Wer Eigentumswohnungen verkaufen will, muss auffallen. Zum Beispiel mit einem Hinweis auf Michael Schumacher. Auch wenn der nichts mit dem Ganzen zu tun hat.
Im ausserrhodischen Wolfhalden entsteht eine Überbauung mit 16 Eigentumswohnungen. So weit, so unspektakulär. Wie also bringt man die Meldung an den Mann beziehungsweise an potenzielle Käufer?
Zum Beispiel mit einer E-Mail an die Medien, die so beginnt: «In der Gemeinde Wolfhalden, in der einst Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher Wohnsitz nehmen wollte, entstehen in den nächsten Monaten 16 moderne Eigentumswohnungen mit Seesicht. Kürzlich erfolgte dazu der Spatenstich.»
Es folgt eine Medienmitteilung mit weiteren Informationen zu den Eigentumswohnungen. Geräumig, tolle Hanglage mit schönem Ausblick und die immer beliebte Floskel «ländliche und trotzdem zentrale Lage».
Was das alles mit Michael Schumacher zu tun hat? Natürlich nichts. Der hat sich um die Jahrtausendwende um ein Grundstück in Wolfhalden bemüht, musste dann aber aufgrund zahlreicher Einsprachen klein beigeben und entschied sich für die Westschweiz. Gewohnt hat er nie in Ausserrhoden.
Im Februar 2002 platzte der Traum von Wolfhalden, den berühmten Formel1-Piloten als Steuerzahler zu haben. Das ist rund 17 Jahre her, eine ganze Generation. Aber noch heute verweisen die Vermarkter einer neuen Überbauung auf den Fast-Mitbürger Schumi. Man weiss nicht, ob man lachen oder weinen soll.
Wenn das Schule macht, wartet einiges auf uns. Mit Sicherheit sind zahlreiche Prominente schon einmal «fast» in einer Ostschweizer Gemeinde gelandet. Wir stellen uns schon die Ortsschilder vor: «Affeltrangen - Um ein Haar die Wohngemeinde von George Clooney». Oder auch: «Häggenschwil - Der geplatzte Wohntraum von Oprah Winfrey».
Nun kann man nur hoffen, dass sich 16 Hardcore-Schumi-Fans finden, die um jeden Preis eine Wohnung dort erwerben wollen, wo man ihr Idol nicht haben wollte.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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