Unsere Leser waren kreativ. Sie haben Ideen eingereicht, um die verschandelten Wahlplakate von Ständeratskandidatin Susanne Vincenz-Stauffacher aufzupeppen. Es wird deutlich: Sehr viele Möglichkeiten gibt es nicht gerade.
Nachdem Unbekannte wieder eine Reihe von Wahlplakaten der Ständeratskandidatin mit einem Schimpfwort versehen hatten, wollten wir wissen, wie man mit einer Spraydose aus einer Beleidigung eine positive Botschaft machen könnte. Genau so, wie es die FDP beim ersten Mal machte, als ihre Kandidatin von Sprayern als «Hure» bezeichnet wurde - woraus dann «Huere guet» wurde.
Es kamen zahlreiche Vorschläge auf diversen Kanälen zu uns. Mehrfach genannt wurde «Mutter», zum Teil mit Erweiterungen wie «Mütter in die Politik» oder «Stolze Mutter». Rein von der Schriftgestaltung her müsste sich «Mutter» machen lassen, wobei es allein für sich eine etwas verlorene Botschaft ist.
Mehrere Zusendungen schlagen auch «Nutella» vor, wobei man hier gestalterisch aus zwei «t» eines machen müsste. Und vor allem bleibt natürlich die Frage: Was hat der Lieblingsbrotaufstrich von Kindern (und einigen Erwachsenen) mit der Wahl einer neuen Ständerätin zu tun? Oder sagt man sich einfach: Egal, Hauptsache, es weckt positive Assoziationen?
Eine andere Leserin hat eine ganz einfache Lösung: «Die Frau wählen. Das würde Grösse zeigen und würde die Schmiereien absurdum führen.» Und ein Leser stellt nüchtern fest: «Nutte ist ein Beruf wie jeder andere auch.» Wobei das zwar stimmen mag, aber das Problem nicht löst, denn die bewusste FDP-Kandidatin hat definitiv einen anderen Beruf.
Nun liegt der Ball bei der FDP. Diese hat einerseits Strafanzeige gegen die Verursacher eingereicht - und zwar im «alten» Fall vom März wie auch beim neuen. Und andererseits muss sie sich nun entscheiden, ob sie die Plakate austauschen will oder wieder zu einem kreativen Akt greifen möchte.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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