logo

Kunstgruppe aus Zürich

So ticken die «Schrägen Vögel» wirklich

Eine Gruppe Menschen, am Rande der Gesellschaft, folgen ihrer Leidenschaft und bringen diese auf die Bühne. Was nach einem «schrägen» Konzept tönt – ist genau so, wie Niggi Schwald, Assistent Planung, Management & Organisaton der Zürcher «Schräge Vögel», im Interview erklärt.

Manuela Bruhin am 21. Juni 2021
false

Ihr nennt euch «Schräge Vögel». Also gleich einmal Hand aufs Herz: Wie schräg seid ihr denn wirklich?

Schon sehr, der Name ist bei uns Programm. Jeder von uns hat seine eigene Geschichte, seine Stärken und Schwächen. Wir nehmen Jeden so, wie er eben ist. Ganz am Anfang waren wir sicher noch etwas schräger, als wir das heute sind. Aber den speziellen Touch der «Schräge Vögel» haben wir uns bis heute erhalten und leben ihn bewusst.

Das Leben läuft eben nicht immer nach Plan. Ihr versteckt euch jedoch nicht, sondern steht auf der Bühne, und spielt eure Geschichten, die vom Leben handeln. Wie viel Echtheit steckt wirklich darin?

Zu Beginn haben wir sicher mehr uns selber gespielt, als das heute noch der Fall ist. Mit der Zeit haben wir Stücke in verschiedenen Sparten, also beispielsweise Krimis, Western, Liebeskomödien, gespielt. Aber unsere Stücke haben immer eine Botschaft, die wir dem Publikum zum Nachdenken mit auf den Weg geben wollen.

Eure Theatergruppe besteht seit 2009. Wie ging es weiter?

Bis wir 2012 den Verein gegründet haben, waren wir in die Sozialwerke Pfarrer Sieber integriert. Nach einem ersten Theaterprojekt war die Begeisterung wirklich riesig und alle wollten weiter machen. Die Liebe zum Theater und die Freude am Theater Spielen ist auch heute noch ungebrochen.

Über all die Jahre, was waren die Highlights, an denen ihr gemerkt habt, dass ihr auf dem richtigen Weg seid? Manchmal sind es ja die kleinen Dinge, die uns das vor Augen halten…

Höhepunkte gab es natürlich in den doch einigen Jahren so manche. Das grösste und für alle sicher eindrücklichste Projekt war unser «Intercambio» (Austausch) mit Chile. Zwei Mal reisten die «Schräge Vögel» nach Santiago de Chile ans Theaterfestival Entepola. Zwei Mal empfingen wir eine chilenische Theatergruppe in Zürich. Für unsere damaligen Verhältnisse eigentlich ein «hirnrissiges» Projekt. Aber mit der sprichwörtlichen «Schräge Vögel»-Beharrlichkeit haben wir auch das geschafft. Ein weiteres Highlight war dann sicher auch unsere Tournee, wo wir eine Woche lang mit einem, zur Theaterbühne ausbaubaren Bauwagen durch den Kanton Zürich getingelt sind. Jeden Abend Aufführung an einem anderen Ort – es war eine echte Herausforderung und hat unser Ensemble noch mehr zusammengeschweisst.

Wir haben 2017 insgesamt 24 Kurzgeschichten aus unseren vielen Erlebnissen in all den Jahren zusammengestellt und in einem Büchlein herausgegeben. Man kann das Geschichtenbüechli auf unserer Homepage www.schraege-voegel.ch bestellen.

Fester Bestandteil eine grosse Theaterproduktion zu sein – wie hilft das den Mitgliedern in ihrem Alltag?

Nun, wir verstehen uns ja als Reintegrations-Projekt. Das Mitwirken an einer Theaterproduktion stärkt das Selbstbewusstsein, fördert die soziale Kompetenz wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und lernt uns, sich in einer Gruppe zu bewegen. Viele Menschen werden, wenn sie am Rand der Gesellschaft leben, zu einsamen Eigenbröt-lern und müssen diese Fähigkeiten wieder erfahren und erarbeiten.

Euer Angebot ist niederschwellig – es kommen also auch Menschen zusammen, für die Pünktlichkeit, Zuverläs-sigkeit etc. nicht mehr selbstverständlich ist. Wie läuft da die Zusammenarbeit ab?

Wir wollen ja genau das vermitteln. Wir sind es gewohnt, flexibel zu sein und finden immer eine Lösung, um diese Probleme zu umschiffen. Genau dieses Improvisationstalent in der Planung und Umsetzung eines Projektes sind eine unserer zahlreichen Stärken.

Kulturangebote gab es in den letzten Wochen und Monate wegen der Corona-Krise nicht mehr. Das hat natür-lich alle Künstler getroffen, doch bei euch dürfte das Drama noch grösser sein, da ein wichtiger Halt für die Mit-glieder plötzlich weggefallen ist?

Ja, die Leute vermissen die wöchentlichen Theaterproben und andere Aktivitäten sehr. Letztes Jahr konnten wir mit Glück im Sommer eine Theaterwoche in Winterthur realisieren und einmal ein Grillabend mit Minigolf, das wars dann auch schon. Seit Mitte Februar sind wir neu auch am Radio zu hören. Mit der Sendung «Schräge Vö-gel» On Air – eifach andersch sind wir jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat im Radio Stadtfilter Win-terthur von 19 bis 19.30 Uhr auf Sendung.

Zukunftsprognosen sind derzeit zwar schwierig. Dennoch: Was denkt ihr, wie und wann es weitergehen wird?

Da zurzeit jegliche Planungssicherheit inexistent ist, konzentrieren wir unsere Planung und das dafür notwendige Foundraising auf das Jahr 2022. Dann feiern wir zehn Jahre Theaterverein «Schräge Vögel» und wollen eine grössere Produktion auf die Bühne bringen.

271b8325-a497-4d77-b23841622611db53

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.