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Zeyer zur Zeit

Pi, Rho, Sigma

Kommt Ihnen das griechisch vor? Richtig, Sie Altphilologe. Das kommt nach Omikron. Insgesamt haben wir noch neun Buchstaben in Reserve. Kommt dann das Ende? Von der Pandemie oder von uns?

«Die Ostschweiz» Archiv am 28. Dezember 2021

Eines ist sicher: es kommt eine Welle auf uns zu. Eine Wand. Der Zusammenbruch des Gesundheitssystems in der Schweiz rückt näher. Mal wieder. Für Corona-Kreischen ist es klar, dass dieser Zusammenbruch unvermeidlich ist.

Andere sind etwas optimistischer, aber wer kann schon in die Zukunft schauen. Eben. Fragen wir uns also nicht, was das Virus für uns tun kann. Sondern fragen wir uns, was wir gegen das Virus tun können.

Die TX Media, vormals Tamedia AG, hat ein neues Kampffeld entdeckt und eröffnet: das Schmatzen. Ja, genau, hört endlich auf zu schmatzen. Vor allem im ÖV. Denn dort wird scheint’s geschmatzt, was die Kauleiste hergibt. Und auch, genauso schlimm, geschlürft.

Geschmatzt und geschlürft wird nämlich, weil damit dem Maskenzwang ein Schnippchen geschlagen werden kann. Von da ist es nicht mehr weit zur Maskenverweigerung, und wer das tut, ist wohl auch Impfgegner, Corona-Leugner und unterwegs zu Verschwörungstheorien und ins rechtsnationale Lager der Hetzer.

Aber, wer nicht schmatzt oder schlürft, ist dafür sicher unterwegs zum Boostern. Ein Booster ist ein Verstärker, bekannt aus der Elektro- oder Dampflokomitivtechnik. Man erinnert sich mit Schrecken, dass eine Booster-Rakete das Challenger-Unglück auslöste.

Nein, daran wollen wir uns nicht erinnern, denn der Begriff wurde nun in die Impfologie eingeführt. Das Wort gibt es nicht, aber boostern für impfen ist ja auch neu. Hört sich auf jeden Fall besser an als «okay, einmal ist keinmal, zweimal ist blöd, dreimal bringt’s. Aber nur bis zum vierten Mal».

Boostern hat auch den unbestreitbaren Vorteil, dass es wiederverwendbar ist. So im Sinne: nach dem Boostern ist vor dem Boostern. Wer gestern geboostert hat, sollte morgen nachboostern. Das erspart die Aufzählung zum wievielten Mal denn.

Die Schweiz, immer etwas hintendrein, laboriert noch am dritten Piks. Deutschland ist schon weiter und kündigt den vierten an. Es gilt das Prinzip: solange Impfstoff da ist, muss der weg. Hält schliesslich nicht ewig. Wegschütten ist zu schade, in die Dritte Welt transportieren zu aufwendig, also hau weg den Scheiss. Am besten in den Oberarm.

Sollte sich das Boostern einbürgern, könnte man auch das Legen eines Katheters ins Auge fassen. Es soll ja Menschen geben, die eine Phobie vor Spritzen haben. Mit einem Katheter im Arm müsste nur noch einmal gepikst werden. Zudem kann das Boostern jeder selber erledigen. Schliesslich gibt es den «Dauerverweilkatheter» schon seit über 70 Jahren. Das ist also bewährt, getestet, läuft sozusagen.

Damit wären wir auch vorbereitet auf die nächsten griechischen Buchstaben, bzw. die weiteren Mutationen des Virus. Denn auch damit konnte man ja nicht rechnen, dass auch dieser Virus die einzige Viren bekannte Methode zur Selbstverteidigung anwendet.

Das machen Viren erst, seit es sie gibt, und das ist noch nicht so lange her. Bloss so rund 4 Milliarden Jahre. Schliesslich wurde auch erst 1892 die Existenz eines Erregers entdeckt, der noch kleiner als ein Bakterium war.

Es ist also verständlich, dass nach so kurzer Zeit die Virologie, die Epidemiologie und auch die Seuchenforschung noch in den Kinderschuhen stecken. Schliesslich ist ja auch Covid-19 etwas völlig Neues. Oder doch nicht so, denn Coronaviren, also genauer die Familie der Coronaviridae, wurde bereits Mitte der 60er-Jahre zum ersten Mal beschrieben.

Gut, aber so eine Pandemie hatten wir doch noch nie. Nun ja, 2002 gab es die SARS-Pandemie, 2012 die MERS-Epidemie. Insgesamt gibt es bislang sieben bekannte Coronaviren, die Menschen befallen.

Gut, aber mit einer Durchimpfung der Bevölkerung wird man einer solchen Pandemie doch Herr, oder nicht? Auch da weiss man leider nichts Genaues, beziehungsweise man weiss: es gibt keine feststellbare Korrelation zwischen dem Durchimpfungsgrad und der Zahl der Neuinfektionen.

Das heisst natürlich nicht, dass Impfen wirkungslos sei. Es heisst aber, was es heisst: kein Zusammenhang feststellbar. Deshalb wechseln die Beurteilungen anderer Länder immer so stark. Impf-Hero Israel wird plötzlich zur Brutstätte von Ansteckungen. Für ihre Laschheit beschimpfte Staaten wie Portugal oder Spanien stehen plötzlich vorbildlich da.

Da wir also ganz sicher nur wissen, dass wir sehr wenig wissen, wäre es zumindest ein Vorschlag zur Güte, wenn man die rechthaberische Schärfe aus der Debatte nehmen könnte. Bedenken vor Nebenwirkungen der Impfung ernst nähme. Jeden Mitbürger, der von seinem Recht Gebrauch macht, sich nicht impfen zu lassen, nicht länger als verantwortungslosen Idioten beschimpfte.

Hilfreich wäre auch, zur Kenntnis zu nehmen, dass das Medianalter der Corona-Toten in der Schweiz oberhalb des Medianalters der Lebenserwartung liegt. Hilfreich wäre, wenn man die einzige Hochrisikogruppe, sehr alt mit Vorerkrankung, besonders schützen würde. Kinder zu impfen ist dafür nicht unbedingt der Königsweg.

Aber Kakophonie der Wissenschaft, Unsicherheit der Regierenden, plus eine gehörige Portion Angst, dazu Vertrauensverlust gegenüber Autoritäten und Medien mixen einen Cocktail, der möglicherweise viel schädlichere Auswirkungen hat als das Virus.

Denn falls die Menschheit an Covid-19 nicht krepieren wird, was als sicher gelten kann, geht auch diese Pandemie vorbei. Die Folge- und Kollateralschäden nicht so schnell.

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«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund einer halben Million Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG.

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