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Verkehr in der Region Rorschach

Neuer Autobahnanschluss: David trifft auf Goliath

Ein zusätzlicher Autobahnanschluss in der Region Rorschach-Goldach: Das ist derzeit Gegenstand einer laufenden Debatte und einer baldigen Abstimmung. Es gibt Gegner der Vorlage. Sie kämpfen allerdings mit sichtlich weniger Waffen als die Befürworter.

Stefan Millius am 24. Mai 2019

Manchmal sagen Webseiten ziemlich viel aus. Und sie zeigen Unterschiede auf. Selbst wenn sie fast identisch heissen.

Zum Beispiel im Fall von www.autobahnanschluss.ch und www.autobahnanschluss-plus.ch. Die erste Adresse: Eine sauber und professionell, aber doch sehr einfach gehaltene Seite ohne Spielereien. Die zweite Adresse: Ein mit aufwändigen Visualisierungen und interaktiven Elementen und Animationen gespickter Auftritt. Da kann man Kartenansichten steuern, eine Möwe fliegt durchs Bild und vieles mehr.

Da hat jemand mehr Geld als die andere Seite.

Um was geht es? Seit vielen Jahren gibt es in der Region Rorschach-Goldach Kräfte, die einen zusätzlichen Autobahnanschluss in ihrem Gebiet fordern. Der Schreibende erinnert sich, einst kaum den Windeln entronnen einer Medienkonferenz der damaligen Gemeindeoberhäupter beigewohnt zu haben, an der es um dieses Thema ging.

Die Mühlen der Politik mahlen bekanntlich langsam. Jetzt wird es aber ernst. Voraussichtlich noch in diesem November sollen Rorschach und Goldach über die Vorlage abstimmen. Den Bund weiss man auf seiner Seite, dort sieht man das Projekt als sinnvoll an. Der Nutzen sei sehr hoch. Neben dem neuen Autobahnanschluss ist eine Kantonsstrasse an den See geplant.

Hintergrund ist die Blechlawine durch die Gemeinden der Region. Diese - neben Rorschach und Goldach auch Rorschacherberg - erhoffen sich vom «Autobahnanschluss Plus» eine Verkehrsentlastung. Eine öffentliche Vernehmlassung im letzten Sommer mit etwa 300 Reaktionen habe eine sehr hohe Zustimmung zum Projekt gezeigt, so die Befürworter.

Aber da sind eben auch die anderen, diejenigen mit der etwas weniger aufwändigen Webseite. Sie laden Anfang Juni zu einer Medienkonferenz ein, um den Abstimmungskampf noch vor dem Sommer einzuläuten. Die Rede ist von einer «Vorkampagne».

Der Verein dahinter nennt sich kein3.autobahnanschluss.ch. Präsidiert wird er vom CVP-Mann Lukas Reichle, sein Vize ist der SP-Politiker Felix Gemperle. Eines ihrer Hauptargumente gegen den neuen Anschluss: Es entstehe viel neuer Verkehr, ohne dass andere Gebiete spürbar entlastet würden. Und die Region gewinne nicht an Wohnattraktivität.

Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was die Befürworter von «Autobahnanschluss Plus» sagen. Was daran liege, so die Gegner, dass über das Projekt «bis heute nur sehr oberflächlich und einseitig befürwortend» berichtet worden sei. Es gebe keine umfassenden Informationen und es fehle an den nötigen Fakten.

Die Befürworter würden das mit Sicherheit in Abrede stellen. Immerhin bieten sie auf ihrer Webseite zu jedem Teilaspekt des Projekts umfangreiche Grafiken. Der Unterschied liegt wohl in der Interpretation. Man kann mit Verkehrszählungen sehr exakt sagen, was auf einer Strasse geht, aber wie sich der Verkehr nach einem Eingriff entwickelt, ist schon deutlich schwerer zu prognostizieren.

Die Gegner sagen: Es hat viel Verkehr in der Gegend, aber in anderen Regionen löst man bei gleichem Verkehrsaufkommen das Ganze anders als durch ein grosses Infrastrukturprojekte, beispielsweise durch Strassenumgestaltungen. Die Befürworter listen eine Reihe von Nebenerscheinungen des Projekts auf, die für mehr Lebensqualität sorgen sollen wie die Neu- und Umgestaltung von Strassen in Rorschach und Goldach mit tieferen Tempolimiten.

Was stimmt, was stimmt nicht? Beziehungsweise: Wo legt das Stimmvolk den Fokus? Bei der Befragung vor einem Jahr, die mehrheitlich positiv ausfiel, waren die Goldacher am zurückhaltendsten mit der Begeisterung - obwohl sie besonders betroffen sind vom Verkehr. Die treibenden Kräfte in den Gemeindehäusern waren überrascht, erklärten es sich aber damit, dass in Goldach zugleich auch am meisten Direktbetroffene eines neuen Autobahnanschlusses wohnen.

Dass es schon im Juni mit einer «Vorkampagne» losgehen soll, weist jedenfalls darauf hin, dass das Thema die Region bis im November auf Trab halten wird.

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Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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