«Ab morgen kriegen sie in die Fresse»: Die Politikerin Andrea Nahles ist die krawallige Studentin geblieben.
Nahes ist der Typ von Mensch, der auch uns aggressiv macht, wenn sie etwa in einer Bäckerei in der Schweiz die Verkäuferin anherrscht: «Ich kriege zwei Schrippen, aber gut gebacken!» Sie traut sich alles zu und hat vor nichts Angst, also glaubt sie, ihre Partei aus der selbstverschuldeten Glaubwürdigkeitskrise herausführen zu können. Sie will sich messen mit ihren Vorgängern, etwa dem charismatischen Ollenhauer, dem Übervater Willy Brandt und, na ja, Gerhard Schröder. Sie alle ordneten sich der SPD unter,
Nahles ist die erste komplette «Ichlingin», sperrig und schwierig. Ausserdem ist sie die erste Frau in einer Arbeiterpartei, die seit 154 Jahren auf Männer vertraut (zum Vergleich: den «Nebelspalter» gibt es seit 147 Jahren, immer erfolgreich dank männlicher Führung). Ihr pralles Ego setzt sie gerne mit schrillem Lachen ein und benutzt es als Häme über andere. Sie ist der Typ einer Klassensprecherin, die sowohl mit den Mitschülern als auch den Lehrern gut auskommen muss und in diesem Zwiespalt für beide Seiten nie ganz vertraulich sein kann. Und sie ist jetzt auch noch eine Trümmerfrau wie ihre Oma, die damals Deutschland zur neuen Blüte verhalf, indem sie dem Staat diente. Aber das war eine andere Zeit, als Frauen die Männer ersetzen mussten. Nahles über alles? Nein, denn «Deutschland, Deutschland über alles» – kann sie nicht.
Wolf Buchinger (*1943) studierte an der Universität Saarbrücken Germanistik und Geografie. Er arbeitete 25 Jahre als Sekundarlehrer in St. Gallen und im Pestalozzidorf Trogen. Seit 1994 ist er als Coach und Kommunikationstrainer im Management tätig. Sein literarisches Werk umfasst Kurzgeschichten, Gedichte, Romane, Fachbücher und Theaterstücke. Er wohnt in Erlen (TG).
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