Raiffeisen hat jahrelang eine junge Golfspielerin mit Sponsoring unterstützt. Die Rede ist von insgesamt über rund 200'000 Franken, die geflossen sind. Heikel dabei: Die Sportlerin ist die Nichte des externen Anwalts, der damals die Löhne, Spesen und Boni der Geschäftsleitung kontrollierte.
Diese Informationen sind das Ergebnis von Recherchen von Radio SRF, das am Mittwochmorgen darüber berichtete.
Konkret geht es um den St.Galler Rechtsanwalt Eugen Mätzler. Seine Aufgabe war es zwischen 2001 und 2017, der Raiffeisen-Führung auf die Finger zu schauen. Die Kontrolle von Bezügen wird bei vielen Unternehmen an Externe ausgelagert. Damit hatte Mätzler Einblick über die Bezüge des ehemalige nRaiffeisen-CEO Pierin Vincenz und seiner Kollegen.
Was für diese Aufgabe an oberster Stelle steht: Unabhängigkeit. Als aussenstehender «Controller» musste Mätzler Situationen vermeiden, in denen er den Auftrag nicht objektiv erledigen kann. Aktuell gibt es keinen Beleg dafür, dass er das nicht getan hat. Die Recherchen von SRF deuten aber zumindest eine heikle Verflechtung an.
Denn Raiffeisen sponserte zwischen 2011 und 2016 eine Golfspielerin, laut SRF sollen über 200'000 Franken geflossen sein; die Bank bestätigt diese Summe allerdings nicht. Pikant: Bei der Frau handelt es sich um die Nichte von Eugen Mätzler. Dieser wiederum liess gegenüber SRF sinngemäss verlauten, er habe damit nichts zu tun und das Geld sei nicht auf seinem eigenen Konto gelandet.
Seltsam wirken die Vorgänge in der Rückschau dennoch. Zum einen, weil Raiffeisen zwar durchaus Sportsponsoring betreibt, aber nicht bekannt dafür ist, sich im Golfsport zu engagieren. Zum anderen, weil die bewusste Golfspielerin in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist und sich das Sponsoring daher sachlich kaum begründen lässt. Die Frage stellt sich: Was brachte dieses Engagement der Raiffeisen konkret? Jedenfalls kaum einen Werbeeffekt. Sollte die Summe von über 200'000 Franken stimmen, war es zudem kein symbolisches Sponsoring, sondern ein handfestes.
Illegal ist Sponsoring dieser Art natürlich nicht. Berührt werden aber Fragen der «Corporate Governance». Die Konstellation ist unschön: Eine Verwandte des Mannes, der die Bezüge der Chefetage einer Bank kontrolliert, wird von derselben Bank finanziell unterstützt.
Der Rechtsanwalt Eugen Mätzler ist alles andere als ein Unbekannter. Er war einst als Parlamentarier in der Stadt St.Gallen aktiv, engagierte sich beim FC St.Gallen sowie beim Schweizerischen Fussballverband.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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