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Fachbeitrag

Sind Quereinsteiger die idealen Bewerber von morgen?

Trotz Fachkräftemangel und digitaler Transformation gibt es in der Schweiz keine Quereinsteigerkultur. Das sagen 81 Prozent der HR-Manager laut der aktuellen Umfrage von Rundstedt mit HR Medium Today.

Nellen & Partner am 29. November 2022

An der Befragung nahmen bis August 2022 insgesamt 985 HR-Manager aus unterschiedlichen Branchen der Schweiz teil.

Lediglich knapp jeder dritte HR-Manager gibt Quereinsteigern eine Chance. Im Vergleich haben es Kandidaten aus dem Ausland, Bewerber im Alter Ü 60 sowie Mütter leichter. Das gilt selbst dann, wenn Letztere viele Jahre dem Arbeitsmarkt fernblieben. Die Unternehmen stellen zudem lieber Spezialisten als Generalisten ein, wie 61 Prozent der Befragten angaben. Ohne Branchenerfahrung haben es die Kandidaten ebenfalls sehr schwer. Gleichzeitig bestätigen rund 60 Prozent der HR-Manager, dass nach wie vor zu wenig in die Weiterentwicklung und -bildung der Arbeitnehmer investiert wird. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, profitieren Unternehmen davon, auch Bewerbern mit Lücken im Lebenslauf oder Teilqualifikationen eine Chance zu geben.

Der Quereinstieg ohne Brief und Siegel

In vielen Bereichen ist es längst üblich, dass sich Menschen in neue Berufsfelder entwickeln und durch Weiterbildung zusätzliche Qualifikationen erwerben. Nicht immer handelt es sich um eine klassische Weiterbildung mit Zertifikat. Im IT-Bereich eignen sich Menschen aus Interesse Fähigkeiten an und bilden sich im Selbststudium aus. In standardisierten Bewerbungsprozessen fallen diese Kandidaten leicht durchs Raster. Ihre Eignung zu bewerten, fällt möglicherweise den Mitarbeitenden in der Personalabteilung schwer. Auch können Bewerber mitunter kaum einschätzen, auf welche Stelle sie mit ihrem aussergewöhnlichen Profil passen. Ein Probetag kann ein gutes Angebot sein, damit beide Seiten klarer erkennen, worauf sie sich einlassen. Wer seine Programmierkenntnisse als sehr gut angibt, kann an einem solchen Tag eine Kostprobe seines Wissens geben. Umgekehrt bekommt der Bewerber einen Einblick in den Schwierigkeitsgrad seiner künftigen Aufgaben.

In der sich rasant verändernden Arbeitswelt können Quereinsteiger zu idealen Mitarbeitenden werden. Wer den nötigen Biss und Lernwillen hat, sich einmal beruflich zu verändern, wird es auch ein zweites Mal tun. Mit flexibel einsetzbaren Mitarbeitenden agiert ein Unternehmen wendiger. Besonders in der IT fehlen zudem Fachkräfte. In diesem Bereich ist es essenziell, auf dem Laufenden zu bleiben, um neue und innovative Technik zu verstehen und sie zielgerichtet zu nutzen.

Wie Unternehmen vom Wissen der Quereinsteiger profitieren

Ein weiteres Argument pro Quereinsteiger ist die Diversität des Teams. Setzt der Arbeitgeber für seine IT ausschliesslich auf Informatiker mit abgeschlossenem Studium und einer bestimmten Berufserfahrung, führt dies meist zu einem homogenen Team. Kommen zu den klassischen Fachkräften mit Spezialistenkarriere auch Quereinsteiger, hat dies mehrere Vorteile. Diese Menschen bringen Erfahrung und Kompetenz aus anderen Themen und Branchen mit.

Deshalb sollten Unternehmen etwas um die Ecke denken. Wer viele Jahre in der Gastronomie tätig war, ist vermutlich stressresistent. Hat ein anderer Kandidat lange in der Gesundheitsbranche gearbeitet, kann er mutmasslich gut mit Menschen umgehen. Kommt dazu das Interesse an und die Fähigkeit zum Lernen und Weiterbilden, handelt es sich um ausgesprochen fähige Mitarbeiter. Mitunter kommen Menschen über private Neigungen zu einem beruflichen Neuanfang. So hat sich jemand vielleicht in seiner Freizeit IT-Kenntnisse angeeignet, um die Website für seinen Sportverein zu programmieren. Kommt bei diesem Bewerber noch Kreativität und analytisches Denken dazu, kann es sich schon fast um die Idealbesetzung handeln.

Der Blickwinkel von Quereinsteigern ist damit möglicherweise weiter als bei jenen Menschen, die noch keinen solchen Wechsel vollzogen haben. Zudem sind Teams mit Quereinsteigern meist diverser in Bezug auf Alter, Geschlecht und Herkunft zusammengesetzt. Diverse Teams gelten als innovativer und erfolgreicher. Obendrein können sie das Recruiting erleichtern. Kann ein Arbeitgeber auf sein vielfältiges Team verweisen, fühlt sich kein Bewerber ausgeschlossen.

Der passende Lohn für Quereinsteiger

Eine längere Berufserfahrung schlägt sich üblicherweise positiv im Salär nieder. Das gilt zumindest für eher gradlinige Karrierewege oder im Anschluss an eine hochwertige Weiterbildung. Wer sich durch einen Quereinstieg beruflich verändert, muss mitunter zunächst ein niedrigeres Einkommen in Kauf nehmen. Mit einer langfristig positiven Perspektive ist ein vorübergehend geringeres Salär nicht problematisch. Allerdings bewerten manche künftigen Arbeitgeber einen solchen Lohnrückgang kritisch, insbesondere wenn er bei mehr als 15 Prozent liegt. Bei einem deutlich kleineren Einkommen nehmen sie an, dass der Mitarbeiter bei passender Gelegenheit wieder eine besser dotierte Stelle sucht. Andere vermuten, dass die Lohneinbusse zu einer niedrigeren Motivation führt. Sowohl das Recruiting als auch das Onboarding verändert sich durch Quereinsteiger. Dieser Herausforderung stehen vielfältige Vorteile gegenüber, die aus einem diverseren Team entstehen.

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