Interviewantwort von Jürg Weber von CH Media auf eine Frage des Branchenportals «Persönlich».
Zuerst wurde die gedruckte «Ostschweiz am Sonntag» zu einem digitalen Blatt gewandelt. Und nun ist auch das Ende des E-Paper besiegelt. Ende Juni soll die letzte Ausgabe der Sonntagsausgabe der Tagblatt Medien erscheinen. Mehrere Stellen werden gestrichen.
CH Media macht ernst. Der neue Verlag, ein Zusammenschluss aus den AZ Medien und den Regionalmedien der NZZ, zu denen auch die diversen Ausgaben des St.Galler Tagblatt gehören, hatte schon kurz nach seiner Gründung angekündigt, dass es Einschnitte geben würde, vor allem personeller Natur.
Dass CH Media die Reissleine zieht, liegt an den Inserateeinnahmen, die stark rückläufig. Innerhalb von zwei Jahren sollen 45 Millionen Franken eingespart werden, 200 Stellen gehen verloren.
Nun geht es aber auch um Titel. Neben der «Ostschweiz am Sonntag» wird auch die «Zentralschweiz am Sonntag» abgeschafft. Beides per Ende Juni. Damit verabschiedet sich CH Media faktisch aus dem Sonntagsgeschäft, abgesehen von der Aktualisierung der Onlinenews der diversen Titel.
Die «Ostschweiz am Sonntag» war zunächst als gedruckte Zeitung erschienen, vor rund eineinhalb Jahren dann erfolgte die Umwandlung in ein E-Paper, eine rein digitale Zeitung. Welchen Einfluss das auf die Verkaufszahlen - Abos und Anzeigen - hat, ist nicht bekannt. Aber die Überführung in die digitale Form war halbherzig vorgenommen worden. Während es längst unzählige interaktive Tools gibt, mit denen ein E-Paper bereichert werden kann, war die «Ostschweiz am Sonntag» unterm Strich nichts anderes als ein reines Bild-und-Text-Dokument mit je nach Gerät erschwerter Lesbarkeit.
CH Media kündigt wenig überraschend an, man werde anstelle des Sonntags nun eben am Samstag mit mehr Analysen, Hintergründen und Lesestoff für das ganze Wochenende aufwarten. Die Rede ist von der «mit Abstand grössten Wochenend-Zeitung der Schweiz.» Konkret soll den Zeitungen am Samstag ein dritter Bund mit leichtem Lesestoff zu gesellschaftlichen Themen beigefügt werden.
Allerdings macht die Entscheidung nur dann Sinn, wenn der Ausbau am Samstag weniger Kräfte bindet als es die bisherige «Ostschweiz am Sonntag» getan hat. Da diese ein E-Paper war, fielen keine Druck- und Vertriebskosten an, das Personal ist der einzige Aufwand. Besagter dritter Bund wird also mit deutlich weniger Leuten zu machen sein müssen als bisher.
Und das ist offenbar auch geplant. Wie CH Media mitteilt, führt die Schliessung der «Ostschweiz am Sonntag» und von «Zentralschweiz am Sonntag» zu einem Abbau von rund zehn Vollzeitstellen. Wie viele in Luzern und wie viele in St.Gallen verschwinden, wird nicht kommuniziert.
Wer die Sonntagstitel über das Ende hinaus abonniert hat, soll mit einer Verlängerung des Abonnements für die «normale» Zeitung entschädigt werden.
Und zu «guter» Letzt werden laut CH Media die Abonnementspreise in Zukunft steigen. Das aus dem banalen Grund, dass die Einnahmen aus den Anzeigen sinken und das Geld von zahlenden Lesern somit immer wichtiger wird.
Interviewantwort von Jürg Weber von CH Media auf eine Frage des Branchenportals «Persönlich».
Den Humor hat man bei CH Media über all diesen Entwicklungen aber offenbar nicht verloren. Oder aber es ist ernst gemeint, was wiederum noch lustiger wäre. Das Medienfachportal «Persönlich» hat Jürg Weber, den stellvertretenden CEO von CH Media, befragt. Er sieht das mit dem Verschwinden der Sonntagstitel durchaus positiv, weil der Samstag, Zitat, « früher kommt als der Sonntag.» Und damit könne man Neuigkeiten, die man am Freitag habe, bereits am Samstag bringen.
Ohne Frage kommt der Samstag vor dem Sonntag, das würde kaum jemand in Abrede stellen. Wenn man den Gedanken aber zu Ende denkt, heisst das für die Zukunft, dass man Neuigkeiten, die man erst am Samstag hat, dann auch erst am Montag bringen kann, weil am Sonntag keine Zeitung erscheint. Inwieweit hier nun eine Verbesserung liegt, weiss man vermutlich nur bei CH Media.
Das Ganze erinnert ein bisschen an Radiosender, die ihre News nicht zur vollen Stunde bringen, sondern fünf Minuten davor - und dann damit werben, dass man bei ihnen früher informiert ist. Allerdings fällt bei diesen auch alles weg, was in diesen fünf Minuten so passiert - beziehungsweise kommt eine Stunde später.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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