Daniel Romer, Mitglied der Geschäftsleitung des Rheintales Unternehmens Cristuzzi.
Projektentwicklung ist das Zauberwort im Immobilienbereich. Sie ist einer der Pfeiler des Rheintaler Unternehmens Cristuzzi - neben Architektur, Immobilien-Treuhand und Generalunternehmung. Cristuzzi-Geschäftsleitungsmitglied Daniel Romer im Interview.
Daniel Romer, sind bei Cristuzzi eigentlich alle Geschäftsfelder gleichbedeutend oder gibt es klare Zugpferde und Nebenfelder?
Unsere Haupttätigkeitsfelder sind die Architektur, die Immobilien-Treuhand und die Generalunternehmung. Für diese drei Bereiche führen wir auch eigenständige Firmen unter dem Dach der Muttergesellschaft. Dominant bezüglich Umsatzvolumen sind die Architektur und die Immobilien-Treuhand. Der Bereich Projektentwicklung ergibt sich naturgemäss aus unseren Stammtätigkeiten respektive vor allem aus unseren Kompetenzen in den Bereichen Architektur und Immobilien-Treuhand. Wir sind aufgrund unserer Erfahrungen im gesamten Bereich der Immobilienbetreuung prädestiniert für die Beratung und Begleitung ambitionierter Entwicklungsprojekte unserer Kunden.
Die Projektentwicklung ist eine Art Schnittstelle aller anderen Bereiche. Hier suchen Sie für Investoren passende Objekte und zeigen bei bestehenden Objekten, wie sie sich nutzen lassen. Warum tritt Ihr Unternehmen eigentlich nicht selbst als Investor auf?
Unsere Philosophie ist, für unsere Kunden die bestmögliche Beratungsleistung im Bereich von Entwicklungsprojekten zu erbringen. Dies können wir nur tun, wenn wir selbst nicht als aktive Marktteilnehmer im Kauf und Verkauf von Grundstücken auftreten – mit unserem Modell sind Interessenkonflikte von Beginn weg ausgeschaltet, was die meisten unserer Mitbewerber so nicht von sich behaupten können. Wir erachten dies als Alleinstellungsmerkmal unseres Geschäftsmodells und eigentlich auch als Grundvoraussetzung für Beratung bei Entwicklungsprojekten. Unser Kunde kann bei uns zudem aus einer breiten Palette an Dienstleistungen wählen. Dies geht von der Ersteinschätzung eines Standortes bis hin zur kompletten Entwicklung der schlüsselfertigen Baute.
Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Fähigkeit eines Unternehmens im Bereich Projektentwicklung, was muss man beherrschen oder beachten, um erfolgreich zu entwickeln?
Es geht um die Verbindung von planerischer und immobilienwirtschaftlicher -betriebswirtschaftlicher - Kompetenz, also die Verbindung von technischer Kompetenz mit Marktkompetenz und Erfahrung. Einen Grundstein bildet dabei die Kenntnis über die Bedürfnisse und Anforderungen der möglichen Nutzer eines Standortes. Ebenfalls muss ein Entwickler einen Standort an sich geeignet beurteilen können. Die planerische Kompetenz hilft dann dabei, eine Nutzungsidee für einen Standort in ein gutes und effizientes Produkt umsetzen zu können.
Wie verschafft man sich die Kenntnis, von der Sie gesprochen haben?
Um erfolgreich zu entwickeln, muss man nahe am Markt sein, was bei uns durch die tägliche Auseinandersetzung mit den Immobilien unserer Kunden aber auch das Zurückgreifen auf umfangreiche Datenbanken von Partnern und durch Publikationen geschieht. Ein grosser «Umschlag» an Objekten hilft hier, eine genaue Einschätzung von Preisen, Nachfrage und Angebot liefern zu können, der realistische Renditeberechnungen für den Entwickler und somit letztlich die richtigen Entscheidungen ermöglicht. Deshalb kann die lokale Verankerung für Erfolg oder Misserfolg eines Projektes entscheidend sein.
Können Sie ein konkretes Beispiel für eine Projektentwicklung aus Ihrer Hand nennen, welches das alles illustriert?
Aktuell sind wir bei mehreren Projektentwicklungen involviert. Die Rolle kann dabei zwischen derjenigen eines Vermarkters bis hin zu einer kompletten Entwicklungsberatung- und Begleitung gehen. Ein Beispiel im Bereich der Entwicklung eines Gewerbeareals ist das Arena-Areal in Thal. Hier dürfen wir die Gemeinde Thal seit dem Kauf des Areals in der Entwicklung begleiten und unterstützen. Ein weiteres Beispiel im Bereich des Wohnungsbaus ist die Überbauung Fuchsloch in Heerbrugg. Hier konnten bereits zwei Etappen realisiert werden. Eine dritte und letzte Etappe ist aktuell in Planung. Ebenso sind wir seit diesem Frühling in einem Team für die Swisscanto mit der Revitalisierung des ehemaligen Stadler-Areals in Thal beschäftigt.
Mit Blick auf die Ostschweiz: Ist unsere Region grundsätzlich reich an potenziellen Entwicklungsobjekten, oder muss man sie mit der Lupe suchen?
Wenn man nur Projekte auf der grünen Wiese betrachtet, ist die Schweiz generell nicht reich an Entwicklungen. Mit dem Sommerau-Areal in Gossau verfügt die Ostschweiz beispielsweise über ein hervorragendes Entwicklungsareal im Gewerbebereich. Auch das Areal des Bahnhofs St. Fiden ist spannend und anspruchsvoll. Nur auf solche Entwicklungen zu zielen, würde aber zu kurz greifen. Auch kleinere Ersatzneubauten und Umpositionierungen sind Immobilienentwicklungen. Unsere Region verfügt in diesen Bereichen sicherlich über sehr spannende Areale und Projekte. Diese sind aus unserer Sicht auch anspruchsvoller als Entwicklungen nahe an den grossen Ballungsräumen. Die Kunden in der Ostschweiz sind in der Masse weniger und zudem preissensitiver. Die Entwicklung muss daher passgenau und auch kosteneffizient erfolgen.
Cristuzzi ist im Rheintal verwurzelt. Wie wichtig ist diese Verankerung heute noch? Ihr Radius muss sich ja vermutlich über die eigene Region hinausbewegen.
Unsere Verankerung im Rheintal ist für uns nach wie vor sehr wichtig. Vor allem unsere Stammaktivitäten Immobilien-Treuhand - bewirtschaften – verkaufen – bewerten - und Architektur - planen – realisieren – revitalisieren - leben sehr stark von unserer Vernetzung und unserer Erfahrung im Tal. Wir schätzen hier den engen Kundenkontakt zu langjährigen Partnern. Im Bereich Projektentwicklung sind wir aber immer stärker auch mit institutionellen Investoren in Kontakt, die nicht aus dem Rheintal stammen, aber hier oder in der Region Ostschweiz fähige Partner suchen. Mit unseren Niederlassungen in Sargans und Widnau decken wir mittlerweile auch in unseren Stammaktivitäten einen weit über das Rheintal hinausgehenden Bereich ab. Nicht zuletzt führt auch die Digitalisierung dazu, dass wir vermehrt Anfragen von Kunden erhalten, die aus der Region Zürich, der Innerschweiz oder gar international auf uns aufmerksam werden und die Zusammenarbeit suchen. Wir begrüssen dies sehr.
Daniel Romer, Mitglied der Geschäftsleitung des Rheintales Unternehmens Cristuzzi.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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