«Tu nicht so sexistisch. Du wolltest es doch auch.» – «Du übertreibst. So schlimm war es sicherlich nicht.» – «Belästigt wird man nur, weil man es zulässt.»
Statements wie diese muss man sich als Frau nicht selten anhören. Tatsächlich sind dies alles Aussagen, die ich mir anhören musste, wenn ich erzähle, was mir schon passiert ist.
Das Leben als Frau ist alles andere als einfach. Man sollte denken, dass in einer so fortschrittlichen Welt, in der wir leben – eine Welt, in der Emanzipation immer mehr an Wert gewinnt – so etwas tabu sein sollte. Ist es aber nicht.
Ich möchte mit dieser Kolumne nicht gegen Männer hetzen oder behaupten, dass alle Männer so sind. Gewiss nicht! Ich bin es einfach leid, von Freundinnen oder auch aus eigener Erfahrung mit solchen Dingen konfrontiert zu werden.
Ich frage mich, was sich eine Person (ich schreibe bewusst geschlechterneutral) denken muss, wenn man jemanden mit sexistischen Bemerkungen anspricht oder sogar dreist genug ist, eine fremde (!) Person zu berühren – ohne Aufforderung.
Ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen. Ich habe diese Angst selbst schon empfunden. Dieses bedrückende Gefühl, bevor man abends in den Zug einsteigt, nur weil man weiss, dass man nicht alleine ist. Wenn man sich erst ein wenig sicherer fühlt, wenn man den Pfefferspray oder den Schlüssel in der Hand hält. Wenn der Nachhauseweg zum Albtraum wird.
Diese Angst kommt nicht aus Schauergeschichten, sondern von Erlebnissen, über die die meisten nicht sprechen wollen, weil sie zu den Tabu-Themen unserer Gesellschaft gehören. Und die, die sich tatsächlich aufzustehen trauen, um dieses Thema anzusprechen, treffen oft auf nur wenig Verständnis.
Jede fünfte Frau hatte schon einmal mit sexuellen Übergriffen zu tun, so heisst es in einem Artikel von «Amnesty International». Man kann leicht in Zahlen sprechen, aber was man tatsächlich herauslesen sollte, ist, dass es zu viele sind. Wann wird man das endlich begreifen?
Es darf kein Tabu-Thema mehr sein. Denkt an eure Töchter, eure Schwestern, an eure Freundinnen. Sexuelle Übergriffe müssen gestoppt werden!
Lea Müller (*2001) aus dem Kanton Thurgau ist Studentin in Fribourg. Sie interessiert sich für Sport und schreibt seit ihrem 12. Lebensjahr Geschichten.
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