzen. Und Wattwil sponsert auch eine Fussgängerbrücke für 600'000 Franken über die Thur, so dass die beiden Teile des Campus verbunden werden.
Dass die Kantonsschule nach über 45 Jahren erneuert werden müsse, sei unbestritten, hat die Regierung fest. Das Gebäude sei sanierungsbedürftig, allerdings aufgrund der Statik und der Struktur «nur begrenzt anpassbar». Die Anmiete zusätzlicher Räumlichkeiten wirke sich negativ auf den Schulbetrieb aus. «Unter betrieblichen und finanziellen Gesichtspunkten ist nur ein Neubau sinnvoll», heisst es weiter. Das Sportareal Rietstein, das dem Kanton gehört, eigne sich dafür ideal.
Das Berufs- und Weiterbildungszentrums ist ebenfalls über 40 Jahre alt, 1989 wurde es erweitert. Auch hier besteht Sanierungsbedarf, zudem ist das Platzangebot zu klein. Derzeit ist die Schule zudem auf die Standorte Wattwil und Lichtensteig verteilt. Nach der Erneuerung und Erweiterung wolle man alle Angebote der Berufsfachschule am Standort Wattwil konzentrieren.
Wenig Begeisterung wird man im Linthgebiet für das Projekt aufbringen. Dort hätte man lieber eine Kantonsschule mit zwei Standorten: Eine in Wattwil, eine in Rapperswil-Jona. Kern der Forderung ist die Tatsache, dass der überwiegende Teil der Kantischüler aus dem Linthgebiet kommt - und nicht aus dem Toggenburg. Die Regierung hat dem entsprechenden Vorschlag aber eine Abfuhr erteilt.
Das Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.