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Satire

Ohne Zertifikat ins Konzert, aber dann…

Der Bund macht uns ein Geschenk. Wir dürfen uns kostenlos die Musik von Baschi, Stress, Stefanie Heinzmann und so weiter anhören. Und das erst noch zertifikatsfrei. Die Frage ist: Kommen wir auch ohne Zertifikat wieder raus?

Stefan Millius am 05. November 2021

Rund 100 Millionen Franken wirft der Bund für seine Impfwoche auf. Mutmasslich der Löwenanteil entfällt auf die «Back on Tour»-Konzertreihe, bei der Schweizer Promis – so wir so etwas überhaupt haben – durch Schweizer Städte gehetzt werden, natürlich gegen «marktübliche Preise», sprich: Mehr Geld, als sie wert sind. Dort beschallen uns die guten Leute, die wir sowieso schon den ganzen Tag auf SRF hören dürfen/müssen. Und zwar kostenlos. Na gut, nicht ganz, pro Konzertbesucher kostet der Spass 1000 Franken, die wir als Steuerzahler abdrücken dürfen, ob wir dort sind oder nicht, aber gefühlt ist der Eintritt gratis.

Und erst noch zertifikatsfrei. Bewusst wurde die Zahl der Besucher auf 500 beschränkt, damit Impfwillige nicht etwa noch gezwungen sind, einen kostenpflichtigen Test zu absolvieren, um das Gratiskonzert zu besuchen. Sehr geschickt. Sehr sinnvoll.

Aber was ist eigentlich, wenn sich vor Baschi, Stress und Co. 499 bereits Geimpfte im Takt der Musik (wir sind grosszügig und nennen das so) wiegen und nur ein einziger Ungeimpfter, der danach erst noch wieder abrauscht, ohne sich gleich die Spritze setzen zu lassen? Das wäre ja kaum im Sinn der Erfinder.

Richtig geschickt wäre es ja, nur Ungeimpfte reinzulassen. Also gewissermassen ein verkehrtes Zertifikat. «Bitte belegen Sie, dass Sie ein schlechter, unsolidarischer und verantwortungsloser Mensch sind», würden die Security-Leute sagen. Nur dann gibt es den Zugang. Man würde also den Eintritt zum Konzert nicht nur zertifikatsfrei ermöglichen, sondern sogar die Zertifikatslosigkeit zur Bedingung machen.

Aber, und das ist der springende Punkt, man würde danach nur noch die Leute rauslassen, die ein Zertifikat haben. Sprich: Die sich vor Ort impfen lassen.

Wer das nicht tut, wer hart und zertifikatsfrei bleibt, muss vor der Bühne verharren und sich bis zum Sankt Nimmerleinstag von «Chumm bring en hei» von Baschi beschallen lassen. Oder irgendwelchen Klimahymnen des Obergutmenschen Stress horchen, bis die Galle hochkommt (nach ca. 8 Minuten gemäss Selbsttest übrigens).

Das würde dem Ziel entsprechen. Allerdings auch der Genfer Menschenrechtskonvention widersprechen. Das gute alte amerikanische Waterboarding geht ja noch an, dort hat man lediglich das Gefühl, zu sterben. Aber in Dauerschlaufe Stefanie Heinzmann, eventuell noch im Duett mit Überraschungsgast Victor Giacobbo und Mike Müller, der ihm einen Kaffee bringt? Da wirkt der Tod dagegen ja wie Wellness.

Es hat alles seine Grenzen. Nicht mal Alain Berset würde uns das antun.

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Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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