Es sind ungefähr zwölf Monate vergangen. Zwölf Monate, in denen sich etwas bewegte. Anfangs laut, dann still. Zwölf Monate, in denen man protestierte, debattierte, agierte. Zwölf Monate ist es her, George Floyds Tod.
Nun ist es leise, der anfängliche Krach verklungen. Es ist fast totenstill. Doch wieso haben wir aufgehört, laut zu sein? Wo ist unser Kampfgeist, der sich gegen den Rassismus stellte? Haben wir etwa aufgegeben? Oder hat sich das Problem von selbst gelöst?
Weder noch. Wir können, nein wir dürfen uns nicht mit der Situation zufriedengeben. Denn der Rassismus ist längstens nicht verschwunden.
Was vor noch zwölf Monaten im Namen von #BlackLivesMatter gegen Rassismus kämpfte, ist heute eine andere Bewegung. Dieses Mal geht es jedoch nicht um Afroamerikaner, sondern um Menschen mit asiatischer Herkunft.
Seit dem Beginn der Pandemie im Frühling 2020 hat sich der Rassismus gegen Asiaten immer mehr verbreitet. Man beschuldigt sie für den Ausbruch der Pandemie, da sich das Corona-Virus Ende 2019 von China aus verbreitete.
In den Vereinigten Staaten gab es schon vor der Pandemie Misstrauen gegenüber der asiatischen Bevölkerung. Dies kann auf den Zweiten Weltkrieg zurückgeführt werden, in dem Japan einen Überraschungsangriff auf Hawaii startete und später Krieg gegen die USA führte.
Heute, fast drei Generationen später, werden asiatische Amerikaner diskriminiert, angegriffen, ja sogar erschossen.
Rassismus besteht immer noch, vielleicht sogar noch mehr als vor zwölf Monaten. Doch wieso haben wir die Bewegung #BlackLivesMatter vergessen? Wo ist die Welle des Kampfes, wieso sind wir still?
Werden wir laut für die Menschheit! Denn wir sind eins; Afrika, Amerika, Antarktis, Asien, Australien, Europa. Die Wellen sollen dröhnen und tosen und Gerechtigkeit fordern. Für alle Menschen.
Nie wieder soll es totenstill sein.
Lea Tuttlies (*2002) aus Amriswil studiert in Erfurt Internationale Beziehungen.
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