Bald beginnt das neue Semester oder es hat bereits begonnen. Damit startetet auch die Notenschlacht wieder: Noten werden genutzt, um Leistungsfortschritte zu prüfen, doch dieses Ziel verfehlen sie.
Das Schweizer Schulsystem ist extrem resultat- und notenorientiert. Wo man sich auf der Notenskala befindet, hat ein enormes Gewicht und gute Ergebnisse werden entsprechend belohnt. Dies führt dazu, dass Schüler:innen darauf fokussiert sind, möglichst gute Prüfungsnoten und Notendurchschnitte zu erreichen.
Dafür setzen viele auf die Methode, am Abend (oder gar Lektion) vorher möglichst viel des Prüfstoffs ins Hirn zu packen und anschliessend bei der Prüfung aufs Blatt zu bringen – meine Lehrer:innen bezeichneten dies als «Binge-Lernen».
Mit den erreichten Noten wird geprüft, wie gut man sich mit dem Stoff auseinandergesetzt und ihn verstanden hat. Doch dank ihrer gewählten Lernmethode, wissen einige in der Lektion, in welcher die Note verteilt wird, nicht einmal mehr das geprüfte Thema. Ihre «Leistung» wird trotzdem belohnt.
Kein Wunder, erschienen uns Themen als unnötig, wenn uns gar nicht bewusst war, dass ein Teil davon mit einem Vorhergegangen verknüpft werden kann oder gar mit Inhalten eines anderen Fachs. Was wir im Matheunterricht lernten, wird irgendwann eine Nebenrolle in einem späteren Thema bekommen und möglicherweise Teil des Werkzeugkastens in der Physikprüfung sein. Auch was wir in Geschichte lernen, kann uns in Geografie helfen und vice versa. Jedoch war das Lernen kurzlebig und es können wenige Bögen geschlagen werden. Über den Prozess des Lernens hat man auch nichts gelernt. Denn dies ist eine Kunst für sich.
Doch weshalb soll man eine Strategie ändern, welche sich bewährt? Dafür wäre eine Umstellung des Schulsystems notwendig. Weg von den Noten und hin zum Prozess. Der Fokus vom Output zum Input.
Damit käme man auch einem der Absichten der Schulen näher. Das Vorbereiten auf das Leben und die Arbeitswelt. – Neben einem optimierten Gewinn durch Bildung an sich. Schliesslich wäre das Wissen dann auch langlebiger. – Im Leben jagt man schliesslich auch nicht Noten, sondern gewinnbringende Leistungen. Wenn man gute Arbeit in etwas investiert, sollte die gewünschten Resultate theoretisch folgen.
Johanna Lichtensteiger (*2002) stammt aus dem Kanton Thurgau. Nach der Kantonsschule legt sie aktuell ein Zwischenjahr ein, um Arbeitserfahrung zu sammeln.
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