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Fachbeitrag

So profitieren Unternehmen von Sabbaticals und Workations

Wenn in Mitarbeitergesprächen Wünsche und Pläne thematisiert werden, kommen regelmässig auch Sabbaticals oder Workations auf die Agenda. Derzeit kann das mehr denn je der Fall sein. Immerhin sind Suchanfragen nach den beiden Begriffen Google Trends zufolge weltweit gestiegen.

Renata Kratzer am 27. Dezember 2022

Für manchen Entscheider, insbesondere in kleineren Unternehmen, klingt das nach Urlaub und Freizeit. Doch Workations und Sabbaticals haben Potenzial, sich positiv auf die Arbeitsleistung auszuwirken.

Der Begriff Workation ist aus den englischen Wörtern „Work“ sowie „Vacation“ zusammengesetzt und bezeichnet Modelle, die sowohl Arbeit als auch Freizeit beinhalten. Dabei können nicht nur einzelne Mitarbeiter inklusive Führungskräfte, sondern auch ganze Teams Workations antreten. Beim Sabbatical handelt es sich um einen längeren Sonderurlaub. Vor allem in Grosskonzernen gehören Sabbaticals zum Standardangebot, wie die Neue Zürcher Zeitung berichtete – und das aus gutem Grund. Entsprechende Offerten treffen den Puls der Zeit.

Weniger Burn-out, höhere Produktivität

Einer Studie der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) zufolge sind 70 Prozent der Arbeitnehmer zwischen 18 und 38 Jahren an einem Sabbatical interessiert und wünschen sich, dass mehr Arbeitgeber diese Möglichkeit anbieten, so das Fachportal hrm.de. Sie wollen ein Sabbatical für Reisen, neue Erfahrungen, geistige und körperliche Erholung, Selbstfindung oder Weiterbildung nutzen. Für ein Workation-Modell sind 42 Prozent offen, heisst es in einer Studie der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners. Insbesondere angesichts weiterhin kritischer Stress- und Arbeitsbelastung, wie Travail.Suisse im neuen „Barometer Gute Arbeit“ auswies, ergeben sowohl Workation als auch Sabbatical Sinn. „Wer viele Jahre im selben Job arbeitet, wird irgendwann müde. Eine Pause kann helfen – auch dabei, die Arbeit wieder zu lieben“, schrieb etwa ZEIT ONLINE über Sabbaticals. Hauptsächlich bei jüngeren Mitarbeitern kann die befristete Freistellung ein Instrument sein, um die Arbeitskraft und Motivation zu erhalten, so die FHWS. Aber auch Workation hat nach Angaben des Softwareherstellers Recruitee vielfältige Vorteile: weniger Burn-out, verbesserte Arbeitsmoral, besseres Wohlbefinden, höhere Produktivität und Qualität, höhere Arbeitszufriedenheit sowie geringere Mitarbeiterfluktuation.

Die Kehrseite der Medaille

Doch es gibt auch Gefahren. Problematisch wird es oft, wenn das Angebot nicht zur Stelle und zum Mitarbeiter passt. Nicht alles, was möglich ist, ist gut. Vielmehr kann die Vielfalt schnell unübersichtlich erscheinen und dazu führen, dass sich beispielsweise ein Entwicklerteam an einem Ort ohne stabiles Internet wiederfindet oder ein Kundenservice-Leiter in einem fernen Land mit immenser Zeitverschiebung. Um solche Fiaskos zu vermeiden, kann es eine Orientierung sein, etwa Workation-Angebote zu suchen, die sich auf bestimmte Varianten spezialisiert haben und über optimale Rahmenbedingungen verfügen. Dabei kann es sich um einzelne regionale Anbieter handeln, die ein Bergoffice oder ein Co-Working-Hotel bieten, wie die Handelszeitung beschrieb, oder um Plattformen, die eine Vielzahl von Angeboten vermitteln.

Unabhängig davon ist eine professionelle Auseinandersetzung mit Workations und Sabbaticals im Unternehmen unabdingbar. Denn das Thema ist komplex. Allein die verschiedenen Modelle von Sabbaticals muten als Wissenschaft an, auch wenn es Prof. Dr. Steffen Hillebrecht, Professor für Medienmanagement an der FHWS, zufolge lediglich drei verschiedene Modelle gibt. Denn diese sollten in unterschiedlichen Situationen Anwendung finden. Die grundsätzliche Freistellung ohne weitere Bezüge sei geeignet, wenn Elternzeit oder die Pflege von Angehörigen anstehen. Die Realisierung des Sabbaticals über Arbeitszeitkonten sei sinnvoll, wenn der Mitarbeiter Projektaufgaben wahrnehme und die Zeit zwischen zwei Projekten durch Freistellung überbrückt werden solle. Darüber hinaus seien Modelle möglich, bei denen der Mitarbeiter offiziell auf eine Teilzeitstelle wechsle, aber weiterhin Vollzeit arbeite. Zudem müssen die rechtlichen Vorschriften eingehalten werden.

Sabbaticals und Workation ganzheitlich beleuchten

Darüber hinaus sind Sabbaticals und Workations kein isoliertes Thema. Die Motivation, warum Mitarbeiter diese antreten wollen, spielt eine grosse Rolle, so hrm.de. Wer sich beispielsweise weiterbilden möchte, strebe eine Entwicklung an – zur Not auch in einem anderen Unternehmen. Deshalb sollten Entscheider und Personalverantwortliche die weitere Karriereplanung ebenfalls im Blick haben. Nicht zuletzt gilt es, Übergabeszenarien auszuarbeiten und Sabbaticals sowie Workations gezielt fürs Employer Branding zu nutzen. Letzteres ist zum Beispiel möglich, indem entsprechende Benefits in Stellenanzeigen und auf der Website kommuniziert werden, aber auch indem Mitarbeiter eingeladen werden, in sozialen Netzwerken oder Blogs über ihre Erfahrungen zu berichten. Auf diese Weise entsteht Strahlkraft. Diese wiederum kann im stärker werdenden Wettbewerb um Talente für die eine oder andere Nachwuchskoryphäe ein ausschlaggebender Faktor sein, um eine Stelle im Unternehmen anzutreten.

Somit heisst es für Führungskräfte also: loslassen, wenn sie Mitarbeiter halten möchten, wie es das Zukunftsinstitut formulierte, aber gleichzeitig, Auszeiten gezielt zu gestalten. Damit Sie dafür den Rücken frei haben, unterstützen wir Sie gern. Wir helfen Ihnen, Führungskräfte zu finden, die wissen, worauf es bei der Planung von Workations und Sabbaticals ankommt, damit Sie das bereichernde Potenzial dieser Instrumente für sich nutzen können.

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Autor/in
Renata Kratzer

Renata Kratzer ist Management Consultant bei Nellen & Partner. Sie hat Biochemie studiert und in führenden Unternehmen in der Schweiz 18 Jahre praktische Erfahrung als Researcherin im Executive Search gesammelt. Sie unterstützt Mandanten aus der Bau- und Immobilienbranche bei der Besetzung von Kader- und Spezialistenpositionen.

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