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Vom TV in die Politik

«Nicht immer gegen Landwirte schiessen»

Silvan Holenstein will den Sprung in den Gemeinderat Kirchberg schaffen. Der Landwirt möchte sich in erster Linie für die Belange seiner Berufskollegen stark machen. Dass er offen für Neues ist, stellte er bereits in der Vergangenheit unter Beweis, als er in Fernsehen nach der grossen Liebe suchte.

Manuela Bruhin am 02. Mai 2020

Auf seine Worte lässt er gerne Taten folgen – lange fackeln, um den heissen Brei herumreden, das mag Silvan Holenstein nicht. Er sieht sich vielmehr als «Macher». Dies zeigt er im alltäglichen Leben in der beschaulichen Gemeinde Bazenheid. Dort engagiert er sich in verschiedenen Vereinen, war 20 Jahre lang bei der Feuerwehr oder im Musikverein. Dass er eines Tages den elterlichen Betrieb übernehmen wird, konnte er sich in seiner Kindheit nicht vorstellen. «Es war für mich eigentlich nie ein Thema», erinnert er sich zurück. Doch irgendwann realisierte er: Wenn er es nicht macht, dann würde der Hof an Fremde verkauft. Und das wiederum kam für ihn nicht in Frage. Seine Entscheidung hat er bis heute nie bereut. «Ich bin froh, habe ich diesen Weg gewählt», erklärt er.

Viele kennen den Ostschweizer Landwirt aus dem Fernsehen. Vor zehn Jahren suchte er im Format «Bauer, ledig, sucht» nach der grossen Liebe. Fündig wurde er damals übrigens nicht. Dennoch ist er nicht allein geblieben, sondern bestreitet seit sechs Jahren den Alltag mit seiner Freundin, welche er fernab des Rampenlichts kennen- und lieben gelernt hat. «Noch heute werde ich auf die Zeit der TV-Ausstrahlung angesprochen», so der Landwirt und lacht. Aber auch diese Entscheidung bereut er nicht. Es sei eine gute und lässige Erfahrung gewesen. «Ich probiere gerne neue Sachen aus.»

Dies stellte er auch vor rund 15 Jahren unter Beweis, als er den Milch-Betrieb auf Bioweidebeef umgestellt hat. Ein logischer Schritt, denn: «Die Tiere mussten die Strasse überqueren, um auf die Weide zu gelangen. Für mich alleine war der Aufwand zu gross, für einen Angestellten gab es aber nicht genug zu tun», so Holenstein. Der Biobetrieb laufe gut – so gut, wie es eben in der Landwirtschaft machbar sei. Als Nebenerwerb bessert er sein Einkommen als Busfahrer aus. Gerade dies verdeutliche, wie es um die Schweizer Landwirtschaft bestellt sei. «Es ist schade, dass der Beruf so wenig Wertschätzung erhält – gerade in den Medien werden wir oftmals kritisiert», sagt Holenstein. In seiner Verwandtschaft und Kollegenkreis sehe dies anders aus, hier spüre man das Wohlwollen.

Wird er in den Gemeinderat gewählt, will er sich demnach auch für die Belange der Landwirte stark machen. Politisieren, das ist für ihn «Mittel zum Zweck». Wie erwähnt will er es nicht bei leeren Worthülsen belassen, sondern Taten folgen lassen. Um das Bild der Landwirte so darzustellen, wie es wirklich ist. Und nicht, wie die Medien es oftmals suggerieren. Gerade in der heutigen Zeit, in der alles nach CO2-Minderung schreit, werde der Landwirtschaft oftmals der schwarze Peter zugeschoben – oder besser gesagt, den Kühen. «Sie werden als eine Art ‘Klimakiller’ angesehen, was aber überhaupt nicht der Wirklichkeit entspricht», so Holenstein. Es sei in Vergessenheit geraten, dass seit tausenden von Jahren nur dank grossen Rinderherden aus Humus ackerfähige Böden wurden. Der Irrsinn mache der Mensch, indem er dem Futter der Kühe, statt es einfach nur bei Gras zu belassen, Gerste, Mais oder gar ätherische Öle untermische. Mit seinem Biobetrieb sei er genau auf dem richtigen Weg, ist er überzeugt. Holenstein: «Mir liegt viel an Nachhaltigkeit. Und genau das ist mein tägliches Geschäft.» Dafür will er auch als Gemeinderat einstehen – wenn es denn mit der Wahl im Herbst klappt.

Die Nominationsversammlung der FDP ist im Mai, die Wahl erfolgt im Herbst.

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Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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