Noch können die Veranstalter des OpenAir St.Gallen keinen Entscheid über Durchführung oder nicht treffen. Doch auf Facebook lassen sie relativ deutlich spüren, was jeder ohnehin denkt: In diesem Jahr fällt das Festival wohl definitiv aus.
Es scheint undenkbar, dass sich Ende Juni 30'000 Menschen zeitgleich im Sittertobel aufhalten. Das ist auch den Machern des OpenAir St.Gallen bewusst. Sie stecken aber in einer schwierigen Lage. Die Verträge mit Künstlern, Lieferanten und anderen Partnern sind unterzeichnet, und solange der Bundesrat kein explizites Veranstaltungsverbot für diesen Zeitpunkt ausspricht, haben die Organisatoren keine Grundlage, diese Verträge zu kündigen. Es ist ähnlich wie beim Reisebüro: Eine Stornierung, ohne dass klar ist, dass die Reise nicht stattfinden kann, wird teuer.
Entsprechend wurde von Seiten des OpenAir bisher sehr vorsichtig kommuniziert. Nun aber weicht die Vorsicht der Klarheit. Auf Facebook schreiben die Veranstalter: «Wir sind realistisch und gehen trotz aller Hoffnung und Daumendrücken nicht mehr davon aus, dass wir Ende Juni mit 30'000 von euch im Sittertobel feiern können.» Man müsse für eine klare Kommunikation aber eine juristische Grundlage haben - also ein Verbot durch den Bundesrat. Darauf hoffe man für nächste Woche.
Die Einschätzung der OpenAir-Mannschaft ist pragmatisch. Doch je mehr Zeit verstreicht, desto weniger Zeit bleibt, um den Grossanlass geordnet abzusagen. Ein Besucher regt bereits an, 2020 ausfallen zu lassen und 2021 das Festival mit dem exakt gleichen Programm anzutreten wie für dieses Jahr vorgesehen.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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