Das Graffiti an der Offenen Kirche St.Gallen ist zum Markenzeichen geworden - und soll entfernt werden. Nun kann man eine Petition dagegen unterschreiben.
Seit zwei Jahren ziert unübersehbar ein grosses Porträt die Offene Kirche St.Gallen, und das an einem zentralen Verkehrsknotenpunkt. Allerdings: Das Graffiti wurde seinerzeit nur temporär bewilligt. Nun soll es weichen müssen.
Denn das markante Profil ist laut der kantonalen Denkmalpflege deplatziert an dem historischen Gebäude. Der Grenzbereich der Altstadt werde durch das Bild beeinträchtigt, heisst es weiter in dem entsprechenden Schreiben, über welches das «Tagblatt» berichtet hat. Als temporäre Installation wäre das Graffiti für die Denkmalpflege noch denkbar gewesen, aber nicht als Dauerzustand. Bis Ende Mai muss es laut dem kantonalen Departement des Innern verschwinden.
Die Reaktionen auf diversen Kanälen sind eindeutig: Die St.Gallerinnen und St.Galler erfreuen sich mehrheitlich an dem Bild, das laut den Experten «amateurhaft» sei, das aber seinen Zauber dennoch ausstrahlt (im Gegensatz zu so manchen «professionellen» Werk übrigens).
Für die Offene Kirche war das Graffiti das Erkennungsmerkmal, das zuvor gefehlt hatte. Das Gebäude hat ein Gesicht erhalten - im wahrsten Sinn des Wortes. Entsprechend enttäuscht ist man dort über die Entscheidung der Behörden.
Mit einer Petition werden nun online Unterschriften für den Erhalt der Bemalung gesammelt. Gefordert wird eine unbefristete Bewilligung für das Graffiti. Die eingehenden Unterschriften sollen zusammen mit einem offenen Brief dem kantonalen Denkmalpfleger übergehen werden.
Angepeilt werden 100 Unterschriften. Derzeit ist die Ausbeute noch bescheiden, allerdings wurde die Aktion erst gerade gestartet.
Die Ironie an der Geschichte, auf die auch in der Petition hingewiesen wird: Heute ist noch nicht einmal klar, ob das historische Gebäude, das angeblich unbedingt vor Graffiti geschützt werden muss, überhaupt stehen bleibt. Gut möglich, dass es dem neuen Campus der Universität St.Gallen weichen muss. Aufschluss darüber wird man nach der entscheidenden Abstimmung im Juni erhalten, wenn im Fall eines Ja die Planung beginnt.
«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.