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Erfahrungsbericht

Rheintalerin bastelt sich einen «Attest-Stern»

Elisabeth Vetsch aus Au hat ein Attest, das sie von der Maskenpflicht befreit. Dennoch kommt es immer wieder zu unschönen Konfrontationen mit Mitmenschen. Sie hat sich nun selbst geholfen - mit einem selbst gebastelten Stern, den sie trägt. Seither scheint die Kritik verstummt.

Stefan Millius am 16. Januar 2021

Es ist ein Spiessrutenlauf für sie, wie uns Elisabeth Vetsch aus dem St.Galler Rheintal berichtet. «Wieder einmal steht der wöchentliche Einkauf an. Die Nacht davor schlafe ich schlecht, weil ich mich wieder einmal dem 'Maskenball' stellen muss. Aber es bleibt mir nichts anderes übrig. Also auf in den Kampf»

Und weiter: «Eingang Rheinpark in Heerbrugg bis Migros stört sich keiner an unserer Maskenlosigkeit. Das Personal ist freundlich und fragt nicht einmal nach. Bis zur Hälfte geht der Einkauf gut. Dann ein deutscher Zeitgenosse: 'Wo ist Ihre Maske? Sie stecken hier alle an! Ihr seid Mörder!' Wir reagieren nicht darauf und gehen weiter. Noch lange keift er hinter uns her. Andere schütteln den Kopf, sagen aber nichts.»

Das Spiel wiederhole sich, erzählt Elisabeth Vetsch:

«Andere Woche, wieder Einkauf. Wieder alles okay, bis ein jüngerer Mann um die Ecke beim Regal geschossen kommt und schreit: 'Was seid ihr für Idioten?' Mein Mann antwortet ganz ruhig: 'Etwa der gleiche wie Du.' Da geht der aber richtig ab. Er kommt auf ca. 50 Zentimeter auf meinen Mann los und schreit: 'Pass auf, was du sagst, oder ich knall dir eine!' Daraufhin habe ich meinen Mann weggezogen und bin einfach weiter gegangen. Puls: Minimum 150. Beim dritten Einkauf: 'Blockwart' schiesst um die Ecke und schreit, als ob wir hochgradig schwerhörig wären: 'Maske, sofort die Maske auf! Ihr spinnt wohl! Wollt ihr alle anderen anstecken?' Wir reagieren nicht und kaufen weiter ein. Der schreit aber noch eine ganze Weile hinterher. Wie ich mir vorkomme? Hilflos, ausgegrenzt, diffamiert.»

Irgendwann habe sie sich entschieden, sich zu wehren, wenn nicht verbal, dann mit anderen Mitteln. Deshalb bastelte sie sich einen gelben Stern, der an die dunkelste Zeit der Menschheit erinnert. «Anders geht es, dank BR und Konsorten, anscheinend nicht mehr», sagt Elisabeth Vetsch.

Mitte Dezember habe sie sich wegen etwas anderem beim Marktleiter des Rheinpark per Mail gemeldet. Ein Verantwortlicher habe sie angerufen, «und wir hatten ein wirklich gutes Gespräch. Er duldet derartige Angriffe im Rheinpark nicht und ich soll bei einem weiteren Vorfall einen Angestellten bitten, ihn sofort zu rufen, damit er einschreiten kann. Es widerstrebt mir aber, jedes Mal einen Aufstand zu machen.»


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Interventionen beim Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB) hätten gar nichts gebracht ausser einem Hinweis, dass man bei Insieme «so was wie Visitenkärtchen herunterladen kann.» Da stehe drauf: «Von Schutzmaske befreit / Aus medizinischen Gründen kann ich keine Schutzmaske tragen. Ich bitte um Ihr Verständnis.» Für Elisabeth Vetsch kein gangbarer Weg: «Soll ich nun jedem, der motzt, so ein Kärtchen in die Hand drücken? Auf meinen Hinweis, dass mit dem Geld, mit dem man immer wieder neue «Verordnungstafeln» produziert - jedes Mal in einer anderen Farbe -, auch mal eine Kampagne für 'Behinderte' machen könnte, geht das EGBG mit keinem Wort ein.»

Ihr Stern ist übrigens mit einem Gummiband ausgestattet, «damit ich mir dieses Ding einfach, falls nötig, über den Ärmel ziehen kann. Nicht schön, aber effektiv!»

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Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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