logo

Standortattraktivität

«Regierung ist zu zaghaft»

Der Kanton St.Gallen muss attraktiver werden. Das fordern drei Wirtschaftsverbände. Der aktuelle Vorschlag der Regierung geht ihnen allerdings zu wenig weit. Kritik an der Politik wird laut.

Die Ostschweiz am 03. Juli 2018

Die Kritik in der gemeinsamen Medienmitteilung von KGV St.Gallen, HEV Kanton St.Gallen und IHK St.Gallen-Appenzell ist schön verpackt.

Es wird aber rasch ersichtlich: Zufrieden sind die Wirtschaftsverbände nicht.

«Der Gewerbeverband und der Hauseigentümerverband des Kantons St.Gallen sowie die IHK St.Gallen-Appenzell begrüssen, dass die St.Galler Regierung rasch einen Umsetzungsvorschlag zur Steuervorlage 17 unterbreitet hat», schreiben die drei Verbände.

Allerdings gehe der Vernehmlassungsvorschlag aus Sicht der Verbände zu wenig weit. Wenn der Kanton St.Gallen bezüglich Unternehmensbesteuerung den Anschluss nicht verpassen wolle, müsse der Unternehmenssteuersatz tiefer liegen und die Dividendenbesteuerung auf dem heutigen Stand bleiben.

Die Steuervorlage 17 (SV17) sei für die Schweiz als Wirtschaftsstandort von grosser Bedeutung.

Aufgrund der Entwicklungen in der internationalen Steuerwelt sei eine Reform der Unternehmensbesteuerung in der Schweiz zwingend.

Zurzeit behandeln die eidgenössischen Räte die vom Bundesrat vorgelegte SV17. Nun hat auch die St.Galler Regierung einen Vorschlag zur Umsetzung der Steuerreform auf kantonaler Ebene unterbreitet und dazu zu einer Vernehmlassung eingeladen.

Der Gewerbeverband des Kantons St.Gallen (KGV), die Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell (IHK) und der Hauseigentümerverband Kanton St.Gallen (HEV) erarbeiteten eine gemeinsame Position zur Umsetzung der Steuervorlage im Kanton St.Gallen und äussern sich entsprechend im Vernehmlassungsverfahren.

Deren Hauptaussage: «Es wird begrüsst, dass so rasch nach dem Scheitern der eidgenössischen Vorlage 'Unternehmenssteuerreform III' ein Umsetzungsvorschlag vorgelegt wird. Die in die Vernehmlassung geschickte Vorlage wird allerdings als zu zaghaft erachtet. Aus Sicht der Verbände kann das von der Regierung verfolgte strategische Ziel, den Kanton St.Gallen als attraktiven Wirtschafts- und Steuerstandort zu positionieren, so nicht erreicht werden.»

Unternehmenssteuersatz auf 13%

Die Verbände sind überzeugt, dass weitergehende Schritte zwingend sind um den Standort St.Gallen zu stärken. Besonders bei der Gewinnsteuerbelastung als auch bei der Besteuerung der Dividenden fordern sie ein mutigeres Vorgehen.

So soll der Unternehmenssteuersatz ohne Inputförderung bei 13% festgelegt werden. Mit dem von der Regierung vorgeschlagenen Steuersatz von 15,2% würde der Kanton St.Gallen im Standortwettbewerb an Boden verlieren und voraussichtlich von Platz 14 auf Rang 20 abstürzen.

Ein Blick auf die geplanten Steuersätze unserer Nachbarkantone verdeutlicht dies: Appenzell Innerrhoden plant mit 12,66%, Appenzell Ausserrhoden mit 13,04%, Glarus mit 12,43% Schaffhausen mit 12,09% oder Schwyz mit 12,51%.

«Die Senkung des Satzes ist entgegen der Absicht der Regierung zudem in einem Schritt zu vollziehen. Nur so ist die steuerliche Attraktivität des Kantons St.Gallen in Bezug auf die Nachbarkantone gegeben. Zudem schafft dies für die Unternehmen Klarheit und Verlässlichkeit», so die Verbände weiter.

Dividendenbesteuerung belassen

Die Verbände sind sich zudem einig, dass die Dividendenbesteuerung bei qualifizierten Beteiligungen bei 50% bleiben muss. Denn die vorgeschlagene Erhöhung auf 70% benachteiligt die inhabergeführten, nicht-kotierten KMU wie sie in der Ostschweiz weit verbreitet sind. Ziel der reduzierten Dividendenbesteuerung ist die Vermeidung der Doppelbesteuerung von Dividenden durch Gewinn- und Einkommenssteuern.

Entlastung für natürliche Personen

Bei der Behandlung des Ausgaben- und Finanzplans 2019-2021 bat der Kantonsrat die Regierung, eine Steuergesetzrevision vorzulegen, die bei den natürlichen Personen zu einer Steuererleichterung von rund 25 Millionen Franken ab dem Jahr 2020 führt.

Die Verbände erwarten, dass diese Entlastung zusammen mit der Steuervorlage 17 unterbreitet wird. Zur Umsetzung wird vorgeschlagen, den Versicherungsprämienabzug um mindestens 900 Franken bei Erwachsenen zu erhöhen und den Pendlerabzug auf pauschal 6000 Franken zu erhöhen.

Mindeststeuer und sozialpolitische Ausgleichsmassnahmen

Im Weiteren verlangen die Verbände, dass die kantonale Mindeststeuer für Kapitalgesellschaften und Genossenschaften auf maximal 100 Franken (einfache Steuer) reduziert wird. Die heutige Mindeststeuer liegt bei 250 Franken (einfache Steuer, ergibt aktuell pro Jahr 837.50 Franken) und ist in der interkantonalen Gegenüberstellung viel zu hoch.

Abgelehnt werden zudem sozialpolitische Ausgleichsmassnahmen, welche über die Bundesvorgaben hinaus gehen. Eine zusätzliche Finanzierung von Kindertagesstätten, sei es über die Erhöhung der Beiträge des Kantons oder über Lohnprozente, gehört nicht in die SV17. Auch eine zusätzliche Erhöhung der Kinderzulagen ist nicht zielführend.

Wettbewerbsfähigkeit stärken

Der Kanton St.Gallen müsse die SV17 nutzen, um seine steuerliche Wettbewerbsfähigkeit zu stärken – gerade im Vergleich mit den umliegenden Kantonen. «Denn statische Berechnungen von Steuerverlusten sind unrealistisch. Ist ein Standort steuerlich attraktiv, wird er mittelfristig Steuersubstrat anziehen und letztlich die Steuereinnahmen erhöhen.» Deshalb brauche es aus Sicht der Verbände ein mutigeres Vorgehen, das die Standortattraktivität erhöht.

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Die Ostschweiz

«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.