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Fachbeitrag

Shared Living – gemeinsam mit der Generation Z in die Zukunft

Ob Autos, Software, Jobs oder Wohnraum – die Idee des Nutzens beziehungsweise Teilens statt Besitzens hat hohe Wellen geschlagen. Vor allem unter jungen Menschen ist die Sharing Economy weit verbreitet, auch in der Schweiz.

Thomas Kollhopp am 25. April 2023

Als Airbnb hierzulande Fuss fasste, stand das Jahr 2009 in den Kalendern. Doch die Appartementvermietungen auf Zeit sind, ebenso wie die aufkommenden Co-Housing- und Shared-Living-Modelle erst der Anfang. Denn die Jugend hat andere Vorstellungen von Immobilien als die Generationen vor ihr. Dementsprechend konfrontiert sie die Bau- und Immobilienbranche mit ungewohnten Anforderungen.

Während die Babyboomer Immobilien als Statussymbol betrachteten und erst mit dem Alter in kleinere, barrierefreie Häuser ziehen, setzt die Generation X, geboren zwischen 1965 und 1979, auf Individualisierung und Differenzierung, berichtete die Handelszeitung. Ihre Vertreter bevorzugen Immobilien mit modernem, funktionalem Design sowie optimaler Anbindung an Verkehrswege und öffentliche Infrastrukturen. Wer zwischen 1980 und 1995 geboren sei, lege grossen Wert auf Selbstverwirklichung, Freizeit und persönliches Glück – habe ein Bedürfnis nach Flexibilität, Gemeinschaft, alternativen Wohnformen und Nachhaltigkeit. Die Millennials entscheiden sich aufgrund ihrer finanziellen Lage oft für Shared-Living-Optionen, wie WGs oder Co-Living-Spaces, in Städten. Sie schätzen die Nähe zu Arbeit, öffentlichem Nahverkehr und Freizeitmöglichkeiten. Zudem fordern sie Nachhaltigkeit ein. Ihre Nachfolger, die Generation Z, bevorzugen einfache, smarte Wohnlösungen gepaart mit dem Wunsch nach Vernetzung und Zentrumsnähe. Dabei zeigen Studien eine Skepsis der jungen Generation gegenüber dem Hauskauf. Lediglich 25 Prozent glauben, sich später eine Immobilie leisten zu können. Daher können alternative Wohnformen wie Co-Living und Mikroapartments Konzepte der Zukunft sein.

Flexibilität ist das Gebot der Stunde

Aus diesen Gründen bezeichneten die Autoren es zu Recht als fraglich, ob die jüngeren Generationen an den 420.000 bis zum Jahr 2045 frei werdenden Eigenheimen in der Schweiz interessiert sind. Stattdessen müsse sich der Immobiliensektor anpassen und auf die Bedürfnisse der verschiedenen Generationen eingehen. Was die Gestaltung betrifft, lautet das Credo der Stunde: flexible Nutzung, wie die Immobilienvermittler Engel & Völkers erläutert haben. Sie schrieben: „Klassische Immobilienkonzepte mit klaren Funktionen einzelner Räume werden aufgebrochen, so verschmelzen etwa Küche und Wohnzimmer oder Arbeits- und Schlafzimmer miteinander. Auch Konzepte, deren gesamte Wohnfläche sich innerhalb eines grossen Raumes ohne Türen und Barrieren befindet, liegen im Trend.“

Doch die Veränderungen betreffen nicht nur die Gestaltung der Immobilien. Ein Rundum-Service sowie massgeschneiderte Beratung sind der Handelszeitung zufolge gleichfalls wesentliche Faktoren. Sie basieren ebenfalls auf grundlegend anderen Voraussetzungen als bisher. So lege die ältere Generation „Wert auf eine offene Kommunikation, transparente Dienstleistungen“ und „umfassende Beratung zu allen Aspekten des Kaufs, Verkaufs oder der Instandhaltung einer Immobilie“. Die Generation X indes sei überaus skeptisch gegenüber Immobilienagenturen oder Beratern und versuche ihr Glück oft selbst. Millennials hingegen suchen den Kontakt zu Beratern, um sich vor finanziellen Schäden aufgrund falscher Entscheidungen zu schützen. Jedoch seien ihnen nicht nur digitale Services, sondern auch Nachhaltigkeit und Unternehmenswerte wichtig. Die Generation Z zeige sich offen für eine professionelle Beratung, gerne zeitlich flexibel mit Online-Angeboten. Allerdings seien ihre Vertreter daran gewöhnt, dass alles zu jederzeit verfügbar sei und hegen diese Erwartungen auch gegenüber Dienstleistern. Entspreche der Service nicht ihren Anforderungen, verteilen sie schnell negative Online-Bewertungen.

Darüber hinaus müssen sich alle anderen involvierten Unternehmen anpassen, deren Geschäftsmodelle in der Vermarktung, Finanzierung oder Bewirtschaftung von Immobilien oder in Services dafür bestehen. Dabei kommt ihnen die fortschreitende Digitalisierung entgegen. Technologien wie die Blockchain und Proptech ermöglichen disruptive Lösungen, die deutliche Wettbewerbsvorteile verschaffen können. Beispiele sind neue Lösungen für Vermietung, Verkauf, Dokumentenmanagement, Immobilien-Bewirtschaftung, Immobilienverwaltung und -bewertung, Smart Home sowie digitale Crowdfunding- und Portfolio-Management-Plattformen, wie im Beitrag „Proptech: So wird die Immobilienwirtschaft digital“ beschrieben ist.

Gen Z frühzeitig einbeziehen

Um die anstehenden Aufgaben erfolgreich erledigen zu können, benötigen Unternehmen und Organisationen in jedem Fall jedoch Spezialisten, die über technologische Expertise verfügen, aber auch den Markt, die Entwicklungen und die Regularien kennen. Zudem sollten sie Chancen und Risiken abwägen, sämtliche relevanten Aspekte in Bezug auf alle Generationen miteinander in Einklang bringen und ganzheitlich denken können. Nicht zuletzt gilt es, Kunden, Teammitglieder sowie Geschäftspartner zu überzeugen.

All dies fällt leichter mit einem divers aufgestellten Team, das verschiedene Ansprüche abbildet. Darin sollten jüngere Generationen früh integriert werden. Dies hat das Institut für Verwaltungs-Management der ZHAW School of Management and Law bestätigt: „Für den Standort der Zukunft heisst das, bei der Standortplanung die Gen Z bereits von Anfang an in die Planung einzubeziehen.“

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Autor/in
Thomas Kollhopp

Thomas Kollhopp ist Partner / Leiter Geschäftsfeld Bau & Immobilien bei Nellen & Partner in Zürich.

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