Das «Lehrernetzwerk» ist ein noch junger Verbund aus massnahmenkritischen Pädagogen, Ärzten und Anwälten. Nun hat der St.Galler Regierungsrat Stefan Kölliker Post vom Lehrernetzwerk erhalten. Anlass sind Gerüchte über aktive Impfwerbung am Oberstufenzentrum in Sargans.
Die Gründer des Vereins «Lehrernetzwerk Schweiz» haben offensichtlich offene Türen eingetreten. Innerhalb weniger Wochen wuchs er auf mehr als 800 Mitglieder, laut Zeitungsberichten generierte der Verein in kurzer Zeit mehrere zehntausend Franken an Spenden. Finanziert wird damit der juristische Kampf. Das Lehrernetzwerk leitet rechtliche Schritte ein gegen Massnahmen, «bei welchen wir der Ansicht sind, dass sie die Grundrechte oder die Unterrichtsqualität einschränken und das Wohl der Kinder einschränken», wie es in der Eigenbeschreibung heisst. Zudem unterstütze man Lehrerinnen und Lehrer beratend und finanziell, wenn sie aufgrund ihrer Haltung zu den Coronamassnahmen in Schwierigkeiten geraten sind. Auch eine Anlaufstelle für betroffene Eltern wird angeboten.
Mit Datum vom 28. September hat das Lehrernetzwerk nun einen eingeschriebenen Brief an den St.Galler Regierungsrat und Bildungsdirektor Stefan Kölliker geschickt. Anlass seien Meldungen von Eltern gewesen, die über Vorgänge am Oberstufenzentrum berichteten, wie es in dem Schreiben heisst, das «Die Ostschweiz» vorliegt. Es soll demnach dort üblich sein, «dass Lehrerinnen und Lehrer ihre Klassen zur Impfung aufrufen und diese Impfung sogar empfehlen.» Einige Eltern hätten die Befürchtung, es könnten «Impfbusse künftig unangekündigt an Schulen auftauchen.» Wie es im Brief weiter heisst, sei zu befürchten, dass viele Kinder «faktisch zur Impfung gezwungen werden», ohne dass die Eltern von etwas wissen.
Wobei der erwähnte Zwang eher indirekter Natur wäre. Das Lehrernetzwerk ist laut dem Schreiben an Stefan Kölliker der Ansicht, Lehrpersonen, welche die Impfung so aktiv propagieren, würden den freien Entscheid der Kinder gefährden: «Kinder, die sich nicht impfen lassen, müssen befürchten, zum Aussenseiter erklärt zu werden.» Deshalb bestehe die Gefahr, dass sich Kinder nur deshalb impfen liessen, um bei Lehrpersonen und Schulkameraden nicht in einen Erklärungsnotstand zu geraten. «Eine solche Handhabe eines an sich freien Entscheids in einer öffentlichen Institution ist nicht tolerierbar», so das Lehrernetzwerk. Man fordere den zuständigen Regierungsrat dazu auf, bei den Lehrerinnen und Lehrern entsprechend zu intervenieren. Sollte es zum Einsatz von Impfbussen kommen, seien die Eltern zeitnah vorab zu informieren, damit diese gemeinsam mit ihren Kindern einen überlegten Entscheid treffen könnten.
Zudem halten es die Unterzeichner des Briefs auch für denkbar, dass sich einige der betreffenden Lehrkräfte je nach Ausmass ihres Engagements strafbar machen könnten, da gemäss Heilmittelgesetz Werbung für verschreibungspflichtige Heilmittel explizit verboten sei. Kölliker solle die Lehrkräfte deshalb dazu anhalten, «von weiterer Impfwerbung abzusehen.»
Eine Kopie des Schreibens ist an andere Stelle unterwegs: Direkt zum Oberstufenzentrum Sargans.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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