Er begleitet uns frühmorgens, und nun auch über die Festtage: Joe Keller, genannt Morgen-Joe, Moderator bei FM1, macht die Feiertage kurzerhand zu Arbeitstagen. Weshalb, sagt er im Interview.
Arbeiten, wenn andere unter dem Baum sitzen oder zum Jahreswechsel anstossen: Weshalb hast du dich dafür entschieden?
Ich begleite unsere Hörerinnen und Hörer durch die Feiertage. Am Heiligen Abend haben wir von 13 bis 19 Uhr alle bekannten und weniger bekannten Weihnachtslieder gespielt.
Entweder hasst man Weihnachtslieder – oder man liebt sie. Wie verträgst du so viele Weihnachtssongs hintereinander?
Tatsächlich gut. Ich finde es schön, wenn es an diesem Tag mal etwas ganz anderes zu hören gibt, als es sonst unter dem Jahr der Fall ist. Anschliessend reicht es dann aber auch wieder (lacht).
Manche arbeiten gerne an diesen Tagen, für die anderen ist es ein Graus. Wie ist es bei dir?
Ich arbeite gerne an diesen Tagen – und habe mich sogar freiwillig zum Dienst gemeldet. Einerseits finde ich es speziell von der Musik her. Andererseits herrscht aber auch eine schöne Stimmung. Bei FM1 versuchen wir, an diesen Tagen besonders viel Hörerkontakt zu schaffen – sei es über Sprachnachrichten oder direkt übers Telefon. Ich finde es cool, dass ich die Leute bei den letzten Vorbereitungen fürs Fest über das Radio begleiten darf.
Wie wichtig sind dir denn persönlich die Feiertage?
Ehrlich gesagt nicht sonderlich wichtig, deshalb melde ich mich auch freiwillig, um zu arbeiten. Meine Arbeitskollegen, denen Weihnachten viel bedeutet, oder solche mit Kindern haben viel mehr davon, wenn sie frei haben. Ich habe aber keine Probleme, mich in die spezielle Stimmung reinzufühlen – und kann jeden verstehen, dem die Feiertage am Herzen liegen.
Unterscheidet sich die Arbeit an diesen Tagen von denen des «normalen» Alltags?
Wir sind freier als sonst. Unter dem Jahr gibt es viele Promotionen oder Aktionen, das Programm ist viel mehr ‘durchgetaktet’. Über die Festtage können sich die Hörerinnen und Hörer einbringen, sie können mal eine Geschichte erzählen oder ihre Weihnachtscharts wählen.
Wie ist die Stimmung jeweils bei den Hörerinnen und Hörern?
Man merkt, dass sie mehr Zeit haben als unter dem Jahr – ausser vielleicht am 24. Dezember, wenn sie noch die letzten Vorbereitungen treffen. Aber sonst ist die Stimmung besinnlich, es melden sich Menschen, die stolz sind, wenn sie etwas erzählen dürfen – vielleicht, was sie geschenkt bekommen haben oder was sie über die Festtage machen. Oder es meldet sich mal ein Kind, was unter dem Jahr auch nicht besonders oft vorkommt, weil sie ja zur Schule müssen. Was ich ebenfalls sehr zu schätzen weiss, ist die persönliche Interaktion mit den Hörerinnen und Hörern. Wir haben bei FM1 eine sehr treue Hörerschaft. Und es bedeutet mir sehr viel, wenn sie uns persönlich mit einer Nachricht schöne Festtage wünschen – oder Danke sagen, dass wir sie täglich begleiten. Ohnehin fühle ich mir sehr privilegiert, meinen Job ausüben zu dürfen. Und an diesen Tagen wird einem das einmal mehr bewusst.
Gibt es ein Ritual oder etwas, was du am Heiligen Abend oder Silvester machst – trotz Arbeit?
Meistens gibt es jemandem im Team, der Weihnachtsguetzli mitbringt. Einen geschmückten Christbaum haben wir sowieso im Studio. In diesen Tagen ziehe ich meinen FC St.Gallen-Weihnachtspulli an. Dadurch, dass wir ein total anderes Weihnachtsprogramm senden, ist auch gleich die Stimmung anders.
Holst du die Feiertage nach?
Ich weiss es ehrlich gesagt noch nicht. Am 25. Dezember gab es ein Familientreffen bei meiner Freundin, zu welchem ich dann verspätet dazugestossen bin. Mit meiner eigenen Familie treffen wir uns einmal zu einem Mittagessen – wann das sein wird, haben wir aber noch nicht festgelegt.
Dir sind die Festtage nicht so wichtig – wie sieht es aber mit dem Umfeld aus? Wie reagieren deine Lieben, wenn du an diesen Tagen nicht da bist?
Sie haben volles Verständnis für meinen Job. Meiner Mutter ist Weihnachten sehr wichtig, sie hat bei meinem Bruder gefeiert. Und sie freut sich auch in einigen Tagen, wenn sie mich dann mal sieht (lacht). Meiner Freundin bedeuten die Festtage ebenfalls nicht so viel. Von daher sind wir da relativ entspannt.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.